Berlin (ots)
Für Frauen, einkommensarme und andere strukturell benachteiligte Menschen hat der Klimawandel besonders schwere Auswirkungen. Gleichzeitig können Strategien, die einseitig auf technik- und industrieorientierte Lösungen setzen, Geschlechterungleichheiten verschärfen. Klimapolitiken müssen daher die grundlegenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ursachen des Klimawandels adressieren und sozial und geschlechtergerecht gestaltet werden. Das heute veröffentlichte Gutachten „Gleichstellung in der sozial-ökologischen Transformation“ der Sachverständigenkommission für den Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung gibt dafür zahlreiche Handlungsempfehlungen.
Gleichstellung als Querschnittsaufgabe bei allen Maßnahmen der Transformation
Das Gutachten untersucht die geschlechterspezifischen Auswirkungen von Klimawandel sowie Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen für verschiedene Handlungsfelder. Dazu zählen: Energieerzeugung, zirkuläre Wirtschaft, Landwirtschaft, Stadt- und Raumentwicklung, Mobilität, Wohnen und Ernährung sowie Gesundheit, Arbeitsmarkt, Arbeit und Zeit, Finanzen. Die Sachverständigen betonen, dass eine sozial-ökologische Transformation den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen mit sozialen Zielen verbinden muss. Dazu gehört es, die Gleichstellung der Geschlechter als Querschnittsaufgabe in allen Maßnahmen der Transformation zu verankern.
Prof. Dr. Silke Bothfeld, Professorin für Internationale Wirtschafts- und Sozialpolitik und Arbeitsbeziehungen an der Hochschule Bremen und Vorsitzende der Sachverständigenkommission des Vierten Gleichstellungsberichts: „Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein Grundwert unserer Gesellschaft und gehört auf die politische Agenda – auch im Rahmen der dringend notwendigen sozial-ökologischen Transformation. Mit dem jetzt veröffentlichten Gutachten liegen zahlreiche Handlungsempfehlungen vor, die dabei helfen, diese Transformation geschlechtergerecht zu gestalten. Um allen Menschen Arbeits- und Lebensweisen zu ermöglichen, die ressourcenschonend und zugleich sozial und geschlechtergerecht sind, muss der Staat zum Beispiel viel stärker in eine klimafreundliche öffentliche Daseinsvorsorge investieren. Dabei müssen unterschiedliche Lebensrealitäten berücksichtigt werden. Zudem dürfen gesellschaftlich notwendige, oft frauendominierte Dienstleistungen, wie etwa Pflege, Bildung oder soziale Arbeit nicht aus dem Blick geraten.“
Bundesfrauenministerin Lisa Paus: „Die ökologische Krise betrifft uns alle – doch nicht alle gleich. Das zeigt das Gutachten der Sachverständigenkommission zum Vierten Gleichstellungsbericht eindrücklich. Der Klimawandel trifft Frauen, einkommensarme und andere strukturell benachteiligte Menschen besonders hart. Diese Ungleichheiten dürfen wir nicht hinnehmen. Eine nachhaltige Zukunft kann es nur geben, wenn wir Klima- und Gleichstellungspolitik zusammen denken. Geschlechtergerechtigkeit muss in alle Maßnahmen des sozial-ökologischen Wandels integriert werden. Nur mit einer starken Gleichstellungspolitik können wir eine gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft gestalten!“
Dr. Arn Sauer, Direktor der Bundesstiftung Gleichstellung: „Der Vierte Gleichstellungsbericht untersucht, wie unterschiedlich sich Klimawandel und Klimapolitik auf die Geschlechterverhältnisse auswirken. Damit beleuchtet er ein aktuelles, hoch brisantes Thema, das entscheidend ist für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und das noch immer zu wenig Beachtung findet. In der deutschen Gleichstellungslandschaft stellen die Gleichstellungsberichte der Bundesregierung einen zentralen Wegweiser dar. Wir freuen uns, dieses wichtige Instrument durch die Ansiedlung der Geschäftsstelle in der Bundesstiftung Gleichstellung aktiv begleiten und unterstützen zu können. Für uns ist die Veröffentlichung des Gutachtens ein großer Meilenstein. Wir danken der Sachverständigenkommission und der Geschäftsstelle für ihre engagierte Arbeit!“
Die Sachverständigenkommission hatte ihr Gutachten am 7. Januar 2025 an Bundesministerin Lisa Paus übergeben. Zusätzlich liegen mit zahlreichen Expertisen und Hintergrundpapieren vielfältige Erkenntnisse und Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation vor. Die Geschäftsstelle des Vierten Gleichstellungsberichts unter der Leitung von Dr. Ulrike Spangenberg unterstützt diesen Prozess mit Informationen auf der Website, Vorträgen und Publikationen.
Das Gutachten zum Vierten Gleichstellungsbericht finden Sie auf der Website der Gleichstellungsberichte der Bundesregierung.
Ein Überblick zur Relevanz des Themas für die Gleichstellung der Geschlechter sowie zentrale Erkenntnisse und Empfehlungen der Sachverständigen stehen hier zum Download zur Verfügung.
Über die Gleichstellungsberichte der Bundesregierung
Die Gleichstellungsberichterstattung geht auf den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD der 16. Legislaturperiode zurück. Die damalige Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, beauftragte 2008 den Ersten Gleichstellungbericht, der die Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf analysiert. Im Anschluss wurden die Gleichstellungsberichte auf Antrag von CDU/CSU und FDP verstetigt. Die Gleichstellungsberichte der Bundesregierung analysieren wissenschaftlich fundiert den Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland, identifizieren Handlungsbedarfe und formulieren konkrete Handlungsempfehlungen. Die Berichte werden als Bundestagsdrucksache veröffentlicht und dem Bundestag sowie dem Bundesrat zugeleitet. Dort werden die Berichte in der Regel im Plenum und in Fachausschüssen vertieft diskutiert.
Über die Bundesstiftung Gleichstellung
Seit Mai 2021 gibt es die Bundesstiftung Gleichstellung als rechtsfähige bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Die Stiftung stärkt und fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland. Sie bündelt Kompetenzen in der Gleichstellungsarbeit und trägt gemeinsam mit Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik dazu bei, die Gleichberechtigung der Geschlechter effektiver durchzusetzen und bestehende Nachteile aus dem Weg zu räumen. Ihre Aufgabe ist es, Informationen bereitzustellen, die Praxis zu stärken und die Entwicklung neuer Ideen für Geschlechtergerechtigkeit zu unterstützen. Sie ist darüber hinaus ein „Offenes Haus für Gleichstellung“, in dem gleichstellungspolitische Initiativen arbeiten und sich vernetzen können.
Pressekontakt:
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