• 21. Mai 2025

„Lust auf Zukunft“ trotz Zollchaos und Krisen: Coface Kongress blickte auf globale Wirtschaftsrisiken

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Mai 21, 2025
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"Lust auf Zukunft" trotz Zollchaos und Krisen: Coface Kongress blickte auf globale Wirtschaftsrisiken

Mainz (ots)

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„Für den globalen Handel und die Exportnation Deutschland bleibt die wirtschaftliche Situation herausfordernd und volatil“, sagte Katarzyna Kompowska, CEO Coface Nordeuropa, zur Eröffnung des 18. Coface Kongresses am 15. Mai in Mainz. Wie sich Unternehmen bestmöglich auf das Unerwartete vorbereiten, diskutierten neben Risikoexperten auch Wirtschaftsphilosoph Anders Indset und die Transatlantik-Expertin Cathryn Clüver Ashbrook. Rund 1.700 Teilnehmende waren der Einladung des internationalen Kreditversicherers gefolgt.

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„Die Konsequenzen, die wir in der Wirtschaft derzeit ausbaden, gehen nicht auf Donald Trump zurück, sondern auf das, was wir in den letzten Jahren versäumt haben“, sagte Anders Indset im Rahmen seiner Keynote. Er forderte den Übergang von einer reaktiven hin zu einer gestaltenden Gesellschaft, in der vor allem die Akteure in Europa jetzt an der Reihe seien, „ihre Genialität wieder zu aktivieren“. Das gelte auch in Bezug auf das Risikomanagement. Mit Blick auf die Energie- und Mobilitätswende vertrat Anders Indset eine klare Meinung: „Wer sagt, dass das Verbrennerverbot ein Problem ist, der rast an der Realität vorbei.“ Er stellte die These auf, dass die Grenzkosten für Energie in den kommenden Jahren rasant sinken würden. „Wir sprechen bald nicht mehr von Nachhaltigkeit, sondern von Effizienz. Wenn wir effizient mit Ressourcen umgehen, agieren wir automatisch nachhaltig“, so Indset, der diese Annahme anhand zahlreicher Praxisbeispiele skizzierte. Sein positiver Ausblick: „Es sind komplexe Zeiten, aber noch nie konnten wir unsere eigene Zukunft und Realität stärker beeinflussen als heute.“ Dieser „Lust auf Zukunft“ schlossen sich im Tagesverlauf zahlreiche Experten an.

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Trumps Zickzack-Kurs als Chance sehen

Über den Umgang mit der wirtschaftlichen Realität ging es in der Paneldiskussion, die sich mit den Herausforderungen für das Risikomanagement in chaotischen Zeiten beschäftigte. Erich Paul Lemke, Zollexperte des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, fürchtet, dass sich andere Länder an der Zoll- und Handelspolitik der USA ein Beispiel nehmen könnten. „Die Handelsabkommen der EU sind sehr komplex. Im Gegensatz dazu schließt die Trump-Administration einfache Deals ab. Mittlerweile kommt auch auf europäischer Ebene immer wieder die Frage auf, ob wir einen regelbasierten Handel auf Basis der WTO überhaupt noch brauchen. Das macht mir Sorgen.“ Dem pflichtete Johannes Gernandt vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) bei: „Wir brauchen Freihandel und Arbeitsteilung. Viele Investitionen, gerade in den USA, werden zurückgefahren. Als Europäer sollten wir die aktuelle Situation auch als Chance sehen.“ Denn: Auch ohne Beteiligung der USA erfolgten weiterhin über 70 Prozent des Welthandels auf Grundlage der OECD-Regeln.

Zur Lage der USA und Trumps Plänen erklärte Cathryn Clüver Ashbrook, Trump sei nur der Kopf eines Systems. Dessen Ziel sei der dauerhafte Machterhalt der Republikaner, der nur durch einen strategischen Umbau der Demokratie möglich werde. „Und das funktioniert erschreckend gut“, so die Expertin für transatlantische Beziehungen. Erfolgsversprechend sei dieses Vorgehen jedoch nicht. „Weil innerhalb der US-Administration viele Interessen zusammenkommen, die sich konterkarieren, wird diese Politik in sich zusammenfallen wie ein Soufflé. Darunter wird die amerikanische Bevölkerung am meisten leiden“, prophezeite Clüver Ashbrook. In dieser Situation, so Anders Indset, müsse Europa nun „die Flucht in die Zukunft“ antreten, um eine neue industrielle Revolution starten zu können – mit Hilfe massiver Investitionen in den Bereichen Robotics, Automatisierung und Biotechnologie.

„Liberation Day“ sorgt für kurzfristige Impulse

Dass der Blick in die Zukunft mit einem hohen Maß an Ungewissheit verbunden ist, beschrieb Christiane von Berg. „Der Index für wirtschaftspolitische Unsicherheit ist im April 2025 so hoch wie noch nie in Deutschland. Höher als während der Finanzmarktkrise 2009 oder zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020“, erklärte die Coface-Volkswirtin. Den generell ansteigenden Index-Trend führte sie auf den permanenten medialen Informationsfluss der letzten Jahre zurück – der aktuelle Höchstwert sei in erster Linie auf den „Liberation Day“ in den USA zurückzuführen. Interessant: Weil dieser angekündigt worden war, zog die US-Nachfrage nach deutschen Waren bereits im März spürbar an, denn viele Firmen wollten vorab noch ihre Lagerbestände auffüllen. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein Monat macht noch keinen Wirtschaftstrend“, relativierte Christiane von Berg die jüngsten Nachfrageimpulse. Auch im Schiffsfrachtverkehr mache sich die US-Zoll-Politik rund um die jüngst vereinbarte 90-tägige Zollpause mit China bemerkbar: „Während der Frachtverkehr zwischen China und der US-Westküste zuletzt komplett zum Erliegen kam, versuchen die Reedereien seit der Verringerung der Strafzölle nun, möglichst viele Containerschiffe zu ordern, um in diesen 90 Tagen so viel Fracht wie möglich zu transportieren“, so die Volkswirtin. Das bedeute im Umkehrschluss weniger Containerkapazitäten und steigende Frachtkosten für die Routen von China nach Europa.

Kann die schwarz-rote Koalition die Wende bringen?

Im Laufe des Kongresses wurde an mehreren Stellen deutlich, dass die Wirtschafts- und Verbandsvertreter trotz aller Unwägbarkeiten um einen positiven Ausblick bemüht sind. Dabei ruhen große Hoffnungen auf der schwarz-roten Koalition. Der einhellige Wunsch: weniger Bürokratie und Berichtspflichten, mehr Bewegungsfreiheit für Unternehmen und Investitionen in Bildung, um das Niveau an gut ausgebildeten Fachkräften zu halten. „Auch das Sondervermögen Infrastruktur ist ein Lichtblick und sollte auf Dauer neuen Schwung bringen. Gerade die Baubranche könnte hiervon profitieren“, sagte Jochen Böhm, der die Kreditprüfung bei Coface verantwortet. Fazit: Der Wunsch nach Zuversicht ist da, jetzt kommt es auf die Umsetzung an.

Pressekontakt:

Coface, Niederlassung in Deutschland
Sebastian Knierim – Pressesprecher –
Tel. 06131/323-335
[email protected]
www.coface.de

Original-Content von: Coface Deutschland, übermittelt durch news aktuell

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