von Dennis Riehle
Wenn du denkst, es geht nicht schlimmer, kommt irgendwo Michel Friedman um die Ecke. Nachdem der Publizist bereits aus der CDU ausgetreten ist und mit einer völlig inakzeptablen Rede der Relativierung geschichtlicher Grausamkeiten im Zuge des Holocaust-Gedenktages in die Schlagzeilen geraten war, hat sich der 68-Jährige nun mit einer weiteren Eskalation in seiner Rhetorik neue Aufmerksamkeit erschlichen. Schlussendlich mutet die Propaganda mittlerweile ohne Zweifel wie zu jenen Zeiten an, die doch gerade das linksprogressive Spektrum „nie wieder“ erleben wollte. Die AfD sei eine Partei des Hasses, lässt der TV-Moderator verlautbaren. Und das ausgerechnet in einem Moment, der perfider nicht sein könnte. Da rufen islamistische Fanatiker aus dem palästinensischen Spektrum auf den Straßen von Berlin dazu auf, Juden zu erschießen. Und ausgerechnet ein Vertreter dieser mit purer Verachtung überzogenen Minderheit zeigt mit dem Finger nach rechts. Die Doppelmoral kann nicht größer werden, die Idiotie ist an einem vorläufigen Höhepunkt angelangt. Und wer noch ein Stück Pragmatismus und Weitsicht in sich trägt, merkt spätestens durch den Kontrast zwischen der Demagogie eines Talkmasters und der Wirklichkeit im hauptstädtischen Schmelztiegel, dass die Schizophrenie außer Rand und Band ist.
Wie lange will man den gesunden Menschenverstand in diesem Land noch quälen, wann erwacht auch die Komfortzone im Schlafwagen aus ihrer Erzählstunde, die Alternative für Deutschland könne eine Bedrohung für Kippa oder Davidstern sein? Anstatt sich die Frage zu stellen, wie viele Andersgläubige von Anhängern dieser politischen Kraft jemals in unseren Fußgängerzonen bedroht worden sind, schießen „ihre“ Demokraten hilflos und wild mit Nebelkerzen ins Kraut, weil es ehrlicherweise eben nicht darum geht, vor einer paranoid anmutenden Gefahr durch Alice Weidel zu warnen, sondern die Tatsache auszublenden, dass diese Republik ihren kulturellen Zenit überschritten hat. Der Multikulturalismus ist gescheitert, das Konzept von Weltoffenheit in sich zusammengefallen.
Unvollkommene Anschauungen
Und so bedeutet es einen schmerzlichen Verlust, sich von einer Ideologie verabschieden zu müssen, die doch so wunderbar bunt, friedlich und gesellig schien. In einem unterbewussten Ringen mit Messerattentaten und Gruppenvergewaltigungen will die Suggestion nicht weichen, man könne aus unserem Territorium vielleicht doch noch ein Sammelbecken des freundlichen Miteinanders machen, das mit der Realität nur herzlich wenig zu tun hat.
Weder der sogenannte Bevölkerungsaustausch ist länger eine Verschwörungstheorie, noch das sarazenische Ansinnen einer Islamisierung Europas. In einem nach und nach verdrängten Okzident haben neben Atheisten nun einmal Fürsprecher abrahamitischer Religionen keinen Platz, die aus der Warte Mekkas lediglich unvollkommene Anschauungen darstellen, welche die Gesandten Allahs in einem Kampf um Wahrhaftigkeit, Unterdrückung und Zensur komplettieren müssen. Verdrängung und Projektion sind die klassisch psychologischen Mechanismen, um jenem vorgezeichneten Schicksal nicht in die Augen sehen zu müssen, das im Falle eines Weiterspinnens seiner Konkretheit über die nächsten Dekaden die Existenz ganzer Ethnien auf unserem Kontinent an den Abgrund bringt – sollte nicht sofort gehandelt werden. Es ist die Angst vor der Konfrontation mit Fakten, die immer brachialer den Fokus auf Nebenschauplätze lenken lässt, welche glücklicherweise von einer zunehmenden Mehrheit an verstandsmäßigen Bürgern immer häufiger als Ausdruck von Zerstreuung durchschaut werden. Während Grün – ob nun in Kombination mit der Sonnenblume oder dem Halbmond – wahrlich kein Grund zur Hoffnung ist, könnte es Blau durchaus sein. Man muss einer Überzeugung nur die Chance geben, in der wir uns endlich selbst die Nächsten sind.
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Author: Gast Autor
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