Offener Brief an Julian Reichelt
Lieber Julian,
ich sprach neulich mit einem gemeinsamen Bekannten über Dich. Und er fragte mich direkt, warum ich Dir nicht einfach einen offenen Brief schreibe. Ja, warum eigentlich nicht?
Glückwunsch zum Erfolg mit Nius. Der professionelle Aufschlag kam zur rechten Zeit, die Neuen Medien waren für diesen mächtigen Booster mehr als bereit. Und mit Blick auf die Lesezahlen bist Du mittlerweile gleichauf mit Tichys Einblick, ohne dass ein Portal oder ein Magazin der Neuen Medien deshalb Einbußen hinnehmen musste.
Im Gegenteil! In der Gastronomie sagt man, Mitbewerber beleben das Geschäft. Und das gilt auch für die Neuen Medien, ohne dass wir deshalb zur Partymeile auf Mallorca oder zur Düsseldorfer Altstadt geworden sind.
Eine Reihe altbekannter Gesichter der Neuen Medien hat bei Dir eine Heimat gefunden von Alexander Kissler – ein Fels in der Brandung – bis hin zu einer Birgit Kelle, die ihre DNA über Jahre hinweg tief in die Neuen Medien eingestanzt hat. Die Neuen Medien sind seit einem Jahrzehnt eine eingeschworene Gemeinschaft, man kennt sich, man weiß umeinander, man achtet aufeinander auch dann, wenn man nicht jeden Tag Umgang miteinander pflegt.
Aber gerade weil es diese enge Vernetzung und dieses voneinander profitieren gibt, wundert es einmal mehr, dass Du so wenig von diesen Neuen Medien und ihren Machern weißt. Meine Empfehlung: Lass Dir mal die Geschichte Deiner neuen Heimat erzählen. Meiner Heimat. Und der Heimat solcher Journalistengiganten wie Roland Tichy „Tichys Einblick-TE“ (und natürlich auch Henryk M. Broder mit „Achse des Guten“).
Diese Portale kann man getrost als Stammhäuser der Neuen Medien bezeichnen. Gleich eine ganze Reihe von Ablegern von TE haben sich tief verwurzelt, von Reitschuster als unangefochtenen Leuchtturm der Corona-Maßnahmen- und Impfkritik, bis zum kometenhaften Newcomer Apollo News und weiteren maßgeblichen altgedienten Akteuren. Auch der Autor und Journalist Dushan Wegner war oft bei Tichys Einblick zu lesen. Und er präsentiert schon seit Jahren auf seinem eigenen Blog regelmäßig einen Querschnitt der Neuen Medien unter dem Suchbegriff „Freie Denker“. Eine wunderbare Chronistenfunktion!
Nius hat es in kurzer Zeit geschafft, nicht nur ein relevanter Player der Neuen Medien zu werden, Du selbst bist mit deinem Gesicht und „Achtung Reichelt!“ zur Speerspitze des Geschäftes geworden. Diese professionelle Melange aus „BILD“ und Neuen Medien ist wirkmächtiger Giftstachel im Fleisch des Establishments.
Gewissermaßen die Meta-Ebene oberhalb der täglichen Nachrichtenblogs der Neuen Medien sind die drei Themenblöcke Migration, Corona und Ukrainekrieg. Nius hat seinen Schwerpunkt auf die Migrationserzählung gelegt.
Nius steht für Migrationskritik. Das allerdings sorgt regelmäßig für Irritationen und der kritischen Nachfrage: Wie ernst ist es Dir, wie ernst ist es Julian Reichelt wirklich damit? Du warst der wirkmächtigste Medienschaffende der illegalen Massenzuwanderung.
Du warst der mediale Zeremonienmeister der Welcome-Refugees-Bewegung!
Thematisiert werden soll hier nicht, dass Du damit 2015 und in den Folgejahren den Pfad der Vierten Gewalt verlassen und zum Propagandachef der Merkelregierung geworden bist. Jeder kann sich verändern, jeder hat das Recht, sich zu verändern. Natürlich auch ein Julian Reichelt.
Aber Du bist heute sehr vielen Menschen deine Erzählung dieser Entwicklung schuldig! Der Grund ist so einfach wie einleuchtend: Deine Propaganda für Springer und die Merkelregierung ab 2015 und in den Jahren darauf war Steigbügelhalter einer massiven Diffamierungskampagne gegen die Neuen Medien. Uns wurden ab 2015 ff. die Konten gekündigt, wir haben viele Jobperspektiven verloren, wir wurden als „Nazis“ beschimpft, linksextremistische Gestapo-NGOs machten Jagd auf die Adressen der Herausgeber der Neuen Medien, man wollte uns wirtschaftlich in den Ruin treiben!
Der Riss ging nicht nur durch die beruflichen Netzwerke, die auf einmal zu Staub zerfielen, als habe es die gewachsenen, guten Beziehungen nie gegeben. Der Riss ging mitunter sogar quer durch die Familien, der Druck von außen entlud sich im Inneren, ich habe gestandene Männer in echten Nöten gesehen!
Ein Beispiel von vielen: Friedrich Merz, der einstige Hoffnungsträger auch vieler Konservativer, sollte Mitte 2018 von der Ludwig-Erhard-Stiftung einen Preis bekommen. Weil er aber gerade zurück auf dem Sprung an die CDU-Spitze war, nutze er die polit-medialen Diffamierungen gegen die Neuen Medien, um sich lautstark zu weigern, den Preis vom damaligen Vorsitzenden der Stiftung anzunehmen. Von Roland Tichy! Jens Spahn und Carsten Linnemann zogen später nach, Tichy stand irgendwann entnervt nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung.
Was Du damit zu tun hast? Deine Welcome-Refugees-Propaganda bei Springer für die Bundesregierung war mächtiger Antreiber dieser Diffamierungsmaschine. Ein regelrechter Brandbeschleuniger! Hast Du die Kritiker und die Neuen Medien als Vierte Gewalt damals verteidigt? Der politische Druck und die Diffamierungen gegen die Kollegen waren Dir vollkommen gleichgültig.
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Dein Best-Kumpel Ulf Poschardt, jetzt Herausgeber bei Springer, hat es Dir aktuell in seinem Buch „Shitbürgertum“ frisch ins Stammbuch geschrieben. Ein Shitbürger (nicht mein Begriff!) schreibt über den anderen Shitbürger:
„’Wir schaffen das‘, dekretierte Merkel. ‚Refugees welcome‘, sagten Kai Diekmann und Julian Reichelt bei der ‚Bild“‘ In den Nachrichtensendungen strahlten die Bürger:innen (sic!) mit Applaus-Corsi um die Wette – und natürlich war das, wie auch das berühmte Selfie der Kanzlerin, ein Pullfaktor.“
Folgerichtige Ergänzung: Du warst im selben Maße der Pullfaktor der Diffamierung der Neuen Medien. Und ich will es Dir nicht ersparen, weil Du es Dir viel zu lange selbst erspart hast:
Auf dem Gipfel der Zumutung Deiner Propaganda-Arbeit für das Migrationsregime von Angela Merkel warst Du der wichtigste Akteur der Diffamierung der Neuen Medien!
Nur stellvertretend dafür soll ein Brief stehen, den Du im Februar 2016 an den damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Phillipp Lengsfeld geschrieben hattest, nachdem der Abgeordnete Lengsfeld die Bild-Zeitung und Dich als Verantwortlichen explizit aufgefordert hatte, Deine und Eure linkspolitische „Refugees-Welcome“-Kampagne sofort zu beenden.
Deine öffentliche Antwort an Lengsfeld begann damit, dass Du gegenüber dem Abgeordneten Dein „Entsetzen“ ausgedrückt hast über dessen Forderung.
Viele CDU-Abgeordnete haben sich auch deshalb später nicht mehr getraut, gegen Merkels illegale Massenzuwanderung zu protestieren. Wenn Du also heute bei Nius davon sprichst, dass Merkel die CDU zerstört hat, was war denn der Anteil der BILD daran?
Was war Dein Anteil? Und wie willst Du mit der Aufarbeitung Deiner eigenen Geschichte heute umgehen, wenn Du die gleichen Positionen 2025 verbreitest, über welche Du dich gegenüber früheren Kritikern entsetzt hast und die dafür massiv diffamiert und ausgegrenzt wurden?
In Deinem Schreiben hast Du damals den CDU-Abgeordneten Phillipp Lengsfeld – „Wie können Sie es wagen?“ – moralinsauer regelrecht beschimpft, als Du ihm untersagen wolltest, sich über ein BILD-Foto aufzuregen, dass ein Kind zeigt, das durch Stacheldraht kriecht.
Aber bei Nius ist es heute – neun Jahre später – gängige Praxis zu betonen, dass überwiegend nur junge Männer mit der illegalen Massenmigration kommen und Bilder von Kindern und Frauen eine Täuschung der tatsächlichen Verhältnisse sind! Möchtest Du Nius-Beispiele dafür? Es gibt etliche!
Deine Beschimpfung von Herrn Lengsfeld war grenzenlos bis dahin, ihm im Abgang auch noch jede Christlichkeit abzusprechen. Und sie sind für immer dokumentiert!
Deine Beschimpfungen waren damals besonders wirkmächtig und sollten keineswegs nur Phillip Lengsfeld treffen. Es ging Dir konkret darum, jedwede Kritik an der illegalen Massenzuwanderung zu unterbinden und den Kritikern der Massenansiedlungspläne offen zu drohen, was ihnen passieren kann, wenn sie es wagen, anderer Auffassung zu sein. Oder wenn sie es wagen, den Neuen Medien etwa in der Sache ein Interview zu geben.
Das war eine Kriegserklärung und es gab eine lange Reihe von Opfern!
Lieber Julian. Heute möchtest Du sein wie Phillip Lengsfeld. Heute möchtest Du in der Sache sein wie Roland Tichy. Und Du hast Die Mittel und Möglichkeiten, es auch zu sein, diesen Männern nachzueifern oder es sogar besser zu machen irgendwann!
Welche Sendung „Achtung Reichelt!“ habe ich nicht gesehen? Ich habe sie alle angeschaut und mich jedes Mal auch gefragt, was gewesen wäre, wenn Du schon 2015 an unserer Seite gestanden hättest um als Vierte Gewalt die illegale Massenzuwanderung der Merkel-Regierung zu kritisieren. Aber damals hast Du auf der anderen Seite gestanden! Und damit hast Du diesen vielen guten Leuten aktiv und massiv geschadet!
Du hast uns geschadet! Ja, ich habe das zuletzt häufiger kritisiert und musste mir manchmal anhören, dass man die alten Geschichten angesichts Deiner aktuellen Leistungen ruhen lassen soll.
Einige dieser Einwände haben es geschafft, mir Bauchschmerzen zu machen – Nein, niemand will gerne destruktiv erscheinen! Aber ist es destruktiv, endlich eine Aufarbeitung der Corona-Jahre zu fordern? Ist es destruktiv, eine Aufarbeitung der Rolle der Medien bei der illegalen Massenmigration zu verlangen?
Die vielen großartigen Köpfe von Tichy bis Kissler und Klonovsky haben es verdient, dass Du endlich darüber sprichst, was damals Deine Rolle war. Wenn nicht für Dich, dann mach es für uns, dass wir endlich Frieden mit unserem Julian Reichelt machen können: Denn selten war dieser Julian Reichelt so wertvoll wie heute.
Mach doch endlich reinen Tisch. Erleichtere Dich. Es gibt noch so viel zu tun!
Für viele Leute sind die Medien wichtiger als die Politik. Diese Grundstimmung ist unser Auftrag. Die Medien müssen in die Spur kommen. Jetzt und heute und sofort.
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Author:
Alexander Wallasch