• 21. Januar 2025

Passion Trump – Ansage an Deutschland im Hollywood-Pathos untergegangen

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Jan. 20, 2025

Selten war mir Amerika so fremd wie im Moment der Amtseinführung von Donald Trump inmitten dieser emotionalisierten, dem Ereignis entsprechend aufgedonnerten Gäste der Amtseinführung des 45. und jetzt auch 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Ich musste dabei spontan an drei Personen denken: An meine Großmutter, an Katrin Göring-Eckardt und an Mel Gibson. An letzteren als imaginären Regisseur dieser wahnsinnigen „Passion Trump“. An Göring-Eckardts Rede, als sie 2015 erklärte, das Land werden religiöser werden und sie freue sich drauf.

Und an meine Oma, als die sich auf dem Höhepunkt eines Emotions-Tsunamis ein Lady-Di-Porträt aus dem Goldenen Blatt ausschnitt, in einen Wechselrahmen legte und sich an die Wand ins weiße Esszimmer hängte.

Die Amtseinführung als Wechselbad der Gefühle, so als liefen gleich mehrere Hollywood-Glory-Glory-Filme gleichzeitig und bei voller Lautstärke, ohne die Möglichkeit, den Ton herunterzuregeln.

Herrje, spätestens als der dritte von drei Geistlichen den Dank auch noch an die verstorbenen Eltern von Donald Trump richtete, dass sie diese Lichtgestalt überhaupt geboren haben, und als Trump dazu noch tapfer die Lippen zusammenpresste – verdammt, wer soll da kein Wasser in die Augen bekommen, man ist ja auch nur ein Sohn, der seine Eltern stolz machen will.

Aber das Wasser stand sowieso schon tief in den Augen, rausgetrieben von diesem Martin-Luther-King-Darsteller – noch eine Anleihe einer Hollywood-Verfilmung –, der im perfektem Gangster-Rapper-Gestus seine große, überbordende Freude über Trumps Sieg hinausknurren durfte – Rap ist eben auch nur Gospel und Predigt und Warner Brothers.

Das war aber erst der unterhaltsame Teil. Wer ein Fan von „Auge um Auge“ und „Strafe muss ein“ ist, der erlebte heute Abend das Hochamt der Niederlage, wie man es in der Form allenfalls erinnert, als sich die verhasste böse Schwiegermutter vor dem Sarg der Schwiegertochter verbeugen musste – wir sind wieder bei Lady Di’s Beerdigung, dem emotionalsten Ereignis in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wo ist eigentlich das Lady-Di -Porträt meiner Großmutter geblieben?

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Biden und Harris – Ich kann mich nicht erinnern, wann jemals das Versagen zweier Staatsführer in Gegenwart der „Versager“ so detailliert und so gnaden- und erbarmungslos über ihnen ausgeschüttet wurde. Immer wieder Standing Ovations, noch obendrauf auf die nächste Eisdusche über die Sitzenbleibenden.

Mutmaßlich wird dieser stoische Moment als die einzige Heldentat des scheidenden Präsidenten Joe Biden in die Geschichtsbücher eingehen. Spot für einen geschlagenen wäre eine unzulässiger Verharmlosung, die Niederlage hat wahrhaft epische Ausmaße.

Doch, einmal beteiligen sich auch Biden und Harris an den nicht enden wollenden Beifallsstürmen. Harris klatscht dann aber Richtung Biden, bald so, als wäre der noch verantwortlich dafür gewesen, dass gestern die israelischen Geiseln ausgetauscht wurden.

Wechselnde Gänsehautschauer begleiten jede neue Ankündigung, welche weitere woke Errungenschaft von Trump den reinigenden Flammen übergeben wird: Es gibt nur noch Mann und Frau, die südliche Grenze wird zum Notstandsgebiet und der Golf von Mexiko heißt jetzt Golf von Amerika als Kirsche auf der Abrissbirne, der ganze woke Mist muss raus.

Für deutsche Zuschauer, die genauer hinhörten, fror die Gänsehaut allerdings spätestens dort wieder ein, wo Donald Trump das Goldene Zeitalter der Vereinigten Staaten auch mit Blick auf die deutschen Milliarden erklärte: Das Goldene Zeitalter soll finanziert werden mit dem Verkauf von Rohstoffen zur Energiegewinnung in die ganze Welt, die USA sitzen unmittelbar auf diesen Rohstoffen, so Trump.

Seit der Sabotage der deutsch-russischen Nordstream-2-Pipeline sind die Fracking-Gasgeschäfte angelaufen. Trump hat gerade deutlich gemacht, dass ein deutscher Wechsel zurück zum viel billigeren russischen Gas in weite Ferne gerückt ist. Der angekündigte Ukraine-Friedensdeal zwischen Trump und Putin wird selbstverständlich auch das endgültige Aus von Nordstream-2 beinhalten: Nicht nur Russland und die Ukraine, auch die Amerikaner haben ein paar gewichtige Forderungen mit zu den Friedensverhandlungen gebracht.

Trumps Goldenes Zeitalter schließt auch die amerikanische Automobilindustrie mit ein. Nachdem die deutschen Autobauer über Dieselgate und die Elektrifizierung hinweg zertrümmert wurden, der deutsche Verbrenner in die Schmuddelecke zu den zerstörten Atomkraftwerken gestellt wurde, laufen in den USA die Bänder wieder an, jetzt wird verbrannt, was das Zeug hält, ein Revival der Heckflosse. Die Kamera verweilt in dem Moment nicht auf dem Gesicht von Elon Musk. Aber man ahnt, was der Chef von Tesla sich dabei gedacht haben mag.

Dachte sich wohl auch Trump und schob seinem neuen Kumpel Elon Musk zwei neue Spielzeuge hin: Wollt ihr die totale Meinungsfreiheit? Standing Ovations. Und Geschenk Nummer 2: Wir fliegen zum Mars! Standing Ovations. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Mars-Mission von Elon Musk jetzt zur nationalen Angelegenheit wird. Samt einer satten Co-Finanzierung, darf man vermuten.

Die Deutschen Banken gekillt, die deutsche Chemie-Industrie mit Glyphosat vergiftet, die Energiewirtschaft zerstört und die Autoindustrie auf Carrera-Bahn-Niveau unwiderruflich zerschreddert.

Auf der neuen Website des Weißen Hauses sieht man Donald Trump und die unmissverständliche Ankündigung „Amercia is back“. Aber was wird aus Deutschland? Deutschland ist tief im Outback.

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Author:
Alexander Wallasch

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