Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger
„Die Deutsche Wochenschau“, so lernt man bei Wikipedia „war während der Zeit des Nationalsozialismus von 1940 bis 1945 die zentralisierte und gleichgeschaltete Wochenschau in den Kinos des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Sie wurde in der Regel zwischen dem Kulturfilm und dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt und diente gleichzeitig der Information über das aktuelle Kriegsgeschehen im Zweiten Weltkrieg und auch der Verbreitung von nationalsozialistischer Propaganda.“
Die deutsche Tagesschau dagegen ist in unserer Zeit die zentralisierte und gleichgeschaltete Nachrichtensendung auf den Fernsehschirmen der Bundesrepublik Deutschland. Sie wird in der Regel zwischen dem Vorabendprogramm und dem eigentlichen Abendprogramm gezeigt und dient gleichzeitig der Information über das aktuelle Kriegsgeschehen im Ukrainekrieg und auch der Verbreitung von rot-grüner Regierungspropaganda.
Manchen mag hier ein Gefühl von Ähnlichkeit anfliegen, und dieses Gefühl wird noch verstärkt, wenn man sich den einen oder anderen Beitrag des Flaggschiffs der ARD-Nachrichten zu Gemüte führt. In der Tagesschau vom 6. März 2025 verbreitete die Korrespondentin Tina Hassel, Leiterin des ARD-Studios in Brüssel, die folgenden Worte über den EU-Sondergipfel, man kann sie ab Minute 2:50 verfolgen: „Dramatische Zeiten benötigen auch ehrgeizige Antworten und ein noch nie gekanntes Tempo – so kann man die Gespräche hier eigentlich zusammenfassen. Die Situation sei brandgefährlich, hat die Kommissionspräsidentin von der Leyen schon zu Beginn klargestellt. Die Europäer müssen sich nun gleichzeitig“ – dieses Wort betont sie ganz besonders, um noch einmal auf die Dramatik der Situation hinzuweisen – „gegen Russland und gegen einen immer feindlicher agierenden US-Präsidenten rüsten und dabei auch noch die Ukraine so stark machen, wie es eben irgend geht nach dem Lieferstopp der US-Waffen und Geheimdienstinformationen.“
Europa und mit ihm Deutschland – wer soll den Spaß wohl sonst bezahlen? – muss aufrüsten gegen Russland und gegen die USA. Das sagt die Korrespondentin der Tagesschau, und die muss es ja wissen, sie sitzt direkt an der Brüsseler Quelle. Aufrüsten muss man nach weit verbreiteter Auffassung, wenn man entweder selbst einen Gegner angreifen oder sich gegen einen bevorstehenden Angriff wappnen will. Somit liegt die Annahme nahe, dass „die Europäer“ sich im Hinblick auf die USA und Russland mit dem Gedanken tragen, einen Angriff zu unternehmen, oder davon ausgehen, dass mit einem Einmarsch der russischen oder auch der amerikanischen Truppen in die Europäische Union zu rechnen ist. Dass der US-Präsident auf seine sehr eigene Weise gerade versucht, den Beginn eines Friedensprozesses zwischen der Ukraine und Russland zu fördern, scheint „die Europäer“ nicht übermäßig zu interessieren, anscheinend stört das nur auf dem Weg zur Rüstung gegen Russland und „gegen einen immer feindlicher agierenden US-Präsidenten“.
Die letzte Gelegenheit, bei der Deutschland gegen Russland und die USA aufrüstete, gab es zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, die vorletzte im Ersten Weltkrieg. Die jeweiligen Folgen sind bekannt.
Damals lief die Wochenschau im Kino. Heute läuft die Tagesschau im Fernsehen.
Die Bezeichnungen haben sich geändert. Die Propaganda bleibt gleich.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.
Bild: Felix Geringswald / Shutterstock
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