• 21. Februar 2025

Studie: Unfaire Bedingungen auf dem Cloud-Markt kosten öffentliche Unternehmen bis zu 120 Mio. EUR pro Jahr / Kartellamt sollte Marktverzerrungen schneller abbauen können

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Feb. 19, 2025

Berlin (ots)

Cloud-Dienste bieten Unternehmen flexible und effiziente Lösungen. Auch Unternehmen im öffentlichen Besitz sind zunehmend auf diese Möglichkeiten ausgerichtet. Die Cloud bietet ihnen große Einsparmöglichkeiten und Schnittstellen zu Künstlicher Intelligenz (KI). Derzeit zahlen diese öffentlichen Unternehmen jedoch bis zu 120 Mio. Euro pro Jahr zu viel, weil die Regulierungsbehörden nichts gegen die unfaire Lizenzvergabe auf dem deutschen Cloud-Markt unternommen haben.

Die aktuelle Studie des „zentrum Nachhaltige Transformation“ (zNT) an der Quadriga Hochschule Berlin zeigt die Bedeutung der Cloud für die öffentlichen Unternehmen, „unsere Analyse zeigt aber auch, dass Wettbewerbsverzerrungen auf dem Cloud Markt die öffentliche Hand und die Unternehmen langsamer und teurer machen“; so Torsten Oltmanns, Direktor des zNT. Durch Lock-in-Effekte, intransparente Kostenstrukturen und eingeschränkte Wahlfreiheit entstehen nicht nur finanzielle Belastungen, sondern es wird auch die Fähigkeit der öffentlichen Unternehmen beeinträchtigt, moderne Technologien optimal zu nutzen.

Die vorliegende Studie widmet sich erstmals der Perspektive öffentlicher Unternehmen hinsichtlich der Lizenzierungsbedingungen auf dem Cloud-Markt. Zwei Befragungsrunden mit insgesamt 190 Unternehmen zeigen:

  • Cloud-Dienste spielen in der IT-Infrastruktur öffentlicher Unternehmen eine zentrale Rolle. Laut unserer Studie nutzen bereits mehr als 80 Prozent der öffentlichen Unternehmen in Deutschland teilweise oder vollständig Cloud-Lösungen.
  • Auch in den IT-Budgets nimmt diese Technologie einen immer größeren Anteil ein: Bis zu 25 Prozent der gesamten IT-Ausgaben entfallen auf Cloud Services – mit deutlich steigender Tendenz. Rund 80 Prozent der Befragten erwarten, dass ihre IT-Budgets in den nächsten fünf Jahren weiter steigen werden.
  • Unfaire Lizenzierungspraktiken stellen jedoch eine erhebliche Belastung für die Nutzer dar. Die Kosten, die öffentlichen Unternehmen durch einen Anbieterwechsel entstehen, werden auf 27 bis 120 Mio. EUR pro Jahr allein für zusätzliche Lizenzkosten geschätzt.
  • Tatsächlich zeigt die zNT-Studie, dass 70 Prozent der Befragten nach einem Wechsel des Cloud-Anbieters neue Softwarelizenzen erwerben mussten.
  • Das entspricht etwa 87 bis 388 EUR pro Arbeitnehmer und Jahr. Im Gesundheitswesen könnten mit diesen Mitteln beispielsweise bis zu 2.000 zusätzliche Krankenschwestern eingestellt werden.
  • Diese zusätzlichen Kosten verdeutlichen die schwache Position der Nutzer und berücksichtigen nicht einmal die zusätzlichen Kosten, die Unternehmen entstehen, die aufgrund restriktiver Lizenzbedingungen einfach nicht in der Lage sind, den Cloud-Anbieter zu wechseln.

„Wir haben eine Reihe von Vorschlägen für Politik, Unternehmen und Verwaltung gemacht“, so Prof. Oltmanns. Er sieht das Bundeskartellamt in einer Schlüsselrolle bei der Kontrolle der Marktmacht großer Digitalkonzerne, die die Wahlfreiheit bei Cloud-Diensten einschränken, und bei der Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs in der Digitalbranche.

Andreas Mundt selbst, Präsident des Bundeskartellamtes in Deutschland, warnt vor der zunehmenden Marktkonzentration im Cloud-Markt. Dennoch reagieren die Regulierungsbehörden in anderen Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Spanien und Dänemark viel schneller und entschlossener, um die Marktmacht von Technologieunternehmen, die den Nutzern restriktive Cloud-Lizenzierungspraktiken aufzwingen, zu kontrollieren und gegebenenfalls zu begrenzen.

So leitete die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Market Authority, CMA) im Oktober 2023 eine Untersuchung des britischen Cloud Computing-Marktes ein, nachdem die Medienaufsichtsbehörde Ofcom unter anderem auf die marktbeherrschende Stellung von Microsoft hingewiesen hatte. Im Februar 2025 stellte die CMA vorläufig fest, dass das Verhalten von Microsoft, das seine erhebliche Marktmacht (unter anderem) bei Produktivitätssoftware ausnutzt, den Wettbewerb bei Cloud-Diensten in ganz Europa beeinträchtigt. Damit Deutschland hier nicht ins Hintertreffen gerät, ist es notwendig, die Handlungsfähigkeit des Bundeskartellamtes zu stärken und die Verfahren zu beschleunigen. Nur so können die erheblichen Belastungen für öffentliche Unternehmen gemindert und die digitale Transformation nachhaltig gefördert werden.

Zwar hat das Bundeskartellamt die Befugnisse, wettbewerbswidriges Verhalten großer Digitalkonzerne rechtzeitig zu adressieren und den Wettbewerb nachhaltig zu schützen. Jetzt gilt es jedoch, zügig Verfahren einzuleiten, zumal das Bundeskartellamt selbst immer wieder die Dringlichkeit der Fokussierung auf den digitalen Sektor betont.

„Die nächste Bundesregierung sollte das Bundeskartellamt dazu in die Lage versetzen, diese Missstände abzustellen – es geht um Wachstum und Innovation und effiziente Bedingungen für die Unternehmen der Daseinsfürsorge“, so Oltmanns.

Pressekontakt:

[email protected], +49 171 3038000

Original-Content von: zentrum Nachhaltige Transformation GmbH Berlin, übermittelt durch news aktuell

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