• 26. Dezember 2024

Nach Islamisten-Offensive in Syrien auch Berichte über Putsch-Versuch

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Dez 1, 2024
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Hier erstmal die „offizielle“ Version:

In Syrien überschlagen sich die Ereignisse. Nachdem am Samstag von Militärvertretern bestätigt wurde, dass sich Regierungstruppen nach der bereits am Mittwoch gestarteten Islamisten-Offensive aus der Stadt Aleppo, der zweitgrößten des Landes, zurückgezogen haben, machten am Abend auch noch Putsch-Gerüchte die Runde.

Angeblich würde Hassam Louka, Chef der „Allgemeinen Sicherheitsdirektion“, Präsident Baschar al-Assad aus dem Amt entfernen wollen, während dieser gerade in Moskau ist. Laut verschiedener Berichte soll eine Gruppe von Armeesoldaten versucht haben, Angehörige der Assad-Familie gefangen zu nehmen, hieß es. Gleichzeitig gab es aber auch Berichte, dass der Putschversuch bereits zurückgeschlagen und Louka verhaftet worden sei – nichts davon ließ sich unabhängig überprüfen.

In dem seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkrieg zwischen Assad und den Islamterroristen sind die Vorgänge der letzten Stunden und Tage in jedem Fall aber die bedeutendsten seit Jahren. Der Rückzug des Militärs aus Aleppo soll nahezu ohne ernsthafte Gegenwehr erfolgt sein.

„Das war`s für Assad“, kommentierte der Sicherheitsexperte Nico Lange die aktuelle Lage in Syrien. „Wer hätte das gedacht und wer hatte sowas auf dem Schirm?“, schrieb er am Samstagabend auf Twitter/X.

Zuvor hatte Assad in einer von seinem Büro veröffentlichten Rede gelobt, „Syriens Stabilität und territoriale Integrität angesichts aller Terroristen und ihrer Unterstützer zu verteidigen“. Das Land sei mit Hilfe seiner Verbündeten und Freunde in der Lage, die Terroristen zu besiegen und zu eliminieren, egal wie heftig ihre Anschläge seien.

Russland soll allerdings bereits Ressourcen abgezogen haben, die für den eigenen Krieg gegen die Ukraine benötigt werden. Russische Kampfbomber flogen in den letzten Stunden und Tagen dennoch Angriffe gegen die Islamisten. Assad wird außerdem auch vom Iran offen unterstützt. Seit Beginn der Offensive am Mittwoch wurden laut unbestätigter Angaben über 300 Menschen getötet, darunter sollen mindestens 20 Zivilisten sein.

Hinter der Islamisten-Offensive soll die Gruppierung Gruppe Hai`at Tahrir asch-Scham (HTS), stehen. Die HTS wird von einigen westlichen Ländern als Terrororganisation und als Nachfolger der an al-Kaida angelehnte al-Nusra-Front angesehen.

Am Samstag meldete sich auch die „Arabische Liga“ zu Wort. Sprecher Jamal Rushdi äußerte auch die Besorgnis, dass „Terrorgruppen“ die Gewalt ausnutzen könnten, um „ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen“. Die Arabische Liga hatte Syrien 2023 wieder in die Organisation aufgenommen, zwölf Jahre nachdem sie die Mitgliedschaft des Landes wegen Assads angeblich brutalen Vorgehens gegen regierungsfeindliche Proteste während des „Arabischen Frühlings“ suspendiert hatte.

Und hier eine Einschätzung von Kirstin Helberg auf X:

Die Nachrichten aus Aleppo sind verwirrend. Dt. Medien berichten über „Rebellen“, „Dschihadisten“, „Islamisten“, „Opposition“ – soll man jetzt jubeln, weil das Assad-Regime vertrieben wird oder eine Übernahme durch Terroristen fürchten? Hier ein paar Hintergründe.

Die Offensive wird angeführt von HTS und mitgetragen von SNA-Milizen. HTS (Hayat Tahrir al-Sham) ist ein Bündnis extremistischer Milizen, das seit Jahren Teile von Idlib kontrolliert. HTS hat auch eine Regierung, das Salvation Government.

Die SNA (Syrian National Army) besteht aus konkurrierenden islamistischen Milizen, die von der Türkei finanziert werden und in den türkisch besetzten Gebieten (u.a. Afrin und nördliche Provinz Aleppo) herrschen.

Eine säkulare bewaffnete Opposition gibt es im Nordwesten nicht, wer eine Waffe trägt, ist Islamist. Anders als im Nordosten, wo die von Kurden angeführten SDF (Syrian Democratic Forces) das Sagen haben.

Die SDF haben sich mit Assad arrangiert, werden von der Türkei / SNA angegriffen und von den USA im Kampf gegen den IS unterstützt. So weit, so kompliziert.

In Idlib leben 4 Mio. Menschen, ganz überwiegend Assad-Gegner, darunter auch Revolutionäre der ersten Stunde aus Damaskus, Homs, Daraa etc., die zwischen 2016 und 2020 vor den einrückenden Geheimdiensten und Truppen des Regimes geflüchtet sind.

Sie hassen das Regime und seine Unterstützer, deshalb bejubeln sie den Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah, sind gegen die Islamische Republik Iran und solidarisch mit der Ukraine.

HTS ist internat. als Terrororganisation gelistet. Ihr Anführer al-Jolani war früher Chef der Nusra-Front, ehem al-Qaida, die USA haben 10 Mio.$ Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Jolani bemüht sich um ein moderateres Image, um im Ausland als Ansprechpartner wahrgenommen zu werden.

anche Experten plädieren für einen pragmatischeren Umgang mit HTS (ähnlich wie mit den Taliban), um die Menschen in Idlib besser zu versorgen und mit HTS zusammen den IS einzuhegen (der im Osten Syrien wiedererstarkt).

Aktuell ruft Jolani seine Kämpfer auf, in Aleppo keine Zivilisten zu töten und möglichst wenig zu zerstören. HTS verfolgt Andersdenkende und vertritt ein radikal islamistisches Weltbild, kämpft jedoch (im Ggnsatz zum IS) keinen weltweiten Jihad, sondern gegen das syr. Regime.

Die SNA-Milizen agieren v.a. in Afrin wie kriminelle Banden, sie bereichern sich, entführen, plündern und verhaften willkürlich. Die Türkei lässt sie gewähren, obwohl sie als Besatzungsmacht für den Schutz der lokalen Bevölkerung verantwortlich ist.

Assads Herrschaft stützt sich auf loyale Geschäftsleute und Geheimdienste. Nichts fürchten die Syrer:innen mehr als vom mukhabarat verhaftet zu werden. Die Macht liegt beim Präsidentenpaar, das vom Captagon-Handel u. von der Veruntreuung internationale humanitärer Hilfe lebt.

Fazit: Eine Schwächung des Regimes ist grundsätzlich begrüßenswert, aber was HTS und die SNA wollen und tun, ist problematisch und nicht das, wofür Millionen Syrerinnen und Syrer einst demonstriert haben.

Zugleich ist Syrien Schauplatz mehrerer regionaler und internationaler Konflikte, die sich auf die Machtverhältnisse im Land auswirken. Deshalb gibt es keine einfachen Antworten, sondern nur komplizierte Zusammenhänge, die man verstehen und erklären muss.“

Wahrscheinliches Szenario: Deutschland darf sich darauf einstellen, dass auch in Zukunft jede Menge Islamisten aus Syrien „fliehen“ und in Deutschland unterkommen werden. (Mit Material von dts)

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Author: Rasender Reporter
Journalistenwatch

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