Mit 49 Prozent aller Beschäftigten in einem tarifgebundenen Betrieb blieb die Tarifbindung im Jahr 2024 im Vergleich zu den Vorjahren konstant, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat.
Allerdings war die Quote früher deutlich höher: Bis Mitte der 1990er Jahre wurden nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung etwa 85 Prozent aller Beschäftigten nach einem Tarifvertrag bezahlt, den Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ausgehandelt hatten.
Tarifbindung in einigen Branchen deutlich unterdurchschnittlich
Je nach Branche gibt es auch in der jüngsten amtlichen Statistik deutliche Unterschiede: Die höchsten Tarifbindungsquoten stellen die Wiesbadener Statistiker erneut mit 100 Prozent im Öffentlichen Dienst, bei der Verteidigung und den Sozialversicherungen fest. Überdurchschnittlich ist der Wert auch in der Energieversorgung (84 Prozent), im Bereich Erziehung (80 Prozent) sowie bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (72 Prozent).
Der Wirtschaftsbereich mit der geringsten Tarifbindung im Jahr 2024 war Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (11 Prozent). Vergleichsweise geringe Quoten gab es auch in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung (20 Prozent), Grundstücks- und Wohnungswesen (22 Prozent) sowie im Gastgewerbe (23 Prozent).
Im Vergleich der Bundesländer war der Statistik zufolge im vergangenen Jahr die Tarifbindung in Bremen (56 Prozent) am höchsten. Die geringste Tarifbindung wies demnach das Land Sachsen (42 Prozent) aus.
„Schlechtere Arbeitsbedingungen ohne Tarifvertrag“
Dass in vielen Dienstleistungsbranchen wie Handel oder Gastgewerbe nur noch eine Minderheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von einem Tarifvertrag profitieren, sieht WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten mit Sorge: „Ohne Tarifverträge verdienen die Beschäftigten deutlich weniger, arbeiten erheblich länger und haben insgesamt schlechtere Arbeitsbedingungen.“
Eine im April 2024 veröffentlichte WSI-Studie kam zu dem Schluss, dass Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Betrieben im Mittel wöchentlich 53 Minuten länger arbeiten und trotzdem gut 10 Prozent weniger verdienen als Beschäftigte in Betrieben mit Tarifbindung. Von einer künftigen Bundesregierung fordert WSI-Forscher Schulten gesetzliche Regelungen für mehr Tarifbindung.
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