• 24. März 2025

Lockdown im Kopf: Wenn Unfreiheit sich freier anfühlt als Freiheit

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März 23, 2025
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Von Ekaterina Quehl"

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Der große Zuspruch, den der Beitrag „Ich vermisse den Lockdown“ von Boris Reitschuster erhalten hat, zeigt, wie tief das Thema Corona bis heute nachwirkt. In knapp 300 Kommentaren und vielen Leserbriefen haben unsere Leser versucht, eine Erklärung dafür zu finden, was mit Menschen los sein könnte, wenn sie den Corona-Lockdown vermissen. Denn es geht hier nicht (nur) um die Einschränkung solcher Freiheiten wie der Meinungsfreiheit, sondern um die der elementaren Freiheiten – das Haus verlassen zu dürfen, sich frei zu bewegen, selbst zu entscheiden, wen man trifft und wann man sich trifft, Geschäfte zu betreten, reisen zu dürfen oder ungehindert zu arbeiten. Die Erklärung einer Leserin hat mich besonders beeindruckt:

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„… Die Journalistin der schwäbischen Zeitung gehört garantiert zur Kategorie derjenigen, die bis heute glauben, das Virus war wirklich gefährlich und die getroffenen Maßnahmen einschließlich Impfung sinnvoll und lebenserhaltend.

Das heißt, es existierte in ihr die Überzeugung, gemeinsam durchzuhalten, um eine große Gefahr zu bannen. Verbunden mit der Erfahrung, dass paradoxerweise die Abschottung ein Gefühl der Gemeinsamkeit heraufbeschwor, das sonst im üblichen Leben, auch Berufsleben, so gut wie nicht existiert. Denn das normale Leben ist geprägt von Jeder gegen Jeden. Damit einher ging sicher in ihrem Leben auch viel mehr Entspannung. Die meisten sind ja im Beruf überstresst und viele landen deshalb im Burn-out.

Als dann die sogenannte (Pseudo)Freiheit wieder Einzug hielt, spürte sie natürlich die normalen Herausforderungen wieder. Den Mangel an Geborgenheit und Wegfall eines gemeinsamen Feindes. Kurzum, Sinnverlust. Die Wahrheit jener Journalistin ist eine ganz andere als unsere Wahrheit: die Coronagangster endlich hinter Schloss und Riegel zu bekommen“.

Nach diesem Kommentar habe ich mir die Frage gestellt, warum sich Unfreiheit für manche Menschen freier anfühlt als die Freiheit selbst. Warum empfinden manche Menschen die Abgabe persönlicher Verantwortung als befreiend? Warum fühlt es sich für manche sicherer an, wenn jemand anderes ihnen die Entscheidungen abnimmt? Haben solche Menschen ein anderes Verständnis von Freiheit als wir?

Müsste Freiheit nicht etwas sein, wonach sich jeder Mensch sehnt?

Als jemand, der in einer Diktatur aufgewachsen ist, verstehe ich, dass die Frage nach Freiheit weit über das Corona-Thema hinausgeht. Dass etwas, das für mich ein Luxus ist, etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt, und ein Gut, das man unbedingt verteidigen muss, wenn man es einmal besitzt, für andere wie eine Last erscheinen kann, ist für mich ein sehr bewegendes Thema. Denn für mich ist es unbegreiflich, warum manche bereit sind, freiwillig auf das zu verzichten, wofür andere Jahrzehnte lang kämpfen müssen.

Ich denke, das Verständnis von Freiheit betrifft nicht nur eine tiefere gesellschaftliche Entwicklung, sondern ist auch ein psychologisches Phänomen, das vermutlich durch mehrere Faktoren erklärt werden kann:

  • Freiheit als Bürde: Entscheidungen zu treffen, bedeutet auch, Verantwortung für die Konsequenzen zu übernehmen. Das kann überfordernd sein – gerade in unsicheren Zeiten. Wenn der Staat alles regelt, entfällt diese Last.
  • Kollektive Sicherheit statt individueller Freiheit: Wer überzeugt ist, dass das „große Ganze“ über dem Einzelnen steht, empfindet Einschränkungen nicht als Eingriff, sondern als Beitrag zu einer höheren Ordnung. Corona verstärkte damals dieses Gefühl. Es gab einen gemeinsamen „Feind“, gegen den man sich kollektiv schützen musste.
  • Vermeintliche Gleichheit durch Krisen: Während des Lockdowns waren plötzlich alle im gleichen Boot. Die gesellschaftlichen Unterschiede – ob Status, Einkommen oder Konkurrenzdruck – schienen auf den ersten Blick in den Hintergrund zu rücken. Für manche wurde das zu einer Form der sozialen Entlastung. Denn die absurden Auswüchse der Cancel Culture haben selbst jene überfordert, die sie mitgetragen haben. Doch wenn plötzlich alle „gleich unfrei“ sind, muss man in Sachen Diskriminierung nicht mehr selektiv vorgehen. Alles wird einfacher: Hältst du dich fleißig an alle Corona-Regeln, bist du gut. Stellst du sie in Zweifel, bist du böse und wirst zum „Feind“ – also zum Andersdenkenden, Schwurbler, Nazi, Verschwörungstheoretiker usw.

Ein weiterer Aspekt ist unser Gehirn. Es folgt dem Prinzip der kognitiven Effizienz. Das heißt, es versucht, mit möglichst wenig Energieaufwand schnelle und eindeutige Entscheidungen zu treffen. Das ist ein Überlebensmechanismus: In der Natur musste der Mensch in Sekundenbruchteilen reagieren. Bedrohung oder Sicherheit? Kampf oder Flucht? In der modernen Welt bedeutet das, dass unser Gehirn darauf „programmiert“ ist, ressourcensparend zu arbeiten. Komplexe Entscheidungen, Unsicherheiten, moralische Abwägungen – all das kostet mentale Energie, die begrenzt ist. Auch hier gilt: Übernimmt ein äußerer Faktor diese Entscheidungen, entsteht subjektiv das Gefühl von Erleichterung.

Doch wer sich zu sehr an Regeln gewöhnt, verliert mit der Zeit den Antrieb, eigene Entscheidungen zu treffen. Und wenn das einmal passiert, erscheint Freiheit nicht mehr als etwas, wonach man sich sehnt, sondern als etwas Unangenehmes. Weil sie uns zwingt, Verantwortung zu übernehmen und unser Gehirn aus seiner ressourcensparenden Komfortzone zu holen.

Unfreiheit kann sich deshalb paradoxerweise einfacher anfühlen als Freiheit. Wer sich lenken lässt, kann sich darauf konzentrieren, innerhalb der vorgegebenen Struktur zu funktionieren. In der Corona-Zeit zeigte sich dieser Mechanismus besonders deutlich: Der Staat gab klare Vorgaben – wann man das Haus verlassen durfte, welche Kontakte erlaubt waren, was „richtig“ und was „falsch“ war.

Ist die Normalität zurück, kehrt mit ihr auch all das zurück, was das Leben in einer freien Gesellschaft ausmacht: Wettbewerb, Unsicherheiten, unvorhersehbare Ereignisse. Und viel mentale Arbeit – Eigenverantwortung, Abwägungen, das Leben in Widersprüchen, das eigene Einschätzen von Werten, von dem, was gut und böse ist. Und das überfordert. Die Freiheit, selbst zu entscheiden, bedeutet auch, Fehler machen zu können. Und nicht jeder will das.

Doch die Geschichte zeigt immer wieder: Wer zwischen Sicherheit und Freiheit die Sicherheit wählt, wird am Ende weder das eine noch das andere haben. Wer aber die Freiheit verteidigt, wird irgendwann auch Sicherheit gewinnen. Denn gestern war es Corona. Heute ist es der Klimaschutz. Und morgen ein neues „Notstands“-Thema. Es wird immer etwas geben, das Einschränkungen rechtfertigt. Die Sehnsucht nach Regulierung wird nicht verschwinden. Doch die entscheidende Frage ist, ob wir ihr nachgeben – oder ob wir uns daran erinnern, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist.

Im Dezember 2019 ging meine Seite an den Start. Heute erreicht sie bis zu 53,7 Millionen Aufrufe im Monat. Sie setzt Themen, die selbst große Medien nicht mehr ignorieren können.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.

Bild: KI

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