• 10. Januar 2025

Massenhafte Desertionen in der ukrainischen Armee

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Jan. 9, 2025
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Die Zahl der Deserteure in der Ukraine steigt rasant. Die Gründe sind vielfältig: Kriegsmüdigkeit, Ungerechtigkeit und fehlendes Vertrauen in die Führung.

Von Annika Hoberg für Haintz Media

Tausende ukrainische Soldaten verlassen trotz drohender Strafverfolgung ihre Einheiten. Die Gründe dafür reichen von physischer Erschöpfung bis hin zu moralischer Ablehnung der politischen und militärischen Führung. Laut Stanislaw Krawtschenko, dem Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs, spiegelt sich dieser Trend in den Gerichten wider. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 wurden 29.000 Verfahrenwegen Fahnenflucht eingeleitet – eine Rekordzahl, wie die Berliner Zeitung bereits im Oktober 2024 berichtete.

Man muss sich schon seit Längerem fragen, wie eine Regierung, die auf internationale Unterstützung angewiesen ist, das Vertrauen der eigenen Soldaten so deutlich verlieren kann. Besonders schwer wiegt die Kritik, dass Offiziere, die abseits der Front operieren, oft besser geschützt sind, während einfache Soldaten an vorderster Linie verheizt werden. Die ukrainische Abgeordnete Anna Skorokhod beschrieb diesen Missstand als einen zentralen Grund für die Desertionen.

Prestigeprojekte ohne Basis

Nun erregt die sogenannte 155. Mechanisierte Brigade besondere Aufmerksamkeit. Dieses Prestigeprojekt, das mit französischer Hilfe finanziert wurde, sollte ein Aushängeschild moderner ukrainischer Verteidigung sein. Doch noch bevor die Einheit einsatzbereit war, desertierten 1.700 Soldaten. Der ukrainische Journalist Jurij Butussow erklärt das Scheitern mit einer Mischung aus unrealistischen Erwartungen, mangelnder Führung und fehlender technischer Unterstützung.
Das ukrainische Verteidigungsministerium habe weder ausreichend Waffen noch eine strukturierte Führung bereitgestellt. Stattdessen wurden unerfahrene Rekruten ohne fundierte Ausbildung an die Front geschickt. Selbst in der Trainingsphase in Frankreich, einem der wichtigsten Unterstützer des Projekts, desertierten mehr als 50 Soldaten. Diese Entwicklungen beschädigen nicht nur das Vertrauen in die ukrainische Führung, sondern auch das internationale Ansehen der Regierung Selenskyj.

Männer werden „gewaltsam eingezogen“ von der ukrainischen Regierungsbehörde, so Welt. Ein Mann starb an den Folgen der dabei verursachten Verletzungen.

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Screenshot 𝕏-Post Kilez More

Selenskyj setzt weiterhin auf westliche Unterstützung

Die ukrainische Regierung setzt weiterhin auf neue Brigaden, die mit westlicher Ausrüstung aufgebaut werden sollen. Der Preis ist hoch: etwa 900 Millionen Euro pro Einheit. Gleichzeitig wächst die Unzufriedenheit innerhalb der Truppen und führt zu einer immer stärkeren Erosion der moralischen Grundlagen der Armee.
Eine Armee, die von innen heraus geschwächt ist, kann auf Dauer weder den Krieg gewinnen noch die Bevölkerung schützen. Selenskyjs Strategie, militärische Macht durch internationale Projekte zu demonstrieren, könnte sich langfristig als fatal erweisen – sowohl für die Soldaten an der Front als auch für die politische Stabilität des Landes.

Ein Ende des Kriegs scheint nicht in Sicht. Spätestens mit der näherrückenden Vereidigung Donald Trumps am 20. Januar 2025 als 47. Präsident der Vereinigten Staaten werden die Karten jedoch voraussichtlich neu gemischt werden. Er hatte mehrfach betont, dass er den Ukrainekrieg rasch beenden möchte. Zudem forderte er bereits vor einem Jahr einen sofortigen Waffenstillstand.
Sicher ist, dass Präsident Selenskyj zumindest seitens der USA zukünftig eine andere Haltung erfahren wird als bisher unter der Biden-Administration.

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Author: Gastautorin
Journalistenwatch

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