• 24. Januar 2025

Umfrageergebnisse außer der Reihe: Wie zahnloser Journalismus die AfD kleinredet

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Jan. 24, 2025
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Die Aufgabe von Journalisten liegt insbesondere darin, Informationen nicht nur wiederzugeben, sondern sie zu bewerten, einzuordnen und zu kommentieren. Wer sich in der Berichterstattung allein darauf beschränkt, Umfrageergebnisse zu rezipieren, ohne sie in einen Gesamtkontext zu stellen oder angesichts großer Abweichungen von bisheriger Demoskopie auf Plausibilität zu überprüfen, der wird seiner publizistischen Aufgabe nur unzureichend bis gar nicht gerecht. Es ist keine große Neuigkeit, dass Umfragen in diesem Land stets unterschiedlich ausfallen. Das hängt nicht zuletzt mit der oftmals unübersichtlichen Präferenz der Forscher zusammen, die manch einer Partei einen gewissen Bonus aufschlagen, während sie bei anderen Kräften auf dem Tableau Prozentpunkte abdrücken, um gerade im Vorfeld von Abstimmungen Einfluss auf den Souverän zu nehmen. Denn es wäre einigermaßen naiv, zu glauben, dass unter dem schwammigen und nicht endgültig definierten Begriff der Repräsentativität auch Wahrheit und Objektivität stecken. Überdies sind Spielräume beim Jonglieren mit Zahlen allzu gewöhnlich. Abseits aller taktische Überlegungen, wie solche Momentaufnahmen als Barometer über die Atmosphäre unter den Urnengängern vom 23. Februar zustande kommen, braucht es Offenheit zur Selbstkritik.

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Doch wie ernst muss man die Meinungserhebungen nehmen, die aktuell von der „Bild“-Zeitung abgedruckt werden – und besagen, dass das von der AfD möglicherweise noch für sich zu gewinnende Potenzial an Wählern weiter zusammenschrumpft? Und damit die Chancen geringer werden, von der derzeit soliden Ausgangslage noch näher an die CDU heranzurücken? Werden auch hier Möglichkeiten und Potenziale kleingerechnet? Oder gibt es tatsächlich Anlass zum Nachjustieren für die Alternative für Deutschland, die es sich vielleicht zu leicht macht, wenn sie vornehmlich auf externe Faktoren setzt, um weitere Unterstützung zu generieren?

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Wink mit dem Zaunpfahl

Hätte sich nicht auch das Team von „t-online“ unter Einhaltung berufsethischer Verpflichtungen ohne ideologische Verblendung und bei verstandsmäßiger Reflexion im neuesten Artikel die Frage stellen müssen, weshalb diese Prognose diametral von dem Trend abweicht, der sich in den vergangenen Wochen durchaus etabliert, strukturiert und verfestigt hat? Zwar ist keinesfalls ausgeschlossen, dass die Blauen ihre Möglichkeiten nicht zuletzt auch deshalb zunehmend ausreizen, weil sie bisweilen in einer amerikanischen Manier zu sehr auf Show setzen, ohne aber vor Ort die eigene Programmatik, Schwerpunkte, Forderungen und Lösungswege an den Mann zu bringen.

Und so sollte man nicht jeden Wink mit dem Zaunpfahl nur deshalb ausschlagen, weil man eine gewisse Tendenziösität bei denen befürchtet, welche daran erinnern, dass zu langfristigem Rückhalt auch Substanz gehört. Es kann durchaus gut gemeint sein, sich darüber Gedanken zu machen, wie sinnvoll und ausreichend es ist, einen Personenkult um Elon Musk und Donald Trump zu betreiben, Alice Weidel allzu naiv in den Himmel zu loben und den politischen Kollateralschaden eines Messerattentats wenigstens unfreiwillig für sich zu verbuchen. Auch die Forderung nach einer konsequent anderen Abschiebepraxis alleine ist nicht zwingend überzeugend genug, um fortwährende Interessen und Bedürfnisse des kleinen Mannes genügend zu bedienen. So wäre es leichtgläubig, sich in allzu viel Sicherheit zu wiegen, wenngleich man sich auf den ersten Blick in einer zweifelsohne komfortablen, soliden wie beständigen Ausgangslage wiederfindet. Sie kann allerdings nur dann tragfähig und stabil bleiben, fokussiert man sich auf jene Kernkompetenzen, die als Alleinstellungsmerkmal unter allen Wettbewerbern hervorstechen. Es darf noch etwas mehr sein an Inhalt, vor allem in der thematischen Breite. Insofern gilt: Keine Scham vor Remigration, Schluss mit der Transformation, Ende der Rezession!

Autor: Dennis Riehle

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Author: Kurschatten
Journalistenwatch

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