Das Interview ist über die Bühne, hunderttausende Live-Zuschauer in Deutschland verfolgten ein zwar interessantes, höfliches und anspruchsvolles, inhaltlich aber wenig spektakuläres Gespräch zwischen dem 450-Milliarden-Unternehmer und der AfD-Chefin. Dass dieses zustandekam, verdankte sich ausnahmslos einer beispiellosen Medienhysterie, ohne die ein solcher SpaceX vermutlich so unbedeutend wie Hundegebell geblieben wäre. Das Sensationelle war wie gesagt dabei, dass das Interview selbst überhaupt stattfand, obwohl es nicht nur in der BRD, sondern auch im Brüsseler Zensurstadl zum Politikum hochgejazzt wurde und linke Journalisten Europas sogar noch mehr in Schnappatmung versetzt hatte als vor gut vier Monaten das Interview Musks mit Donald Trump. Eigentlich hätte es das SpaceX-Treffen von heute gar nicht mehr gebracht – denn die Erregung und damit die erzielte PR generierten bereits im Vorfeld mehr Aufmerksamkeit, als sich die AfD je wünschen konnte.
Von Wahlkampf und erst recht irgendwelchen “Desinformationen” oder “Propaganda” konnte dabei überhaupt keine Rede sein; dass Weidel diese Bühne geboten bekam, war allenfalls ausgleichende Gerechtigkeit für die unfassbare mediale Missachtung und Dauerverleumdung der stärksten und beliebtesten Einzelkandidatin im laufenden Bundestagswahlkampf durch öffentlich-rechtliche und linke Systemmedien hierzulande. Die praktische politische Bedeutung dürfte eher überschaubar bleiben. Was inhaltlich gesagt wurde, war nichts Neues; fast alles hätte man in jeder Weidel-Wahlrede hören können und auch Musk hatte keine Überraschungen parat. So ging es bei seinem Gesprächsansatz auch nicht um irgendeine “Einmischung” in die deutsche Innenpolitik oder ein direktes Adressieren der deutschen Wählern, sondern darum, vor allem seinen US-amerikanischen Zuhören näherzubringen, wofür die AfD eigentlich steht. Dass diese sich mit seiner eigenen Kritik an der linksglobalistischen Agenda deckt, ganz, so wie ja seit Frühsommer 2024 auch Trumps konservativ-liberaler Kurs seine Zustimmung und Unterstützung fand, ist eine Binse.
Die üblichen Themen
In rascher Folge handelten Weidel und Musk die Themen Migrationskritik, Abrechnung mit der grünen Kanzlerschaft Merkels, Niedergang des deutschen Bildungssystem, die Sabotage der deutschen Industrie durch energiepolitischen Amoklauf der Ampel und die
Hoffnung auf ein Ende des Ukrainekrieg durch Trump ab; bei letzterem ließ sich Musk, der selbst der nächsten US-Regierung angehören wird, keine konkreten Absichten entlocken und verwies hochdiplomatisch auf die diesbezügliche alleinige Prärogative Trumps. Die Frage nach dem Existenzrecht Israels, die Musk Weidel mit der für die US-Zuhörer als Gretchenfrage obligatorischen Deutlichkeit stellte und die sie bedingungslos bejahrte, wurde hernach von nur recht verhalten und unkonkret durch vage Aussagen zur Lösung des Nahostkonflikts ergänzt. In der Energiepolitik – dem Hauptsteckenpferd des Tech-Genies – dozierte Musk zu Weidels Zustimmung über die Notwendigkeit der Wiederinbetriebnahme und des eines Ausbau bestehender Atomkraftwerkkapazitäten in Deutschland. Musk verwies auf Neuerungen in der Core-Technik und neue Kraftwerktypen. Erneuerbare Energien lehne er nicht ab, betrachtet sie jedoch nur als sinnvolle Ergänzung zu grundlastfähiger Stromversorgung.
Auf ein schmales Brett begab sich Weidel kurzzeitig mit ihrer Aussage, bei den Nationalsozialisten habe es sich eigentlich um Sozialisten und Linke und bei Hitler damit quasi um einen Kommunisten gehandelt. Die in AfD-Kreisen und weiten Teilen der kritischen Gegenöffentlichkeit zwar populäre, aber arg verkürzte und irreführende These dürfte eine der Passagen des Interviews sein, auf das sich die linken Medien nun als erstes stürzen werden, was zur Stunde bereits der Fall ist. Diesen Exkurs hätte Weidel sich in der Tat schenken können: Die Linken haben in der Geschichte so viele eigene Verbrechen begangen, dass man ihnen nicht noch rabulistisch die des Nationalsozialismus zurechnen muss. Dass die NSDAP nach der Machtergreifung als eine der ersten Maßnahmen die Medien gleichschalteten – wie Weidel und Musk beide feststellten – trifft zwar zu, aber es hat mit der linken Zensur von heute, die ganz anders daherkommt, eigentlich wenig zu tun.
Zensurthema vernachlässigt
Leider wurde im gesamten Dialog auf den wohl wichtigsten Themenkomplex der Zensur, auf die im Vorfeld des Interviews ausgestoßenen Drohungen und die fanatischen, selbstvergessenen Entgleisungen selbsternannter “Unsere Demokratie”-Verteidiger kaum eingegangen. Zwar sagte Musk, ihm sei es mit der Teilnahme am Gespräch darum gegangen, auf die massive Unterrepräsentation der AfD im Wahlkampf hinweisen; auch sonst “stummgeschaltete” Wähler und vor allem auch die US-Bürger sollten erfahren, wofür die AfD stehe. Freie Rede sei Voraussetzung für Demokratie, ohne Meinungsfreiheit gebe es keine Freiheit und wer heute Zensur billige, werde morgen selbst zensiert. Musks wichtigste Botschaft: “Wenn Sie unzufrieden sind mit den Zuständen, wählen Sie den Wechsel.” Dies habe in den USA für Trump gegolten und gelte in Deutschland auch für die AfD. In diesem Zusammenhang wiederholte er sein “berüchtigtes” Zitat, das die ganze Debatte um “Einmischung” erst losgetreten hatte: “Only AfD can save Germany”.
Ansonsten glich das – merklich nicht geskriptete oder vorab durchgeplante, sondern rein improvisierte – Gespräch einer normalen Konversation oder Partyunterhaltung, bei der auch Themenbereiche zur Sprache kamen, die keine oder wenig konkrete Relevanz für die deutsche Politik hatten. Etwa parlierten beide über die Straffreiheit von Diebstahl in Kalifornien oder über die Erfahrungen, die Musk mit der exzessiven deutschen Bürokratie im Zusammenhang seiner Tesla-Werkseröffnung im brandenburgischen Grünheide machen musste. Dann machte Weidel gegen Mitte des Interviews jedoch den fatalen Fehler, Musk auf sein Steckenpferd Raumfahrt und Mars-Kolonisierung anzusprechen.
Schrilles Kichern
Die Folge war ungefähr dasselbe, was geschieht, wenn man einen Briefmarkensammler auf sein Hobby anspricht: Musk verfiel in Logorrhoe, vertiefte sich sogleich in die Materie und machte Weidel zur faszinierten Zuhörerin, die seine begeisterte Erklärungen durch gelegentliche Einwürfe abermals triggerte. Als Weidel dann auch noch ihre agnostische Grundhaltung ansprach und Musk über Philosophie und Gott zu extemporieren begann, dürften sich die 150 von der EU zur akribischen Mitüberwachung des Gesprächs eigens abgestellten Kontroll- und Zensurbeamten sowie die Zuhörer in den deutschen Verfassungsschutzämtern endgültig ausgeklinkt haben. Viele von ihnen werden sich sowieso gefragt haben, what the fuck sie hier eigentlich Schlimmes überwachen sollten.
Was hat das Gespräch nun am Ende gebracht? Ob Weidel wirklich punkten konnte, muss sich zeigen. Zu Beginn wirkte sie recht nervös und geriet in ihrem sonst einwandfreien Englisch arg ins Stottern, so dass sich manch einer schon fragte, ob sie zwischendurch vielleicht bei Annalena Baerbock Englischunterricht genommen hatte; auch das gewöhnungsbedürftiges schrille Kichern und Gelache Weidels war zwar authentisch, wirkte aber recht unprofessionell. Aber das sind Petitessen. Das Gespräch hat seinen Zweck jedenfalls erfüllt, und er es gehört hat, der dürfte einen Eindruck davon bekommen, wie verlogen und aufrichtig die dauernde Dämonisierung und Verunsachlichung der AfD und ihrer führenden Köpfe ist. Ach ja: Und wir werden aufmerksam verfolgen, ob ab sofort auch bei jeder “Hart aber fair”-, Illner- oder Miosga-Sendung, wo Grünen-, CDU- und SPD-Politiker auftreten und dort (im Gegensatz zu Weidel) nachweisliche Halb- und Unwahrheiten verbreiten dürfen, ebenfalls 150 EU-Beamte abgestellt werden und alles mitverfolgen. (DM)
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Author: Kurschatten
Journalistenwatch