Sie sagten uns, es sei ein Wundermittel.
Sie versprachen Sicherheit.
Sie drohten mit Konsequenzen.
Wer Zweifel äußerte, galt als gefährlich. Wer Bedenken hatte, verlor Jobs, Freunde oder gleich sein Konto.
Und doch: Viele – darunter nicht wenige von Ihnen, liebe Leser – hatten schon früh ein ungutes Gefühl.
Zu neu, zu experimentell, zu viel versprochen, zu wenig geprüft.
Jetzt, Jahre später, geschieht das Undenkbare: Die US-Regierung kehrt der mRNA-Technologie den Rücken. 22 Verträge mit Pharmafirmen werden gekündigt, 500 Millionen Dollar Fördergelder gestrichen – von genau jener Behörde, die einst an vorderster Front für die Technologie trommelte. Verantwortlich: Ein neuer NIH-Direktor, ein neuer Gesundheitsminister – und ein Präsident namens Donald Trump. Ausgerechnet der Mann, unter dem „Operation Warp Speed“ einst begann.
Doch was ist mRNA eigentlich? Es handelt sich um ein genbasiertes Verfahren, bei dem dem Körper Baupläne für Virusbestandteile übermittelt werden – in der Hoffnung, dass dieser eine Immunreaktion entwickelt. Klingt harmlos, ist in Wahrheit hochkomplex. Und riskant: Denn mit klassischen Tot- oder Lebendimpfstoffen hat die Methode wenig gemein. Dass viele Regierungen sie dennoch wie einen Heiligen Gral behandelten, war weniger Wissenschaft als politisches Kalkül – und für einige: ein Milliardengeschäft.
Ein Geschäft, das nun auch offiziell endet. Der Artikel in der „Welt am Sonntag“, der diesen Kurswechsel enthüllt, hätte eine mediale Bombe sein müssen. Doch die „Welt“ versteckte ihn schnell hinter ihrer Paywall, ließ ihn von der Startseite verschwinden – und fast alle anderen Medien schwiegen gleich ganz. Kein Brennpunkt, kein Aufschrei, kein „Was bedeutet das für uns?“ Stattdessen: Schweigen, Totschweigen, Relativieren.
Dabei ist der Artikel durchaus brisant. Er zitiert Jay Bhattacharya, eingesetzt von Donald Trump als Direktor der Nationalen Gesundheitsbehörde NIH, der die einst gefeierte mRNA-Technologie heute überraschend deutlich kritisiert. Sie sei „überverkauft“ worden, der Öffentlichkeit seien falsche Versprechungen gemacht worden – etwa, dass die Impfstoffe Übertragung verhindern könnten. Aus diesen falschen Annahmen, so Bhattacharya, seien dann staatliche Zwangsmaßnahmen entstanden: Impfpflichten, Jobverluste, gesellschaftliche Spaltung.
Klarer kann man ein Eingeständnis kaum formulieren – zumindest zwischen den Zeilen.
Dass Bhattacharya kein radikaler Impfgegner ist, sondern Medizinprofessor in Stanford war und früh zu den differenzierten Kritikern der Corona-Politik und der Impf-Nötigung zählte, macht seine Aussagen noch bemerkenswerter. Besonders pikant: Auch er vermeidet klare Worte zur Frage, wie groß der Nutzen der mRNA-Impfstoffe tatsächlich war. Nur für Alte und Vorerkrankte seien sie hilfreich gewesen – bei der breiten Masse sieht er den Sinn kritisch. Und ist damit nicht allein: Auch im NIH selbst, also in der obersten Gesundheitsbehörde der USA, sei kaum jemand geblieben, der die frühere Euphorie noch teile.
Die „Welt“ bringt in ihrem Beitrag natürlich auch einen Kontrapunkt: Der Impfstoffexperte Paul Offit beklagt einen „traurigen Tag für die Wissenschaft“ und nennt den Förderstopp „wissenschaftsfeindlich“. Ausgerechnet Offit, der zu den lautesten Verfechtern der Impfpflichten zählte, wirft nun Bhattacharya Wissenschaftsverachtung vor. Als würde die Kritik an überzogenen Erwartungen gleichbedeutend sein mit Technikfeindlichkeit. Ein Strohmann, wie er im Lehrbuch steht.
Und ein Lehrstück ist auch das Verhalten der Medien. Während sie 2021 jede noch so leise Skepsis als staatsgefährdend diffamierten, während sie Andersdenkende mundtot machten oder aus dem Diskurs verbannten, zeigt sich heute: Die Kritik war berechtigt. Nicht alles. Nicht jeder Punkt. Aber die Grundintuition vieler Menschen war richtig. Und sie wurde bekämpft, nicht diskutiert.
Nun also kommt der Kurswechsel – spät, aber deutlich. Die Technologie, die vielen von Anfang an suspekt war, wird still beerdigt. Ausgerechnet unter Trump, der sie einst selbst bewarb – doch heute stehen an seiner Seite neue Köpfe: ein kritischer NIH-Direktor, ein Gesundheitsminister namens Robert F. Kennedy Jr. Und ihre Botschaft lautet: Es reicht.
Die vielleicht bitterste Pointe: Die Wahrheit kam nicht mit einem Knall, sondern mit einem Aktenschrank. Keine Entschuldigung, keine Aufarbeitung, keine juristischen Folgen. Stattdessen: Ein leiser Schlussstrich. Und ein mediales Wegsehen.
Vielleicht ist das heute die neue Definition von „Wissenschaft“:
Erst maßlos übertreiben, sich irren, feiern lassen und abkassieren.
Und dann bloß nicht zugeben.
Die Wahrheit kam. Ohne Knall. Ohne Rücktritt. Ohne Folgen.
Und keiner hat’s gemerkt.
Außer Ihnen vielleicht.
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