• 13. Juli 2025
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Die erste Reaktion war (wie leider allzu oft in diesen Tagen): Das muss ein Tippfehler sein. Oder ein verspäteter Aprilscherz. Die zweite: Leider nein. Die Bahn plant tatsächlich, im Fernverkehr 21.000 Sitzplätze abzubauen. Nicht auf dem Papier, nicht in der Theorie – sondern ganz real, im Fahrplan. Während Politiker zum Umstieg auf die Schiene aufrufen, macht die Bahn die Züge enger. Willkommen in der neuen Verkehrswende: Wer klimafreundlich reisen will, soll halt stehen.

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Offiziell nennt sich das „Modernisierung“ oder „Effizienzsteigerung“. Tatsächlich geht es schlicht ums Sparen: Weniger Plätze, weniger Waggons, weniger Wartung. Laut einem internen Papier sollen die Sitzplätze in Intercitys, ICEs und Regionalzügen reduziert werden – aus Kostengründen. Das Papier liegt dem „Spiegel“ vor. Und es zeigt, was längst Realität ist: Die Bahn wird nicht ausgebaut, sie wird zurückgebaut.

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Und das Erstaunlichste: Es empört kaum jemanden. Kein Aufschrei in den Talkshows, keine Leitartikel, keine Sondersendungen. Als wäre es das Normalste der Welt, dass ein Milliardenkonzern mitten in der „Verkehrswende“ seine Sitzplätze abbaut. Vielleicht hat man sich einfach daran gewöhnt, dass Schrumpfung in Deutschland Fortschritt heißt – solange sie klimaneutral verpackt wird. Die einen sind zu müde, die anderen zu angepasst. Und die Dritten glauben wirklich, man rette das Klima im Stehen.

SEDO

Dabei müsste der Aufschrei gewaltig sein. Denn was hier geschieht, ist kein Betriebsunfall, sondern ein Symptom. Es zeigt, wie weit Anspruch und Wirklichkeit in Deutschland auseinanderklaffen. Während das Kanzleramt in Hochglanzbroschüren die „Mobilitätswende“ beschwört, werden reale Kapazitäten gestrichen. Während Minister über Tempolimits streiten, fällt kaum jemandem auf, dass es in den Zügen bald keinen Platz mehr gibt, um sich überhaupt hinzusetzen.

Verkehrswende im Sparmodus

Das Ganze hat eine fast tragikomische Note: In Talkshows fordern Politiker „klimafreundliches Reisen“, „Verzicht aufs Auto“, „Stärkung der Bahn“. Und dann kommt aus dem Innersten der Bahn genau das Gegenteil: weniger Service, weniger Komfort, weniger Kapazität. Als würde man die Feuerwehr besser aufstellen wollen – und dafür die Schläuche kürzen.

Dabei sind die Züge schon heute voll bis zum Bersten. Wer regelmäßig mit der Bahn fährt, kennt das Schauspiel: Menschen sitzen auf dem Boden, auf Koffern, an den Türen. Reservierungen werden zum Lotteriespiel, Verspätungen zur Regel. Und ausgerechnet in dieser Lage will man noch weitere Sitzplätze streichen? Das ist keine Verkehrswende – das ist eine Verkehrswende-Attrappe. Um nicht zu sagen: eine Parodie.

Ein Konzern am Limit – und darüber hinaus

Natürlich ist die Bahn unter Druck. Milliardeninvestitionen stehen an, die Infrastruktur ist marode, das Management chronisch überfordert. Doch der Kahlschlag bei den Sitzplätzen ist nicht einfach ein Notbehelf. Er ist ein Signal. Ein Eingeständnis: Man rechnet nicht mehr damit, dass es besser wird. Man richtet sich auf den Mangel ein – und nennt das dann Fortschritt.

Und die Politik? Sie schaut weg. Oder schlimmer: Sie macht mit. Denn dieser Schrumpfkurs passt erstaunlich gut zu einer Gesellschaft, in der Verzicht zum Tugendzeichen geworden ist. Hauptsache klimaneutral und ideologisch linientreu, egal ob es funktioniert. Wenn’s unbequem ist – umso besser. Dann fühlt sich der Umstieg wenigstens moralisch richtig an. Stehen fürs Klima. Schwitzen für die Gerechtigkeit. Wer sitzen will, soll gefälligst fliegen. Oder halt, nein, doch nicht: Besser gleich zu Hause bleiben.

Das Finale im Stehen

Vielleicht wird das ja das neue Normal. Sitzplätze gibt’s nur noch gegen Aufpreis, Bahnfahren wird zur Fitnessmaßnahme. Eine Reise, bei der der Sitz nicht garantiert ist – wie beim Billigflieger, nur ohne billig (in Sachen Preis – in Sachen Service mit doppeltem „billig“. Und das Ganze verkauft man uns dann als Fortschritt. Als „dynamische Mobilität“. Oder als „nachhaltige Ressourcennutzung“.

Vielleicht ist das auch das eigentliche Ziel: Bahnfahren so unattraktiv zu machen, dass der gemeine Pöbel – also wir –  wieder Verständnis für Dienstwagen der neuen rot-grünen Oberklasse zeigt. Wer weiß – vielleicht erleben wir bald die Rückkehr des Pendel-Helikopters für Klingbeil & Co. als nachhaltige Lösung für das Sitzplatzproblem auf der Schiene.

Was bleibt, ist ein groteskes Bild: Ein Land, das sich selbst zum Vorreiter der Verkehrswende erklärt – und gleichzeitig seine Züge leert. Ein Land, das Transformation predigt – und gleichzeitig seine Infrastruktur rückabwickelt. Und eine Bahn, die ihre Kunden zum Umsteigen bewegen will. Im Stehen. Auf eigene Gefahr.

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Bild: Jiaye Liu / Shutterstock.com

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