Der Iran hat US-Präsident Donald Trump indirekt mit dem Tode gedroht – zugleich aber Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Der Ajatollah Nasser Makarem Schirasi nannte Trump zwar nicht direkt beim Namen, wies aber in einer religiösen Stellungnahme darauf hin, Drohungen gegen Irans Führer Ali Chamenei würden im Islam mit dem Tod bestraft. Trump hatte kürzlich gesagt, Chamenei sei ein leichtes Ziel. «Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.» Derweil zeigte Irans Vize-Außenminister Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Gespräche mit den USA über sein Atomprogramm, sofern Washington auf weitere Angriffe verzichtet.
Ajatollah Makarem Schirasi, der zu den einflussreichen Klerikern im Iran zählt, sagte laut staatlicher Nachrichtenagentur Irna auf die Frage eines Gläubigen zu Trump in seinem Büro in Ghom: «Personen oder Regime, die eine islamische Herrschaft angreifen oder deren religiöse Führer bedrohen oder gar gegen sie vorgehen, gelten als ‚Mohareb‘ (Feinde Gottes/Krieger gegen Gott).» Daher sei es Pflicht der Muslime, diese «Feinde» zur Rechenschaft zu ziehen. Der Rechtsgelehrte erklärte aber nur islamische Prinzipien, Trump nannte er nicht.
Iran: USA müssen weitere Angriffe ausschließen
Der US-Präsident hatte kürzlich an der Seite Israels die iranischen Atomanlagen angreifen lassen. Beim Nato-Gipfel kündigte er dann neue Gespräche mit dem Iran für diese Woche an, nannte allerdings keine Details. Auf die Frage, ob er Irans Atomanlagen erneut bombardieren lassen würde, falls es wieder Sorgen über Teherans Urananreicherung gebe, sagte Trump am Freitag: «Sicher, ohne Frage, absolut.» Der Iran dürfe keine Atomwaffen haben. Die jüngsten Angriffe hätten das Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen, bekräftigte Trump.
Die USA müssten weitere Angriffe auf den Iran ausschließen, wenn sie die diplomatischen Gespräche wieder aufnehmen wollen, sagte Irans stellvertretender Außenminister Madschid Tacht-Rawantschi dem britischen Sender BBC. Die Regierung von US-Präsident Trump habe seinem Land über Vermittler mitgeteilt, dass sie zu Verhandlungen zurückkehren wolle, aber «keine klare Position» zur «sehr wichtigen Frage» weiterer Angriffe bezogen.
Teheran besteht auf Urananreicherung zu friedlichen Zwecken
Der Iran werde darauf bestehen, Uran für friedliche Zwecke anreichern zu dürfen, sagte Tacht-Rawantschi der BBC und wies Vorwürfe zurück, der Iran arbeite heimlich an der Entwicklung einer Atombombe. Sein Land sei «vom Zugang zu nuklearem Material» für sein Forschungsprogramm ausgeschlossen worden. «Über das Niveau kann man reden, über die Kapazität kann man reden, aber zu sagen, dass ihr keine Anreicherung haben dürft, null Anreicherung, und wenn ihr nicht einverstanden seid, werden wir euch bombardieren – das ist das Gesetz des Dschungels», sagte der stellvertretende iranische Außenminister.
Irans Erzfeind Israel deutete unterdessen im Krieg gegen die mit Teheran verbündete islamistische Hamas im Gazastreifen eine Änderung der Prioritäten an. Israels Angriffe im Iran hätten «weitreichende regionale Möglichkeiten» eröffnet, einschließlich der Befreiung der Geiseln in Gaza, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. «Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien», sagte er laut Medien. Dies wurde laut der «Times of Israel» von heimischen Medien so interpretiert, dass Netanjahu jetzt die Rückkehr der Geiseln priorisiert – vor allem anderen wie dem Sieg über die Hamas.
Netanjahu: Zunächst müssen wir die Geiseln befreien
«Natürlich müssen wir auch das Gaza-Problem lösen und die Hamas besiegen, aber ich glaube, dass wir beide Aufgaben bewältigen werden», wurde Netanjahu zitiert. Hintergrund seiner Äußerungen sei, dass sich Israel zunehmendem Druck seitens der USA ausgesetzt sehe, eine Einigung zur Beendigung des seit mehr als 20 Monaten andauernden Krieges zu erzielen, schrieb die «Times of Israel». US-Präsident Donald Trump hatte gesagt, er gehe davon aus, dass in dieser Woche eine Waffenruhe erreicht werden könne.
Netanjahu leitete am Sonntagabend laut israelischen Medienberichten eine Kabinettssitzung in einem Hauptquartier der Streitkräfte, um über den Krieg im Gazastreifen und die Bemühungen um einen Austausch der von der Hamas weiter festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu beraten. Die Sitzung sei ohne eine Entscheidung beendet worden, weitere Gespräche seien für heute angesetzt, hieß es.
Ebenfalls heute will sich nach Informationen der «Times of Israel» Israels Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, in Washington mit US- Beamten treffen, um sich mit den USA vor einer weiteren Runde an Vermittlungsgesprächen in Kairo über ein mögliches Gaza-Abkommen abzustimmen. Dermer werde von Trumps Regierung unter Druck gesetzt werden, den Krieg in Gaza zu beenden, zitierte die Zeitung einen arabischen Diplomaten und einen mit der Angelegenheit vertrauten US-Beamten. Die USA, Ägypten und Katar fungieren als Vermittler zwischen Israel und der Hamas.
Berichte über weitere Tote in Gaza
Vorerst geht der Krieg in dem abgeriegelten Küstenstreifen jedoch unvermindert weiter. Bei israelischen Angriffen gab es nach palästinensischen Angaben erneut Dutzende Tote. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee sagte auf Anfrage, dem nachzugehen.
Eine Gruppe Angehöriger der Geiseln richtete unterdessen einen Online-Appell an Trump und bat ihn darin auf Englisch, alles in seiner Macht Stehende zu tun, die Verschleppten zurückzuholen. Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 22 lebende Entführte in Gaza festgehalten. Bei 28 weiteren geht es demnach nur noch um die Übergabe ihrer sterblichen Überreste.
Auslöser des Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden.
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