Es gab Zeiten, da glaubten selbst die klügsten Köpfe Europas, dass sich Krankheiten durch „verdorbene Luft“ verbreiten, dass Aderlass gegen jede Krankheit hilft und dass die Pest durch göttliche Strafen ausgelöst wird. Wissenschaft spielte nur eine untergeordnete Rolle – was zählte, war der gesellschaftliche Konsens und die Autorität der Meinungsmacher.
Heute lächeln wir über diesen Irrglauben – und kehren gleichzeitig genau dorthin zurück. Fakten zählen nur noch, wenn sie ins Weltbild passen. Wer an der Realität festhält, wer sich nicht dem Zeitgeist beugt, wird zum Problemfall erklärt. Was damals die Vorstellung von faulen Dämpfen und Aderlass war, ist heute die Behauptung, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt – oder dass der Mensch durch politische Maßnahmen den Wetterdurchschnitt (das „Klima“) steuern könne.
Wer das Offensichtliche ausspricht, wird nicht mehr mit Argumenten widerlegt, sondern als Ketzer behandelt. Es reicht nicht, eine Meinung zu haben – man muss die vorgeschriebene haben. Widerspruch wird nicht mehr wissenschaftlich widerlegt, sondern moralisch geächtet.
Und so geraten wir in eine Lage, in der ein Satz, der noch vor wenigen Jahren in jeder Partei unwidersprochen geblieben wäre, zum Skandal wird. Friedrich Merz sagte in einem TV-Duell, dass er nachvollziehen kann, warum Donald Trump in den USA nur zwei Geschlechter anerkennen lässt. Eine banale Feststellung, die jedem Biologie-Schüler geläufig ist. Doch statt auf zustimmendes Nicken stößt Merz auf Empörung – ausgerechnet in den eigenen Reihen (aber natürlich nicht nur da).
Der CDU-nahe Verband „Lesben und Schwule in der Union“ geht auf Distanz zum eigenen Parteichef. In einem Statement erklärt er, dass es „mehr als zwei Geschlechter“ gebe. Wer eine andere Meinung habe – oder einfach nur die Realität beschreibt – stelle sich außerhalb des Grundgesetzes. Die biologische Realität ist also nicht nur „umstritten“, sondern womöglich verfassungswidrig.
Es ist ein Rückfall hinter die Aufklärung. Wir leben in einer Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr als Grundlage des gesellschaftlichen Diskurses dienen, sondern von subjektiven Gefühlen und ideologischen Wünschen ersetzt werden. Wenn sich jemand als drittes, viertes oder fünfundzwanzigstes Geschlecht oder als Essiggurke definiert, kann er das von mir aus gerne tun – es ist sein Privatvergnügen. Aber dass wir gezwungen werden sollen, diese Einbildung als objektive Wahrheit anzuerkennen, ist eine völlig neue Dimension der Irrationalität. Auch wenn eine 80-Jährige sich wie 20 fühlt, sei ihr das gegönnt – aber niemand käme auf die Idee, daraus ein Dogma zu machen.
Wie weit der Wahnsinn bereits gediehen ist, zeigte sich an der Berliner Humboldt-Universität. Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht sollte dort im Juli 2022 im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“ einen Vortrag mit dem Titel „Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht: Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt“ halten. Das Thema: die biologische Realität der Zweigeschlechtlichkeit.
Doch der Vortrag wurde abgesagt – nicht etwa aus wissenschaftlichen Gründen, sondern wegen Protesten linker Aktivistengruppen. Studenten – die sich im sprachverunstaltenden Neudeutsch inzwischen „Studierende“ nennen – warfen Vollbrecht „Transfeindlichkeit“ vor, riefen zu Demonstrationen auf und erzeugten so viel Druck, dass die Universität den Vortrag kurzerhand strich – aus angeblichen „Sicherheitsgründen“. Erst nach einem öffentlichen Aufschrei durfte Vollbrecht ihren Vortrag Wochen später nachholen.
Die oft bemühte Vorstellung vom finsteren Mittelalter ist eigentlich ungerecht. Die Menschen des Mittelalters waren nicht irrational. Sie suchten nach Erklärungen für die Naturgesetze, sie forschten, sie experimentierten. Der Rückfall, den wir heute erleben, ist schlimmer. Wissenschaft ist nicht mehr das Maß aller Dinge, sondern eine variable Größe, die sich nach den aktuellen Launen bestimmter, von Ideologie dominierter Interessengruppen richtet. Wer sich widersetzt, wird nicht mit Argumenten konfrontiert, sondern mit gesellschaftlicher Ächtung.
Journalisten spielen dabei eine wichtige Rolle. Die „Bild“ etwa berichtete über die Aufregung über die Aussage von Merz. Dabei hätte sie diese Aufregung als das einordnen können, was sie ist – eine groteske Karikatur unserer Zeit. Eine absurde Auseinandersetzung über eine Frage, die in einer vernünftigen Gesellschaft niemals diskutiert werden müsste. Doch statt die Diskussion als das zu entlarven, was sie ist – eine intellektuelle Bankrotterklärung – wird sie als politischer Streitfall aufbereitet. Als gäbe es zwei gleichwertige Positionen: die Biologie und das Gefühl.
Doch Fakten sind keine Meinungen. Es gibt zwei Geschlechter. Das ist keine politische Frage, sondern eine biologische. Dass diese Erkenntnis 2025 in Deutschland noch ein Aufregerthema ist, zeigt, wie weit sich die Gesellschaft von der Realität entfernt hat. Wer sich diesem Irrsinn widersetzt, wird nicht für seinen Verstand gelobt, sondern als Reaktionär abgestempelt. Die Grenze ist längst überschritten. Und wer sich nicht gegen diesen Wahnsinn stellt, wird bald erleben, dass selbst das Selbstverständlichste nicht mehr gesagt werden darf. Was ja in vielen Bereichen schon heute so ist.
Wir leben in finsteren Zeiten.
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