• 19. Februar 2025

Millionen Deutsche starben unter einem allierten Bombenterror und planmäßigen Vertreibungen

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Feb. 16, 2025

Der Journalist und Blattmacher Roland Tichy hat schon wieder einen besonders nachdenklichen und klugen Leitartikel geschrieben. Ich gestehe, dass diese Lektüre längst zu meinen sonntäglichen Ritualen gehört, ja, Tichy schafft das regelmäßig.

Und so, wie ich in einem anderen Deutschland vor Jahren Sonntag gemeinsam mit einem heißen Kakao auf die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung gewartet habe, passiert es mir heute mit einem schnellen Kaffee mit Roland Tichys Sonntagsansage.

Ein Absatz allerdings hat heute einen Widerspruch bei mir ausgelöst. Ich hatte zuletzt im Gespräch mit einem deutlich jüngeren Journalisten mit Bestürzung festgestellt, dass das Wissen um den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen in den jüngeren Generationen erhebliche Lücken aufweist.

Der Kollege war ganz erstaunt, als ich ihm von meiner Familiengeschichte, von der Flucht und Vertreibung meiner Eltern und Großeltern erzählte, von den erfrorenen Babys, den geschändeten Frauen und den totgeschlagenen jungen Männern, deren Leichen den endlosen Trecks der Verzweifelten wie Leitplanken nachfolgten.

Roland Tichy formuliert mit Blick auf den Ukrainekrieg die These, Kriege zu beginnen sei leichter, als sie zu beenden. Und er schreibt:

„Was passiert, wenn man sie zu spät beendet, zeigt die Geschichte – sinnloses Morden wird verlängert, solange Kriegstreiber behaupten dürfen, dass es nur noch eines kleinen Wenig bedürfe bis zum jeweiligen Sieg.“

Und dann schreibt Tichy folgenden Absatz, dem ich im Folgenden widersprechen will:

„Wer den Gegner niederkämpfen will, opfert Millionen von Menschen. Die Alliierten haben dies im Krieg gegen Hitler-Deutschland mit bitterer Konsequenz durchgezogen; sie haben ihre eigenen Söhne geopfert, während Hitler bis zum „Endsieg“ Deutschland zur Wüste rauchender Ruinen gekämpft hat.“

Dazu muss man wissen: Die USA haben im gesamten Zweiten Weltkrieg in den Schlachten knapp 300.000 Männer verloren. Furchtbar genug!

Aber es stimmt trotzdem: Die Amerikaner bzw. die Alliierten haben Millionen geopfert. Aber es waren deutsche Zivilisten, die den britisch-amerikanischen Bombenterror und den Vertreibungen nach Ende des Krieges mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Die von Roland Tichy beschriebene „Wüste rauchender Ruinen“ war direktes Ergebnis dieses alliierten Bombenterrors. Und es gilt längst als historisch erwiesen, dass dieses hunderttausendfache Morden von Zivilisten in keiner Weise kriegsrelevant war. Im Gegenteil: Hitler-Deutschland macht den Deutschen mit den Bildern der Zerstörung eindrücklich klar, dass die Sieger kein Pardon geben werden und das es jetzt doppelt gelte bis zum Endsieg zu kämpfen um der Rache der Sieger zu entgehen. Das ist die Kausalität, nicht umgekehrt.

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Ich hatte an anderer Stelle zuletzt schon einmal daran erinnert: Das Kriegsende war für die allermeisten Deutschen im Moment der Niederlage keine Befreiung. Es war ganz sicher eine Befreiung für die wenigen Überlebenden in den Vernichtungslagern der Nazis, aber nicht für die Überlebenden des Bombenterrors und für Millionen Ostdeutsche.

Für diese Ostdeutschen sollte das Martyrium und das große Verrecken mit Kriegsende erst richtig beginnen. Wir wollen hier nicht über Zahlen streiten. Aber zu den Schändlichkeiten der ersten fünf Nachkriegsjahrzehnte gehörte sicherlich die Geschichtsschreibung der Sieger, die den Genozid an Schlesiern, Ostpreußen und anderen verleugneten oder immer wieder noch kleiner rechneten. Diese ethnischen Säuberungen an den Ostdeutschen wurden von den Alliierten Mitte 1945 in Potsdam fein säuberlich am Kartentisch geplant, vorangehende Konferenzen hatten diese Themen auf die Tagesordnung gesetzt.

Zweifellos kann man rückblickend sagen, dass die deutschen Nachkriegsgenerationen der Bundesrepublik indirekt von den Alliierten befreit wurden. Die Bürger der späteren DDR mussten allerdings weitere 40 Jahre warten.

Jetzt kann man ja einwenden, das Roland Tichy einen größeren Bogen spannen wollte. Nämlich jenen, dass es ohne Hitler auch keinen Bombenterror und keine Vertreibungen gegeben hätte. Wie wahr! Aber wie weit will man da zurückgehen in die Ursachenforschung?

Allen jüngeren und an deutscher Geschichte interessierten Lesern kann ich nur eines empfehlen: Beschäftigt Euch mit diesem düstersten Kapiteln deutscher Geschichte. Euren Eltern und Großeltern wurde diese Beschäftigung versagt bzw. sogar untersagt.

Warum solltet Ihr das tun? Weil es Millionen eurer deutschen Vorfahren gab, deren Namen sich niemand gemerkt hat, die keinen Nachkommen mehr zeugen konnten, deren Schmerz und Leid und deren Blut 1945 in Strömen in die ostdeutschen Straßengräben geflossen ist. Es darf nicht vergessen werden. Unbekannt bleibt auch die Zahl jener, die ohne Grabstein am Rande der Straße verscharrt wurden. Die Frauen legten ihre erfrorenen Babys noch dazu. Das alles sind kein Horrormärchen, sondern es ist nichts als die Wahrheit.

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Author:
Alexander Wallasch

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