• 19. September 2024

Ostreopsis ovata!! Menschengemachter Klimawandel fördert Giftalgen – Die simple Welt der ARD

ByJörg

Aug 28, 2024

Sie ist überall: die neue Simplizität, das Ergebnis von Denkbehinderung oder Denkverweigerung oder beidem, das dazu führt, dass immer eine und nur eine Variable hervorgekramt wird, um etwas zu erklären, was gerade negativ konnotiert ist.

Gemeinhin finden sich die Ursachen für negative Effekte in den eindimensionalen Gehirnen derjenigen, die das, was sich nach Anstrengung als Ergebnis einstellt, für das Resultat ihres “Denkens” halten, in menschengemachtem Klimawandel, bzw. dann, wenn das nicht passt, im Antifeminismus, der zuweilen in seinen größeren Zusammenhang “RÄCHTS” eingeordnet wird.

Diese simple Welt, eine Welt aus vielen Beobachtungen und zwei Ursachen, die entweder RÄCHTS oder Klimawandel von Menschenhand sind, bewohnen nicht wenige, die sich für Intellektuelle halten… Leute, wie sie vornehmlich bei der ARD-tagesschau beschäftigt sind:

Dieses Mal sind es Algen, die menschengemachter Klimawandel hervorbringt, nicht irgendwelche Algen, GIFT-Algen vom Stamme Ostreopsis cf. ovata. Kleine Schweinchen, die Palytoxin enthalten (können), in unterschiedlicher Menge enthalten (können), was dann, wenn Ostreopsis cf ovata mit Menschen in Kontakt kommt oder ein paar “Zellbruchstücke” in Richtung menschliche Atemwege schleudert, wie man in der Tagesschau lesen kann:

“Die Alge an und für sich ist nicht giftig. Aber sie wird giftig, wenn ihre Zellen beim Kontakt mit Felsen brechen. Die Zellbruchstücke können dann in die Luft gelangen und eingeatmet werden”

zu Reizungen von Haut und Augen und zuweilen zu Husten führen kann – quasi die Brennessel der Adria… (Danke an Dr. Heike Diefenbach).

Obwohl die Alge nach Ansicht der Tagesschau, “für sich … nicht giftig” ist, raten wir vom Konsum von Ostreopsis cf ovata ab.

Ostreopsis ovata; Quelle: Into the blue.it

Die Alge, so haben besorgte Angestellte des Bayerischen Rundfunks wohl in ihrem Adria-Urlaub festgestellt, hat zu Sperrungen von Stränden geführt, zumeist an Stellen, die ohnehin zu felsig sind, um sich dort wohlzufühlen. Dessen ungeachtet ist Ostreopsis cf ovata natürlich die Gelegenheit, den menschengemachten Klimawandel – Sie erinnern sich, eine der beiden Variablen – als Ursache des Übels anzuführen. Seltsamerweise kommen diese Leute nie auf die Idee, positive Seiten am vermeintlichen Klimawandel zu betonen, etwa weniger Kältetote oder vermehrtes Pflanzenwachstum und so weiter … Aber das erfordert natürlich ein mehrdimensionales Denken.

Sie sehen das Problem?

Nein, es ist schon leichter “DEN Klimawandel” zum Verantwortlichen zu erklären:

“Offenbar ist der Klimawandel der Grund für die starke Verbreitung der Alge: “Die Erhitzung des Wassers schafft für die Alge einen optimalen Lebensraum, den es hier unter normalen Bedingungen nicht gäbe”, so Maurizio Dionisio.

[…]

Die Folgen des Klimawandels sind vielschichtig: Einheimische Arten verschwinden und eingeschleppte Arten können sich leichter vermehren. “Es ist klar, dass viele Algen und viele Fische voneinander abhängig sind. Sobald eine bestimmte Algenart verschwindet und eine besser angepasste, widerstandsfähigere auftaucht, vermehrt sich diese Art meist viel schneller, weil sie eine günstige Umgebung ohne Fressfeinde vorfindet. Und dann vermehren sich auch eingeschleppte Fische, die sich von dieser speziellen Alge ernähren”, erläutert Betti.

Der Mann, Betti, Giulio Betti, weiß zumindest, dass Meere ein Ökosystem darstellen, in dem ein so großes Beziehungschaos herrscht, dass es Forschern bis heute nicht gelungen ist, nicht einmal mit Simulationsmodellen, diese Zusammenhänge zu modellieren.

Aber das ist auch nicht nötig.
Wir haben ja den menschengemachten Klimawandel, den man für alles, was man gerade negativ findet, verantwortlich machen kann, z.B. für Ostreopsis cf ovata, die GIFTALGE!

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Aber ist er das auch?

Steigen wir ein in die Forschung zur Adria und zu Ostreopsis cf. ovata und fragen uns: Wächst die Alge, weil der Klimawandel sie dazu treibt oder sind andere Faktoren im Spiel?

Um das Spiel in den richtigen Rahmen zu stellen, der Ausgangspunkt: Die Wassertemperaturen in der Adria, dargestellt als Mittelwert von Messungen der Wassertemperatur seit 1981 und dargestellt als Durchschnitt und als Extrem. Die beige Linie gibt den Durchschnitt an. Die schwarzen Linien die Extremwerte nach oben und unten, die in der Adria gemessen wurden. Die Wassertemperaturen rangieren im Wesentlichen zwischen 10 und 12 Grad Celsius im März und 24 bis 28 Grad Celsius um August des jeweiligen Jahres.

Diese Temperaturen sind noch relevant.

Quelle: Surf Forecast

Und von hier aus beantworten wir nun die Frage, ob der Klimawandel, diese eine Variable, die so vielen ausreicht, die Ursache einer Ausbreitung oder des Wachstums von Ostreopsis cf ovata darstellt.

Beginnen wir unsere Reise durch den Stand der Forschung mit Haro und dem folgenden Vortrag:

Haro, Luc de (2018). Marine Toxicology: New challenges for Poison control Centers. 1 ST MEETING ON “NATURAL TOXINS” IN HONOR OF CESARE MONTECUCCO, September 6-7, 2018, AULA MAGNA, Vallisneri Building, Via Ugo Bassi 58/B, Padova.

Haro ist für uns ein wichtiger Mann, denn er weist in seinem Beitrag darauf hin, dass das Wachstum von Algen, weil es in einem Ökosystem stattfindet, eine Reihe von Ursachen hat, von denen er: Überfischung, Wasserverschmutzung, menschliche Eingriffe in Meeresbiotope und, pflichtschuldig die globale Erwärmung nennt. In seinem Vortrag kommt er dann nur noch sehr am Rande auf die globale Erwärmung zu sprechen, wichtiger sind ihm die Überfischung, die dazu führt, dass Algen  nicht mehr gefressen werden, weil u.a. die Fische, die sie fressen könnten, von Menschen gefressen werden …

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Bis 2005, so berichten Dell’Aversano et al. (2018) in einem weiteren Vortrag, sei der Giftgehalt von Ostreopsis cf ovata überhaupt nicht bekannt gewesen. Erst nach einem Ausbruch im Jahre 2005 entlang der Ligurischen Küste habe sich das geändert und Ostreopsis sei nun als Giftlieferant untersucht worden. Was dabei gefunden wurde, ist wieder etwas, das denen, die so gerne in eindimensionalen Bahnen denken, nicht gefallen wird:

O[streopsis] cf. ovata ist nicht überall gleich giftig. Es gibt erhebliche Schwankungen zwischen Algen und erhebliche Unterschiede in der Lebensdauer der entsprechenden Toxine, wenn sie einmal freigesetzt werden. Kurz: DIE Giftalge gibt es nicht. Es gibt eine große Menge unterschiedlicher Algen mit ganz unterschiedlichem Gift-Gehalt in der Klasse der Ostreopsis cf. ovata.

Dell’Aversano, Carmela, Luciana Tartaglione, Martino Forino, Antonella Penna, Silvia Casabianca, Samuela Capellacci, Cecilia Totti, Stefano Accoroni, Rossella Pistocchi, Franca Guerrini, Laura Pezzolesi, Giorgio Honsell,  Marco Pelin, Silvio Sosa, and Aurelia Tubaro (2018). LC-HRMS studies on Ostreopsis-related toxins in algae, seafood and aerosols. What’s left? 1 ST MEETING ON “NATURAL TOXINS” IN HONOR OF CESARE MONTECUCCO, September 6-7, 2018, AULA MAGNA, Vallisneri Building, Via Ugo Bassi 58/B, Padova.

Und es wird nicht besser, denn schon 2011 hat eine Reihe von Wissenschaftlern um Rosella Pistocchi darauf hingewiesen, dass Ostreopsis cf ovata eine Bezeichnung für einen ziemlich diversen Haufen von Algen ist, die sich nicht nur im Hinblick auf ihren Giftgehalt, sondern auch im Hinblick auf die von ihnen bevorzugten TEMPERATUREN erheblich unterscheiden. Die Untersuchung von drei verschiedenen Isolaten dem Wasser der Adria an drei unterschiedlichen Orten entnommen, ergab:

“With regard to the effect of temperature, isolates from different Italian areas display variability, showing different growth temperature optima which parallel with the in situ temperature of the single strain preferred period for blooming. Studies on toxicity evidence a homogeneity in the toxins profile among different strains, although toxin amounts seem display variability. Moreover, toxins usually increased during the stationary phase of growth, and at least for some of the few investigated strains (Genoa, Ancona) toxin amounts are related to the optima temperature conditions. Laboratory experiments also show that the growth of an Adriatic strain positively correlates with the increase in salinity.”

Osteropsis cf ovata fühlt sich bei unterschiedlichen Temperaturen wohl, weist unterschiedliche Giftgehalte auf und hat zudem eine Vorliebe für salzhaltigeres Wasser, wie u.a. die Tatsache zeigt, dass im Umkreis der Po-Mündung, in der sich das Wasser durch geringen Salzgehalt auszeichnet, keine Ostreopsis cf ovata gefunden werden.

Eine erhebliche Herausforderung für den Intellekt des herkömmlichen Klima-Eiferers, die Algen wachsen bei unterschiedlichen Bedingungen, zu unterschiedlichen Temperaturen, sind Salz-Liebhaber und unterschiedlich giftig.

Pistocchi, Rosella, Pezzolesi, Laura, Guerrini, Franca, Vanucci, S., Dell’Aversano, C. and Fattorusso, E. (2011). A review on the effects of environmental conditions on growth and toxin production of Ostreopsis ovata. Toxicon, 57(3): 421-428.

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Und weil es so schön war, das nächste Wachstumsexperiment, dieses Mal mit drei Spezies Ostreopsis cf ovata von drei verschiedenen Stellen in der italienischen Adria, die von Scalco et al. (2012) unterschiedlichen Wachstumsbedingungen ausgesetzt wurden. Gefunden haben Scalco et al. (2012), dass Ostreopsis als eine Funktion von Temperatur und Dauer der Sonneneinstrahlung gedeiht, wobei die Temperatur eher nicht so relevant zu sein scheint,  irgendwo im Bereich von 18 bis 30 Grad Celsius angesiedelt sein muss, ein 12 Stunden Tag das Wachstum optimiert, mehr als 15 Hellstunden indes dem Wachstum nicht mehr förderlich sind:

“Temperature constrained growth of O[streopsis] cf. ovata within a window of 18–30 C, while best performances were recorded at 22 and 26 C. Growth was maximum at 12 h daylength, whereas it was limited by photon flux density at short daylength (9 h) and often showed photosaturation at the longest daylength (15 h).”

Die Alge ist offenkundig, wenn es um die Temperatur geht, nicht sonderlich wählerisch und deshalb, wie die Autoren schreiben,

“adapted to intermediate temperatures and daylength conditions such as those recorded in the natural environment at the beginning of summer and/or at the beginning of autumn, when this dinoflagellate builds up its biomass along the coast of the Mediterranean Sea”

Die Alge wächst also zwischen 18 und 30 Grad Celsius am besten. Aber natürlich ist die Erhöhung einer weltweit zusammenfabulierten globalen Wassertemperatur für das Wachstum von Ostreopsis cf ovata verantwortlich… Was sonst könnte es in eindimensionalen Gehirnen sein?

Und wo wir gerade dabei sind, den eindimensionalen Klima-Eiferern nicht verarbeitbare Informationen zu liefern: Das Problem des laufenden Jahres besteht nach Ansicht der Tagesschau-Experten darin, dass sich besonders giftige Spezel von Ostreopsis cf ovata im Wasser der Adria vermehrt haben. Forschung, die Gémin et al. im Jahr 2021 veröffentlicht haben, zeigt indes, dass hohe Temperaturen eher das Wachstum der nicht sonderlich giftigen Ostreopsen befördern:

“In a context of global changes, these results obtained after acclimation suggest that the increase of temperature might favor the proliferation of less toxic cells.”

Dumm gelaufen.

Ob der menschengemachte Klimawandel auch an der vielen Desinformation verantwortlich ist, mit der MS-Medien den Diskurs zumüllen?


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Author: Michael Klein
Michael Klein

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