• 8. Oktober 2025
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Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

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Gelegentlich braucht Marcel Fratzscher, der Christian Drosten unter den Ökonomen und zudem Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, etwas Aufmerksamkeit und erstaunlicherweise wird sie ihm immer wieder zuteil. Die ARD, das Flaggschiff unabhängiger Berichterstattung, betreibt unter dem Motto „ABSOLUTE MEHRHEIT“ den Podcast „DIE DA OBEN!“, in dem man gerne Leute zu Wort kommen lässt, die überzeugt sind, etwas zu sagen zu haben. Das hat Fratzscher immer, was man auch bei der ARD weiß. Und so wurde am Montag, dem 6. Oktober, auf Instagram ein Video mit den sogenannten „Hot Takes“ Fratzschers veröffentlicht, ein Format, in dem man den Kandidaten mit Stichworten oder kurzen Sätzen konfrontiert, zu denen er sich dann äußern kann, soll und darf.

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Damit rennt man bei Fratzscher offene Türen ein, denn er äußert sich überaus gerne, wenn auch nicht immer fundiert. Werfen wir also einen Blick auf seine Vorstellungen. Das erste Schlagwort lautet „Wahlrecht ab der Geburt“. Dazu Fratzscher: „Wahlrecht ab der Geburt – absolutes Ja! Wir brauchen, dass die junge Generation mehr Gewicht in der Demokratie bekommt.“ Und deshalb ein Wahlrecht für Säuglinge, für Grundschüler und für Pubertierende, deren inhaltliche Kompetenz selbstverständlich außer Frage steht. Oder sollte ihr Wahlrecht etwa stellvertretend durch ihre Eltern wahrgenommen werden? Oder gar durch einen politisch bestellten Vormund? Am besten gleich durch Fratzscher selbst.

SEDO

Der nächste Punkt: „Zwangs-WG für Rentner in zu großen Häusern.“ Es ehrt ihn, dass er nicht sofort begeistert auf den Zug aufspringt, sondern meint: „Ich würde mir eine Reform des Mieterschutzes wünschen, sodass man leichter tauschen kann. Dass beispielsweise die älteren Menschen mit ihren Kindern oder Enkelkindern tauschen könnten, die wirklich die größere Wohnung für ihre Kinder brauchen.“ Bei Mietwohnungen gibt es in der Regel auch einen Eigentümer, der ein Wort bei der Vermietung seiner Immobilie mitzureden hat, aber solche Kleinigkeiten hat Fratzscher nicht im Sinn, er will das alles über das Mieterschutzrecht regeln. Es wäre übrigens auch möglich, dass die Beteiligten, wenn sie es denn wünschen, ihre jeweiligen Vermieter einfach fragen, doch Fratzscher schätzt es in der Regel, wenn der Staat alles an sich zieht und sich von des Freiheit des Einzelnen nicht allzu sehr einschränken lässt.

Weiter im Text. „Verpflichtendes Sozialjahr ab 18.“ Fratzschers Einschätzung: „Ich bin gegen ein verpflichtendes Sozialjahr ab 18. Ich sehe vor allem, dass die ältere Generation ihrer Solidarität gegenüber der jungen Generation wieder gerechter werden muss.“ Ja, das leuchtet ein. Die ältere Generation hat ja in weiten Teilen schon Wehr- oder Zivildienst geleistet, hat in der Regel 30, 40, manche sogar 50 Jahre gearbeitet und mit ihren Steuern dazu beigetragen, dass nicht nur Schulen und sonstige Einrichtungen für die junge Generation am Laufen gehalten werden könnten, wenn der Staat nicht das Steuergeld verschwenden würde, sondern auch Leute wie Fratzscher finanziert werden, sie hat Kinder großgezogen und sich vermutlich dabei auch gegenüber der jungen Generation solidarisch gezeigt – all das interessiert nicht. Vielleicht weiß es der Ökonom auch gar nicht.

Nun aber geht es ums Klima: „Klima-Soli für alle Baby-Boomer.“ Dazu der Ausnahme-Ökonom: „Es sollte einen Klima-Soli geben für alle Menschen. Nicht nur für die Baby-Boomer, sondern für alle, sodass wir endlich es schaffen, unsere Klimaziele zu erreichen.“ Eine Menge Leute haben aber gar keine Klimaziele, weshalb es nicht sehr sinnvoll ist, von „unseren“ Klimazielen zu sprechen. Für alle, die sich welchen Klimazielen auch immer verschreiben, kann man gerne einen Klima-Soli auflegen, alle andern soll er gefälligst in Ruhe lassen. Dieses Land hat schon mehr als genug Steuern und Abgaben, noch ein weiteres Instrument der Ausplünderung wäre dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Klima wenig förderlich. Ich weiß, diese Art von Klima interessiert den Ökonomen nicht.

Die Podcast-Macher kommen jetzt erst richtig in Fahrt: „Wehrpflicht für Rentner“ werfen sie nun in die Diskussion, und Fratzscher lässt sich nicht lange bitten. „Ich bin für ein verpflichtendes soziales Jahr oder Wehrpflicht für Rentnerinnen und Rentner; wo jeder frei wählen kann, was er machen möchte, um sich ein Jahr noch mal für die Gesellschaft nach Renteneintritt zu engagieren.“ Das war zu erwarten, schon vorher hatte er dekretiert, „dass die ältere Generation ihrer Solidarität gegenüber der jungen Generation wieder gerechter werden muss.“ Nun also Wehrpflicht oder soziales Jahr für Ruheständler. Was ich oben schon über die Solidarität der älteren Generation gesagt habe, trifft hier erst recht zu, ich muss das nicht wiederholen. Für die Gesellschaft haben sie in der Regel schon mehr als genug getan. Dass Fratzscher aber insbesondere auch die Wehrpflicht für „Rentnerinnen und Rentner“ ins Spiel bringt, lässt Erinnerungen an alte Zeiten erwachen. Gab es das nicht schon mal? Das war vor Fratzschers Zeit; es mag sein, dass er noch nie etwas vom zweiten Weltkrieg gehört hat. Doch in einem Punkt muss ich ihm recht geben: Er will, dass „jeder frei wählen kann, was er machen möchte“, und es wäre doch schön, wenn sich der eine oder andere Rentner finden würde, der die ehrenamtliche Betreuung von Marcel Fratzscher übernimmt. Vielleicht kann das seinen Wortfluss etwas verringern.

Und wenn wir schon beim Alter sind, widmen wir uns gleich der Parole „Höchstwahlalter: 70“. Wie üblich, hat Fratzscher eine klare Meinung: „Wenn Menschen in den ersten 18 Jahren nicht wählen dürfen, dann sollten sie in den letzten 18 Jahren ihres Lebens auch nicht wählen dürfen, sodass wir ein besseres Gleichgewicht zwischen Jung und Alt bekommen.“ Welch eine faszinierende Logik! Weil Säuglinge und Grundschüler nicht wählen dürfen, sollen auch die Menschen ab 65 oder 70 – ich weiß ja, nicht, wo er anfangen will – ihr Wahlrecht verlieren, auch wenn sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind. Bedauerlicherweise ist er selbst erst 54 Jahre alt, kann also noch für eine Weile seine Stimme abgeben. Aber hat er an Friedrich Merz gedacht? Der wird im nächsten Monat 70! Darf er sich dann noch selbst wählen? Darf er überhaupt noch gewählt werden? Wenn nicht, wäre es nicht allzu schade, aber dafür gleich allen Älteren das Wahlrecht zu stehlen, ist wohl doch etwas übertrieben.

Damit endet der Reigen der Weisheiten des Marcel Fratzscher. „Si tacuisses, philosophus mansisses“ heißt ein lateinischer Spruch: Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.

Dafür hätte Fratzscher allerdings schon vor langer Zeit mit dem Schweigen beginnen müssen.

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Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Bild: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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