• 24. August 2025

Messer im Bauch? Keine Sorge, der war halt traumatisiert

ByMichael Klein

Aug. 24, 2025
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Ein Leser hat uns auf ein bemerkenswertes Stück öffentlich-rechtlicher Propaganda aufmerksam gemacht, das offenkundig erstellt wurde, um Gewalttaten von „geflüchteten Menschen“ gutzureden bzw. von deren Opfer, Verständnis für die Täter, in deren Messer oder über deren Weg sie gelaufen sind, einzufordern, sofern die Opfer das Aufeinandertreffen überlebt haben …

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Kurz: Alles nicht so schlimm:

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Quelle: ZDF

SEDO

Die Phantasie von Elisabeth Kaiser, die an der Universität Konstanz beschäftigt sein soll, findet in der Möglichkeitsform statt:

„Also wer wird gewaltbereit?, wenn Sie es wissen wollen … schwerst-traumatisierte Jungs, die nach der Pubertät im Alter von 15 bis 30 Jahren unter Umständen in so eine Art reaktive Gewaltbereitschaft gehen.

Ein klassisches Beispiel wäre jetzt ein schwer traumatisierter geflüchteter Mensch, … der ist in einem Zug und dann kommt jemand in Uniform und kontrolliert…. könnte es natürlich sein, er wird erinnert an die Zeit im Gefängnis, wo er vielleicht gefoltert wurde, und in diesem Moment kommt so ne Art Schutzmechanismus raus, und er agiert aus.“

Unter Psychologen scheinen Gewaltphantasien eine weite Verbreitung gefunden zu haben, vor allem wenn es darum geht, sich ein eigenes Auskommen zu verschaffen. Es ist sicher nur Zufall, dass die Gruppe der „gewaltbereiten … schwersttraumatisierten“ postpubertären „Jungs“ von „15 bis 30 Jahren“ genau die Gruppe ist, die das Gros der „geflüchteten Menschen“ in Europa ausmacht. Alte Männer, Frauen allen Alters und Kinder scheinen die Traumatisierung durch Krieg und Folter besser wegzustecken, als postpubertäre „Jungs“ im Alter von 15 bis 30 Jahren.

Axel Rudakubana – Offizielles Polizeifoto: Traumatisierter Messerstecher oder doch Bestie.

Was uns an Leuten wie Kaiser fasziniert, ist ihre offenkundige Fähigkeit, alles, was den Schluss, den sie ziehen wollen, gefährden könnte, auszublenden, eine besondere Art der Reduktion kognitiver Dissonanz. Denn: natürlich wäre zu zeigen, dass der Messerstecher überhaupt vor Gewalt und Folter geflohen ist, überhaupt inhaftiert war und wenn ja, nicht deshalb inhaftiert war, weil er schon in seinem Herkunftsland ein Gewalttäter war. Natürlich wäre zu zeigen, dass es sich um eine Flucht „vor etwas“ und nicht um eine Flucht „in etwas“, soziale Sicherungssysteme zum Beispiel handelt. Und ganz grundsätzlich wäre zu zeigen, dass der Messerstecher überhaupt traumatisiert war. was die Frage aufwirft, wie man Traumatisierung überhaupt bestimmt, was wiederum zu der misslichen Situation führt, dass die vermeintlich traumatisierende Erfahrung meist auf Basis dessen, was der angeblich Traumatisierte von sich gibt, erschlossen werden muss.

Was könnte dabei schiefgehen?

Schon 2006 haben Neller und Fabian den beklagenswerten Zustand der entsprechenden Forschung wie folgt zusammengefasst:

„Most people who experience traumatic events do not commit future acts of violence. Research strongly suggests, however, that for some people traumatic experiences are directly related to future perpetration of violence. As should be evident by the preceding discussion, traumatic experiences also might contribute to the development of several risk factors associated with violence (e.g., substance use, personality disorder, emotional dysregulation). Based on available research, therefore, it is reasonable to conclude that trauma might directly and indirectly contribute to violent acts.“

Neller, Daniel J., and John Matthew Fabian (2006). Trauma and its contribution to violent behaviour. Criminal Justice Matters 66(1): 6-7.

Eine dieser klassischen, wertlosen psychologischen Erklärungen: Ein Traumatisierter KANN gewalttätig werden. Aber die meisten Traumatisierten werden NICHT gewalttätig. Zwischen Trauma und Gewalt vermittelt in der Regel ein weiterer Faktor, Drogenmissbrauch, Persönlichkeitsstörungen oder schlicht ein miserabler Charakter, was die Frage aufwirft, wie man ausschließt, dass Drogenmissbrauch, Persönlichkeitsstörung oder Boshaftigkeit trotz Traumatisierung aber ganz ohne Traumatisierung die Gewalt erklären, und diese Frage unbeantwortet zurücklässt.

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Das meiste von dem, was wir zu Traumatisierungsforschung kennen, hat diese Probleme nicht gelöst. Die allgemeine Vorgehensweise scheint darin zu bestehen, die Probleme schlicht zu ignorieren und sich ab sofort, wie dies Kaiser tut, in Möglichkeitsform auszudrücken, um zum einen Verantwortlichkeit für falsche Prognosen über die Gefahr, die von einer Person ausgeht, auszuschließen, zum anderen „post-hoc-Ereignis“, also nachdem ein „geflüchteter Mensch“ gewalttätig geworden ist, Traumatisierung zu unterstellen, womit wir wieder bei der oben angesprochenen Fähigkeit angekommen sind, alles auszuschließen, was geeignet ist, die eigene Erklärung und damit die Grundlage des eigenen Auskommens in Frage zu stellen.

Gewonnen ist damit nichts.
Und mit Wissenschaft hat das Ganze auch nur entfernt etwas zu tun.
Indes wird durch Aussagen, wie sie Kaiser in diesem kurzen Videomitschnitt aus dem ZDF macht, eine Normalisierung von Gewalt durchgeführt, die mehr als bedenklich ist, und zwar auf Kosten der Opfer.

Und einmal ehrlich, wenn jemand derart gestört ist, dass er beim Anblick einer Uniform ausrastet, dann kann man ihn nicht in die Öffentlichkeit lassen, denn er ist eine Gefahr für andere Menschen. Und wenn, wie im ZDF-Beitrag behauptet, 30% der „geflüchteten Menschen“ zu denen zu zählen sind, die potentiell beim Anblick einer Uniform ausrasten können, dann wäre die Reaktion einer verantwortlichen Regierung, den Zustrom von Personen, die eine öffentliche Gefahr darstellen können, zu stoppen.

Indes, was beim ZDF verbreitet wird, wirbt für Verständnis, und zwar dadurch, dass die Realität auf den Kopf gestellt wird. Derjenige, der sich „aus agiert“, wie Kaiser so verharmlosend sagt, der also anderen ein Messer in den Bauch rammt, weil ihm gerade danach ist, der reagiert mit „so ner Art Schutzmechanismus“ auf Erinnerungen, die er angeblich in einem anderen Land zu einer anderen Zeit und in einem vollkommen anderen Kontext gemacht haben soll.

Absonderlicher kann man Verhalten nicht mehr zu erklären versuchen. Aber, so hat Kaiser die Zuschauer des ZDF, die es immer noch geben soll, schon zuvor belehrt, ein Traumatsierter lebt nur kurz im hier und jetzt, die meiste Zeit lebt er in der Vergangenheit, was den Traumatisierten nicht daran hindert, tausende Kilometer hinter sich zu bringen, die korrekten Häfen für Überfahrten nach Italien anzusteuern, Schlepper zu bezahlen, die ihm die Reise ermöglichen, seine Papiere zu vernichten, damit man ihn nicht abschieben kann, nach Ankunft sofort einen Anwalt mit der Wahrnehmung seiner Angelegenheiten und natürlich einen Sachbearbeiter mit der Zusammenstellung der Freebees, wegen derer er nach Deutschland gekommen ist, zu beauftragen. Reichlich untraumatisiert, rationales Verhalten…

Aber das ändert nichts daran, dass diese Leute traumatisiert sind und man deshalb Verständnis haben muss, wenn sie ausrasten, „ausagieren“, wie Kaiser sagt, andere Menschen an Leib und Leben gefährden, gewalttätig sind.

Die Frage, was diese Leute in Deutschland zu suchen haben, liegt nahe. Die Antwort auch: Sie dienen als Objekt, auf dessen Grundlage Legionen von Profiteuren ein erkleckliches Einkommen erwirtschaften, eines, das, wie man der Wortwahl von Kaiser entnehmen kann, darauf basiert, die Realität zu verzerren und die Taten zu verharmlosen, all dessen zu entkleiden, was sie mit sich bringen, z.B. ein tatsächliches Trauma, bei den Opfern, sofern sie es überleben.

Statt dessen wird in Möglichkeitsform geredet, von Gewaltbereitschaft schwadroniert, nicht etwa Gewalt,  die tatsächliche Gewalt als „ausagieren“ verharmlost, es werden Floskeln abgesondern, die jeden schlechten Hellseher auf einer Kirmes des 18. Jahrhunderts zum Lachen gebracht hätten, Marke: „Der Täter glaubt, er habe keine Kontrolle über sein eigenes Leben“, Floskeln, die keinerlei Nutzen für eine Erklärung von Verhalten haben, sich aber gut vermarkten lassen und die Frage aufwerfen, ob nicht diejenigen, die bei Gewalt zuerst an den Täter (sofern ein geflüchteter Mensch) und dann vielleicht irgendwann einmal an das Opfer denken, in Behandlung gehören.

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