Von Kai Rebmann
Deutschland hat mit die höchsten Strompreise in ganz Europa. Ein wesentlicher Grund dafür ist der unter Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeleitete und von der Ampel finalisierte Ausstieg aus der Kernkraft. Seither ist Deutschland wie kaum eine andere Industrienation auf Importe aus Nachbarstaaten angewiesen, um zumindest die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können, was sich andererseits aber natürlich auch auf den Preis auswirkt.
Die Folge ist eine historisch beispiellose Phase der Deindustrialisierung durch Abwanderung und/oder Schließungen vor allem im energieintensiven Sektor. Um dem entgegenzuwirken, gibt es immer mehr Anbieter mit sogenannten „dynamischen Tarifen“. Der Tarif variiert also täglich – nicht selten sogar stündlich – und richtet sich nach dem an der Strombörse gehandelten Preis. Was für die allermeisten Privathaushalte völlig unpraktikabel erscheint, gewinnt in der Industrie immer mehr Anhänger, wenn oft auch aus der Not heraus.
Die Devise lautet dann: Produktion hochfahren, wenn der Strom gerade günstig ist, Produktion runterfahren oder ganz einstellen, wenn die Sonne gerade nicht scheint und der Wind nicht weht. Planungssicherheit sieht sicher anders aus, ist im Deutschland anno 2025, das seit dem AKW-Ausstieg ohne Not vom Stromexporteur zum -importeur geworden ist, aber die Realität.
Besonders dramatisch wird es dann, wenn mit Frankreich noch der wichtigste Lieferant von (zum allergrößten Teil aus Kernkraftwerken produziertem) Strom ausfällt. So wie es Anfang dieser Woche der Fall war, als das AKW Golfech aufgrund der aktuellen Hitzewelle komplett vom Netz genommen und die Leistung in weiteren Kernkraftwerken stark gedrosselt werden musste. In der Folge blieb weniger Strom für den aus französischer Sicht lukrativen Export nach Deutschland übrig.
Da der temporäre Engpass bei der Produktion in Frankreich mit einer Dunkelflaute in Deutschland zusammenfiel, sprich insbesondere die Windenergie nicht das lieferte, was benötigt wurde, bekamen das vor allem die Nutzer von dynamischen Tarifen ganz unmittelbar zu spüren. Kostete die Kilowattstunde (kWh) beim Anbieter Tibber im Juni noch durchschnittlich 30,06 Cent, schoss der Preis im Laufe des Dienstags zeitweise bis auf rund 79 Cent nach oben.
‚Hochfahren der AKWs sollte kein Tabu sein‘
Als eine der Hauptursachen für die auf vergleichsweise hohem Niveau massiv schwankenden Strompreise in Deutschland hat Manuel Frondel den „exorbitanten Ausbau der erneuerbaren Energien“ hierzulande ausgemacht, wie der Energieforscher gegenüber der „Berliner Zeitung“ erklärt. Das Problem sei dabei insbesondere das Fehlen von Speichern und Netzen, um auch unabhängig von der jeweiligen Wetterlage – oder eben Importen aus Frankreich oder dem sonstigen Ausland – eine durchgängige Stromversorgung zu stabilen Preisen gewährleisten zu können. Ein ständiges Investieren nur in regenerative Erzeugungstechnologien helfe auf dem Weg zu diesem Ziel nicht weiter, so der Experte.
Da sich Wind und Sonne in Deutschland aber auch in Zukunft nicht von grüner Energiepolitik beeinflussen lassen werden und auch Speicherlösungen in der benötigten Größenordnung noch in weiter Ferne scheinen, bleiben nur zwei Lösungen. Die Landschaft wird in den kommenden Jahren durch immer mehr und immer größere Solar- und Windparks verschandelt – oder man greift auf Altbewährtes zurück, das Frondel mit einem einfachen Satz auf den Punkt bringt: „Eine Wiederinbetriebnahme der zuletzt abgeschalteten AKWs sollte kein Tabu sein.“
Denn selbst wenn die Produktion der sogenannten „erneuerbaren Energien“ ausgeweitet wird, bleibt die entscheidende Frage auf absehbare Zeit unbeantwortet: Was passiert bei Dunkelflauten, also dann, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Dann werden die Verbraucher in Deutschland auch weiterhin auf Importe aus Frankreich und anderen Nachbarn angewiesen sind – und vor allem Europameister beim Strompreis bleiben!
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: nitpicker / Shutterstock.com
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