Von Kai Rebmann
Vor kurzem wurde in Dresden ein Schüler von drei Maskierten überfallen. Die Täter erbeuteten – kein Witz – zwei Pizzaschnecken, die ihr Opfer zuvor in einem nahegelegenen Supermarkt gekauft hatte. Die Hemmschwelle selbst für brutalste Angriffe scheint also immer öfter gen Null zu sinken.
Der 17-Jährige erlitt bei dem Angriff mehrere Prellungen und Schürfwunden. Es war offenbar nicht der erste Angriff dieser Art, der sich im unmittelbaren Umfeld der bekannten Elite-Schule, einem im Ostragehege gelegenen Sportgymnasium, ereignet hat.
Den jüngsten Überfall nahm die Schulleitung jetzt aber zum Anlass, sich mit „Belehrungen zum Verhalten im Schulgelände und außerhalb“ an das Kollegium zu wenden, damit die Lehrer diese an ihre Schüler weitergeben können. Das Schreiben liegt reitschuster.de vor und kursiert aktuell im Internet, die Schulleitung hat die Echtheit inzwischen bestätigt.
Warnung vor No-Go-Areas rund um die Schule
In dem Info-Brief wird vor „Personengruppen“ gewarnt, „die unsere Schüler ganz gezielt ausspähen, angreifen und abziehen“. Die Täter haben es in der Regel auf Marken-Klamotten oder Handys abgesehen. Eindringlich abgeraten wird vom Einkauf im angrenzenden Supermarkt: „Rewe ist kein Ort auf dem Schulweg, den sie (die Schüler) besuchen sollten. Sie sind dort auch nicht versichert. Des weiteren weisen Sie darauf hin, dass sich die Schülerinnen und Schüler möglichst mindestens zu zweit bewegen, auch an den Haltestellen, damit im Falle eines Falles Unterstützung und Hilfe geholt werden kann.“ Auch Laufsportler sollten ihre Runden demnach fortan nicht mehr alleine, sondern nur noch in Gruppen drehen.
Der Polizei Dresden sind die Zustände rund um das Elite-Gymnasium, das in der Vergangenheit schon mehrere Profisportler und Olympiasieger hervorgebracht hat, bekannt und hat eine Sonderkommission eingerichtet. Zudem wird das Gebiet auf der Elbe-Halbinsel verstärkt bestreift, was den Tatendrang der Jugendbanden augenscheinlich aber nicht mindert.
Es zeigt sich also einmal mehr der Reflex, das vor allem die Symptome bekämpft werden, nicht aber die Ursachen. Dazu passt dann auch das Verhalten von Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (CDU), der der Schule inzwischen einen Alibi-Besuch abgestattet hat und in der „Bild“ lapidar so zitiert wird: „Jetzt ist es wichtig, so gut wie möglich in den normalen Schulbetrieb zurückzukehren.“
Problem: Szenen, wie die aus Dresden sind im „besten Deutschland aller Zeiten“ in vielen Schulen längst schon Alltag. Neu ist höchstens, dass jetzt auch ein Elite-Gymnasium in den Fokus der medialen Öffentlichkeit geraten ist. Auch der Nachwuchs vieler Politiker ist oft an Privatschulen und/oder Internaten untergebracht, was den Blick unserer Entscheidungsträger auf die Lebenswirklichkeit ihrer Wähler leider allzu oft vernebelt.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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