Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Deutschland hat gewählt, die ganz großen Überraschungen sind ausgeblieben. Es war vorher klar, dass die Union gewinnen würde, dass die AfD stark zulegen würde, dass die Ampel-Parteien total abschmieren würden, und dass die Jungwähler in Scharen zu Heidi strömten und die SED-Nachfolger auferstehen ließen aus Ruinen.
Was bis in den späten Abend, offen blieb, war das Schicksal der FDP. Das ist nun besiegelt, die Liberalen werden im kommenden Bundestag nicht mehr vertreten sein. Ob sie je zurückkehren – wir wissen es nicht. Erlauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich das enttäuschend finde. Denn die FDP hat über Jahrzehnte den Gang der Dinge in der Bundesrepublik maßgeblich mitbestimmt. Und sie hat vieles richtig gemacht. Leider nicht in der Ampel. Da hätte sie schon vor zwei Jahren aussteigen sollen, als sichtbar wurde, wie furchtbar sich das Bündnis mit SPD und Grünen entwickelt. Und eine letzte Chance, sich neu aufzustellen, versemmelte die FDP, als zwei Dutzend ihrer Abgeordneten dem notwendigen Migrationbsbegrenzungsgesetz ihre Stimme verweigerten, weil sie dann hätten mit der AfD abstimmen müssen. Dumm gelaufen, selbst schuld, aber eine liberale Kraft brauchen wir im Parlament.
Die gute Nachricht kam erst nach Mitternacht
Sahra Wagenknecht ist gescheitert, das BSW hat den Einzug ins Parlament mit 4,972 Prozent verpasst.
Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. CDU/CSU und SPD können rasch eine Regierung auf die Beine stellen und uns allen zeigen, dass sie es besser machen als die Ampel. Oder auch nicht. Dann wird die Anzahl der AfD-Wähler beim nächsten Mal explodieren.
Aber gestatten Sie mir noch einen Blick auf die Kleinparteien.
Hubert Aiwangers 1,5 Prozent hauen niemanden aus den Schuhen. Den Freien Wählern war klar, dass sie keine fünf Prozent schaffen würden. Sie setzten darauf, in Bayern drei Direktwahlkreise zu gewinnen. Aber es hat nicht funktioniert.
Und damit kommen wir zum Bündnis Deutschland (0,2%) und der WerteUnion (0,0%). Ein Desaster mit Ansage. In dieser aufgeheizten Stimmung, werden kleine Parteien mit wenig bekannten Köpfen, wenig Geld, wenig Strukturen in der Fläche einfach nicht mehr wahrgenommen vom Wahlvolk, Sie wissen, dass ich das Experiment eines neuen politischen Angebots zwischen Union und AfD mit einiger Sympathie von Anfang an begleitet habe. Und der Plan, gemeinsam mit anderen Kleinparteien vorzugehen und dann respektable Köpfe zu präsentieren, der war gut. Ich denke heute noch, dass es hätten klappen können. Aber es hat nicht geklappt.
Weil es vielleicht gar keine Repräsentationslücke zwischen Union und AfD mehr gibt
Der Konservative oder Libertäre wählt das eine oder eben das andere. Punkt!
Wenn es eine Repräsentationslücke gäbe, dann tut sie sich vielleicht jetzt durch das Hinscheiden der FDP auf. Sowas wie eine Milei-Partei gibt es noch nicht im bundesdeutschen Parlamentsbetrieb. Oder sagen wir, es gibt Bestrebungen dazu, die aber die gleichen Probleme wie WU und BD haben.
Machen Sie es zukünftig einfach wie früher. Geht’s raus und wählt (frei nach Beckenbauer)! Schwarz oder blau, rot oder grün – man bekommt nie 100 Prozent der eigenen Überzeugungen.
Deutschland steht noch!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal kelle-aktuell.de erschienen.
Bild: travelview / Shutterstock
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