Trump sprach bei einem anschließenden zwölfminütigen Auftritt mit Putin vor der Presse in Anchorage zwar von Einigungen in wichtigen Punkten, blieb Details aber schuldig. Auch Putin erwähnte Vereinbarungen, die Ausgangspunkt für eine Lösung des Ukraine-Konflikts sein könnten. Einzelheiten nannte auch er nicht. Trump sagte, dass der Krieg beendet werden müsse und ein Deal in Reichweite sei. Nach dem Gipfeltreffen traten beide die Heimreise an.
Trump wollte sich nach eigenen Angaben in Kürze mit den Europäern und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj besprechen. „Ich werde mit der Nato telefonieren, in Kürze werde ich die verschiedenen Personen anrufen, die ich für geeignet halte, und natürlich auch Präsident Selenskyj, um ihnen von dem heutigen Treffen zu berichten“, sagte er. „Letztendlich liegt die Entscheidung bei ihnen.“
Auch Putin, der bei der Pressekonferenz zuerst das Wort erhalten hatte, sagte, die Gespräche seien konstruktiv und inhaltsreich verlaufen. „Wir haben mit Herrn Trump gute direkte Kontakte aufgebaut“, sagte Putin.
Vieles noch ungeklärt – Deal in Reichweite?
Viele Punkte seien noch ungeklärt, sagte Trump. „Es gibt nur sehr wenige, die noch verbleiben. Manche sind nicht so wichtig. Einer ist vielleicht der wichtigste, aber wir haben eine sehr gute Chance, unser Ziel zu erreichen. Wir sind noch nicht angekommen, aber wir haben eine sehr gute Chance, dahin zu gelangen.“
Später sagte er dem US-Sender Fox News in einem Interview: „Ich glaube, wir sind ziemlich nah an einem Deal.“ Zugleich betonte Trump, dass Selenskyj noch zustimmen müsse. Ob ihn Trump zum Zeitpunkt des Interviews bereits über die Ergebnisse des Gesprächs mit Putin informiert hatte, war unklar.
Auf die Frage des Fox-News-Moderators Sean Hannity, was er Selenskyj unter dem Eindruck des Treffens in Alaska raten würde, entgegnete Trump: „Schließ den Deal ab. Du musst den Deal abschließen.“ Russland sei eine „sehr große Macht“, die Ukraine nicht. Wie nah man einer Einigung tatsächlich ist, ließ Trump offen: „Ich sage immer: Wenn ich mir wirklich sicher bin, sage ich 50:50.“
Nach Putins Worten wäre der – im Februar 2022 von ihm begonnene – Ukraine-Krieg unter Trump als US-Präsident gar nicht erst ausgebrochen. Russland sei „ehrlich interessiert“ an einem Ende der Krise. Zudem sehe er Chancen für einen stärkeren wirtschaftlichen Austausch mit den USA. Das Handelsvolumen sei zwar immer noch eher symbolisch, unter der neuen US-Regierung aber um 20 Prozent gewachsen. Eine russisch-amerikanische Investitionspartnerschaft habe großes Potenzial, sagte Putin.
Nächstes Treffen in Moskau?
Trump dankte Putin und sagte, dass sie sich „bald wieder sprechen“ und wahrscheinlich sogar „bald wiedersehen“ würden, bevor der russische Präsident offenkundig zum Erstaunen Trumps nachschob: „Nächstes Mal in Moskau.“ Der US-Präsident wollte sich darauf allerdings nicht festlegen. „Das ist interessant. Das wird mir wohl etwas Ärger einbringen“, sagte er und grinste. „Ich könnte mir vorstellen, dass das passiert.“
Putin und Trump beantworteten nach ihren Erklärungen keine Fragen von Journalisten. Es gab lediglich Dank für die Aufmerksamkeit – dann verließen beide den Raum.
Die vorherigen Unterredungen im engen Kreis mit den Außenministern und den Beratern beider Präsidenten hatte nach Kremlangaben etwa 2 Stunden und 45 Minuten gedauert. Trump hatte Putin am Abend deutscher Zeit nach der Landung auf dem Militärflugplatz von Anchorage empfangen – mit langem Händedruck. Nach einem Foto auf einer Bühne stiegen beide überraschend in Trumps Auto und fuhren gemeinsam zum Tagungsort.
Europäer wollen erst Waffenruhe
Auf Initiative von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatten die europäischen Verbündeten der Ukraine in den Tagen vor dem Gipfel versucht, eine gemeinsame Linie mit der US-Regierung zu finden. Zu den Forderungen aus Europa, die Merz vorab aufgelistet hatte, gehört, dass die Ukraine bei einem Folgetreffen mit am Tisch sitzen müsse und vor Verhandlungen eine Waffenruhe nötig sei. Wenn über Territorialfragen gesprochen werde, müsse der derzeitige Frontverlauf Ausgangspunkt sein, hieß es. Eine völkerrechtliche Anerkennung russischer Eroberungen schloss Merz aus. Zudem brauche die Ukraine Sicherheitsgarantien und müsse eine starke Armee behalten.
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Author: [email protected]