• 19. Dezember 2024

Syriens „Befreiung“ und die Flüchtlinge: Das nächste mörderische Missverständnis

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Dez 9, 2024
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In Deutschland verkürzt sich die Halbwertszeit politischer Lehren und historischer Erkenntnisse von Jahr zu Jahr. Gelernt wird hier aus geschichtlichen Ereignissen und warnenden Beispielen rein gar nichts. So würden weite Teile der linksgrünen Meinungsführer in diesem Land am liebsten in den Straßenjubel von Syrern und anderen Arabern über den Sturz des Assad-Regimes einstimmen: “Demokratie” und “Menschlichkeit” hätten mit dem Sturz des “Schlächters von Damaskus” in Syrien endlich Einzug gehalten – heißt es nun allenthalben. Es ist dieselbe kurzsichtige Freude wie nach dem Sturz des Schahs, Saddams, Mubaraks, Gaddafis und vieler weiterer durchaus blutrünstiger Diktatoren, die sich im Nachhinein jedoch stets als das kleinere Übel entpuppten – denn es kommt selten etwas Besseres nach, wie die jüngere Geschichte zeigte. Nie war der Grad der Unterdrückung nach jedem einzelnen “demokratischen” Umsturz der letzten 15 Jahre – ob “Arabischer Frühling” bis zu irgendeiner sonstigen Farbrevolution im Orient – für die Menschen vor Ort geringer, im Gegenteil.

Nun ist es auch diesmal so, dass das kleinere Übel – der zwar grausame, aber dafür berechenbare und nur korrupt-diktatorische, aber eben nicht islamistische Schiit Baschar al-Assad – durch ein undurchsichtiges Konglomerat von Radikalsunniten ersetzt wird, das neben der der bisherigen politischen Unterdrückung fortan auch den Alltag der Menschen totalitär bestimmen wird und die letzten Reste bürgerlich-westlicher Normalität ebenso abräumen werden, wie dies vor 10 Jahren die Barbarei des “Islamischen Staates” tat.

Blind für die Wirklichkeit

Ignorant und naiv feiern jedoch westliche Journalisten kollektiv den Sturz von Assad ab und  und stellen seinen mutmßlichen Nachfolger Muhammad al-Dscholani (auch bekannt als Abu Mohammed al-Jawlani, Abu Mohammed al-Julani und Abu Muhammad al-Golani) als hoffnungsfrohen Mann der Stunde da (als „neuen starken Mann“ bezeichnete ihn die “Tagesschau”). Dass al-Dscholani/Jwalani/Julani oder wie auch immer nach wie vor steckbrieflich gesucht wird und das FBI ein Kopfgeld über 10 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt hat, dass es sich bei diesem “Milizenführer” und “Freiheitskämpfer” um den ehemaligen Chef der Al-Qaida-Nachfolgeorganisation al-Nusra-Front (und Vorläufer des IS) handelt und dass dieser Massenmörder seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs Abertausende Morde angeordnet und selbst begangen hat.

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(Screenshot:Twitter)

Manaf Hassan schreibt über ihn: “Heute soll dieser Mann, dieser Terrorist, der Menschen ermordet hat, Syriens Staatsoberhaupt werden. Mit Hilfe westlicher Medien und Staaten. In diesen Sekunden werden Häuser von Minderheiten in ganz Syrien ausgeraubt. Minderheiten sind auf der Flucht…Darüber schreibt natürlich niemand. Das ist also euer neues Syrien! Nicht das Volk hat sich durchgesetzt, sondern fremde Staaten, mit fremden Terroristen aus aller Welt. Und alle Syrer müssen jetzt so tun, als fänden sie es gut, weil sie Angst haben.

Die Linksgrünen, die hierzulande diesen Umsturz als “demokratischen Neubeginn” bejubeln, begeben sich damit allerdings gleich doppelt aufs Glatteis: Denn je mehr sie den verbrecherischen und blutrünstigen Charakter auch dieser neuen Machthaber verleugnen, umso mehr liefern Gewichte werfen sie damit in die argumentative Waagschale zugunsten einer sofortigen, umfassenden und kompromisslosen Ausweisung und Abschiebung sämtlicher hier lebender Syrer. Weil es zu dieser aber nie kommen wird, nicht kommen darf, entlarven sie sich immer mehr als schizophrene Heuchler. Denn nun kommt es zum Schwur: Wenn die hier geduldeten Syrer mit subsidiärem Schutzstatus, nicht einmal Schwerkriminelle unter ihnen, wegen ihnen durch das Assad-Regime drohender Verfolgung bislang nicht abgeschoben werden konnten, dann ist dieser Grund nun entfallen – und die Remigration müsste sofort einsetzen. Oder es ging in Wahrheit nie darum – sondern tatsächlich eben doch immer nur um Bevölkerungsaustausch, Islamisierung, zwangsverbuntete “Vielfalt”.

Keiner wird zurückkehren

Für die Syrer, die nun in Deutschlands Straßen Party machen, stellt sich diese Frage sowieso nicht. Natürlich wird nicht ein einziger der als “Kriegsflüchtlinge” apostrophierten faktischn Wirtschaftsasylanten aus Syrien wieder dorthin zurückkehren. Viele von ihnen hat die Ampel-Regierungspolitik sowieso schon im Eilverfahren eingebürgert – und für den Rest lässt sich sagen, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von ihnen über keinen Patriotismus, Stolz oder Charakter verfügt, weil es ihnen ausschließlich “um die wirtschaftliche Vollversorgung im dümmsten Land der Welt” (Tim Kellner) ging. Von denen, aus deren Reihen hierzulande oft, viel zu oft islamistische Anschläge verübt werden, muss die neuen Machthaber dort niemand fürchten und deshalb feiern sie ja auch wie irre; dem Ruf der bejubelten Sieger gleichwohl an alle Flüchtlinge weltweit, nun zurückzukehren, werden sie freiwillig nicht folgen.

Im Gegenteil dürfte sehr bald zu erwarten sein, dass die nun von den Rebellen terrorisierten angeblichen oder tatsächlichen Assad-Kollaborateure oder -sympathisanten, soweit ihnen die rechtzeitige Flucht auch Syrien nicht gelungen ist, wie auch “Ungläubige” oder andere Dissidenten, in Kürze einer neue gewaltige Flüchtlingswelle formen werde. Die einen gehen also nicht, und die anderen werden aus denselben Gründen hier Aufnahme finden. „Jetzt wird’s lustig in Deutschland und Europa. Erst sind die einen vor dem Anderen geflohen und jetzt die Anderen vor den Ersteren. Und in Deutschland treffen sie wieder aufeinander”, schrieb ein Twitter-User treffend. Zu denen jedenfalls, denen der Jubel über Assads Ende alsbald im Halse steckenbleiben dürfte, zählen auch die westlich-modernen, aber gegen das alawitische Regime eingestellten Syrerinnen, die gestern in den sozialen Medien massenhaft gezeigt wurden und die Absetzung des Diktators hemmungslos feierten.

Genau diese freiheitlichen Bilder von arabischen Frauen, die man in ihrer Schönheit (auch hierzulande) dank Kopftuch praktisch gar nicht erkennt, werden in Syrien bald der Vergangenheit angehören… (DM)

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Author: Kurschatten
Journalistenwatch

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