• 26. März 2025

Musterrede aus der Kaderschmiede: Wie Gregor Gysi die DDR und Kommunismus gutredet

ByMichael Klein

März 25, 2025
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Der Dienstälteste hat gesprochen.
Wir kommentieren.

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Wissen Sie, dass die DDR ihre Bürger eingesperrt und diejenigen, die auf ihre Freiheit zur Wahl ihres Lebensmittelpunktes bestanden haben, entweder hat in den Rücken schießen lassen oder inhaftiert hat, das war eigentlich gar nicht so schlimm.

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Dass Regimkritiker, die es gewagt haben, die Misswirtschaft aufeinanderfolgend scheiternder Wirtschaftspläne zu kritisieren oder die Diskrepanz zwischen der behaupteten Demokratie und den nicht vorhandenen Individualrechten anzumerken, inhaftiert und von Mielkes Schergen zersetzt wurden, das war eigentlich gar nicht so schlimm.

Dass die DDR-Bürger in eine Gruppe bezahlter Spitzel und eine Gruppe überwachter und kontrollierter Untertanen geteilt wurden, war gar nicht so schlimm, so wie es gar nicht schlimm war, dass die SED-Meute für sich Sonderbehandlung in Konsum und Rechten beansprucht hat.

Letztlich gab es für diejenigen, die Geduld mitgebracht haben, in der DDR alles, was das Herz begehrt, einen Trabbi nach 15 Jahren, einen Kühlschrank schon nach 10 Jahren Wartezeit, vielleicht auch nach weniger – oder vielleicht auch nach mehr. Wer sich gut führte, konnte im befreundeten sozialistischen Ausland und unter Aufsicht anderer Gruppenreisender Urlaub machen und sich bei Demonstrationen als Träger der übergroßen Visage von Erich Honecker einen Namen machen.

Es war, wie gesagt, alles nicht so schlimm in der DDR, oder wie Gregor Gysi in seiner Rede als dienstältester Parlamentarier des 21. Bundestages sagt: „So schlecht war die DDR gar nicht“.

Die Aussage nimmt die Mitte seiner Rede ein, den Teil, der von einem extrem unaufrichtigen Versuch, sich als „ausgleichende Kraft“ darzustellen, vorbereitet wird. Man müsse Wahlkampf mit Wahrheit führen, nicht mit Lügen, meint der joviale Gysi. Man müsse die politische Kultur breiter aufstellen. Linke könnten mit einer Otto von Bismarck Straße leben und Konservative sollten mit einer Clara Zetkin Straße leben können, einen Reichskanzler gegen eine Kommunistin getauscht.

So funktionieren Sozialisten wie Gysi. Sie bieten einen Finger und nehmen im Gegenzug die ganze Hand. Man dürfe Leute, die per Aufrüstung Frieden in der Ukraine herstellen wollten, nicht als Kriegstreiber diffamieren. Umgekehrt nicht von Putin-Knechten bei denen sprechen, die Frieden durch Diplomatie und Verhandlung erreichen wollten. Er lullt diejenigen, die ihm zuhören, regelrecht ein, der Gregor Gysi. Zugegeben, die meisten im Bundestag lümmeln in ihren Sitzen, unterhalten sich mit ihrem Nachbarn, lesen ein Buch oder smartphonen vor sich hin, hören ihm nicht zu, aber die Rede wird auch nicht für sie gehalten, sie ist an die Multiplikatoren in den Medienanstalten gerichtet.

Man müsse die Pandemie aufarbeiten, sagt Gysi. Das ist die Karotte. Man müsse vor allem entscheiden, welche Einschränkung von Freiheiten unerlässlich sei und welche nicht. Das ist die Peitsche (the stick). Für den alten Kader-Kommunisten ist klar, dass individuelle Freiheiten Verhandlungsmasse in den gierigen Greifern derjenigen sind, die sich gerade an irgend eine Position klammern.

Er setzt sich für den Staat Israel und eine Zweitstaatenlösung ein.

Und dann streut Vermittler Gysi ganz entgegen seiner bisherigen Gewohnheit ein, dass man das „Klima für die Menschen retten“ müsse. Auch Gysis Versuche, sich als Mediator, als Vermittler zu inszenieren, haben ihre Grenze an seinen ideologischen Wahrheiten, den ehernen Gesetzen, von denen sich Leute wie er einen politischen Vorteil versprechen – oder glaubt jemand, Kommunisten wie sie sich bei „der LINKE“ finden, ginge es um „die Menschen“?

Die Energiekrise und die Inflation verlangen nach Ansicht von Gysi eine zentrale Lohnplanung: Erhöhung um die Preissteigerung, jährlich. Der letzte Siebenjahresplan, der in der DDR gescheitert ist, liegt schon so viele Jahrzehnte zurück, dass man Planwirtschaft wieder bewerben kann. Man kann sogar Einheitsparteien und Blockbildung der „demokratischen Kräfte“, wie es in der DDR hieß, wieder bewerben und den Bundespräsidenten „Herrn Dr. Frank-Walter Steinmeier“ anschleimen, damit er eine Arbeitsgemeinschaft zur Rettung der Demokratie einberuft, an der Vertreter aller gesellschaftlicher Gruppen, die einem DDR-Sozialisierten so einfallen, teilnehmen sollen.

Ant-ikapitalistischer Abwehrwall der DDR: Um eigene Bürger vor dem kapitalistischen Virus zu schützen, wurden sie erschossen.

Sichere Rente, Steuergerechtigkeit, letztlich die Abschaffung privater Krankenkassen und die Reduzierung von ausgerechnet Bürokratie, etwas, das dann, wenn es aus dem Mund eines Kommunisten kommt, klingt, als würde ein Aasgeier das hohe Lied auf Veganismus singen, bleiben nicht unerwähnt, natürlich nicht unerwähnt, denn sie sind wie die „Gleichstellung“ das ideologische Hauptanliegen der LINKE, der Nachfolgepartei der PDS, die wiederum die umbenannte SED ist. Gysi steht in Kontinuität mit seiner kommunistischen Vergangenheit. Zumindest Heucheln kann man ihm nur begrenzt vorwerfen.

Man müsse, so sagt Gysi zu Beginn seiner Rede, „die Menschen“ an den Geschehnissen im Bundestag teilhaben lassen. Müsse allgemeinverständlich sprechen. Er ist eben ein Kind seiner Kaderschmiede, einer, der sich zur Intelligentia zählt, also zu denen, die zur Arbeiter- und Bauernklasse sprechen, während die Mitglieder der Arbeiter- und Bauernklasse arbeiten. Indes, die Aufnahme der Wünsche und Bedürfnisse „der Menschen“, für die sich Gysi starkmacht, sie hat erstaunliche Auslassungen.

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Alle Umfragen, die man derzeit zurate ziehen kann, um herauszufinden, was die darin befragten Deutschen als die drängenden Themen ansehen, nennen an erster Stelle und mit weitem Abstand „Migration und Zuwanderung“. Gysi, der Mann, der „die Menschen“ einbeziehen will, nennt keines der beiden Themen, ignoriert die Wünsche und Bedürfnisse „der Menschen“ und stellt apodiktisch fest, dass Deutschland jährlich 400.000 Fachkräfte benötige. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Viel zu sagen hat er im Gegensatz dazu, wenn es um den alten Erzfeind aller Kommunisten in SED-Rängen der DDR, die USA geht. Donald Trump wolle Demokratie abschaffen, sagt der Vertreter der Mauerschützen-Nachfolgepartei. Auf die USA sei im Bündnisfall kein Verlass erklärt er und plädiert dafür, den 8. Mai zum Feiertag zu machen, zum Tag der Befreiung durch die Alliierten und von den Nazis, also die Truppen des Vereinigten Königreichs, der USA, Frankreichs und der Sowjetunion … Und weil er schon bei Feiertagen ist, fordert er noch einen Frauentag als Feiertag.

Und damit sind wir zurück zum Anfang.
In allem Elend und aller Armseligkeit.
Was war in der DDR nach Ansicht von Gysi gar nicht so schlecht: Die Gleichstellung von Frauen war in der DDR besser, so sagt er.

In der DDR durften Bürger auch einkaufen, wenn sie sich anständig, also anstehend verhielten.

Kommunismus in Kaderschulen erlernt und in einem entsprechenden Umfeld eingeübt, führt unübersehbar zu einer Verengung des geistigen Horizonts und einer temporalen Arretierung, die sich darin niederschlägt, dass Entwicklungen unbemerkt bleiben, etwa die Entwicklung, die darin besteht, dass alte Hüte wie der Genderismus längst auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt wurden. Nur Parteikader und Altkommunisten, dienstälteste Leute, die mehr Verbindung zu „den Menschen“ anmahnen, haben das noch nicht bemerkt. Dieselben Leute, die in Anfragen zur Verwendung von Steuermitteln, wie sie die 551 Fragen der CDU/CSU zu Nichtregierungsorganisationen darstellt, einen Affront sehen, einen Affront gegen die Schmarotzende Klasse. Und dass sie sich ihres Statuses als Mitglieder der Schmarotzenden Klasse bewusst sind, das kann man bei Kommunisten und anderen Kadern voraussetzen, sofern sie ihren Marx gelesen haben und daher wissen, dass nachdem sie nicht als Produktivkraft zählen und auch keinen Besitz von Produktionsmitteln vorweisen können, nur das Lumpenproletariat als Marxsche Kategorie für sie verbleibt.

Vielleicht sollte Gysi seine Idee, eine deutsche Universität nach dem in Highgate Cemetery London Begrabenen zu benennen, noch einmal überdenken.


Wenn Sie sich die Rede im Original antun wollen.
Sie finden Sie hier:


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Author: Michael Klein
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