Plötzlich schrillt eine Sirene. Die Lehrerin ruft: „Runter unter die Tische! Fenster zu, Ranzen als Schutz auf den Kopf!“ Ein Kind lacht, ein anderes fängt an zu weinen. Ein Testlauf, heißt es später. Für den Ernstfall. Aber welcher Ernstfall soll das sein?
Dass so etwas in Deutschland im Jahr 2025 Realität werden könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Bis ich einen Artikel im „Spiegel“ las. Da steht es schwarz auf weiß: Zivilschutzübungen an Schulen – ganz offiziell vom Bundesinnenministerium vorgeschlagen. Und plötzlich ist da dieses Bild im Kopf: Kinder, die lernen, wie man sich bei einem Raketenangriff richtig auf den Boden wirft. Nicht in der Ukraine. Sondern in Deutschland.
Ich bin in Westdeutschland aufgewachsen. Übungen dieser Art gab es bei uns nicht. Allenfalls mal ein Feueralarm, bei dem die Lehrerin betonte, dass es ein „Test“ sei. Wenn es doch mehr gab, dann nur so beiläufig, dass ich es längst vergessen habe. Größere Geschichten – erst recht staatlich verordnete – hätte man nicht überhören können. Jetzt aber könnten Schüler all das erleben, was früher nur in Dokus über die Sowjetunion oder die DDR vorkam.
Nancy Faeser will Zivilschutzübungen an deutschen Schulen etablieren. Nicht nur Feueralarm und Sammelpunkt im Pausenhof. Sondern ganz konkret: Blackouts, Katastrophen, Kriegsfälle. Was in der Sprache der Ministerien nach „Resilienz“ klingt, ist in Wahrheit ein staatlich verordneter Ernstfalltest – an Kindern.
In der DDR war das Alltag. Ab der 9. Klasse gab es „Wehrunterricht“ – mit Marschübungen, Zeltlager und Kalaschnikow für die Jungen, Zivilverteidigung und Erster Hilfe für die Mädchen. Ziel: frühzeitige Gewöhnung an die militärische Logik. Auch in der Sowjetunion gehörte der Zivilschutz zur schulischen Grundausstattung – Gasmaske auf, Luftalarm proben, Schutzräume suchen. Der Staat war überall. Und überall war die Angst.
Natürlich ist das heute nicht dasselbe. Niemand will Kinder bewaffnen oder ideologisch drillen. Aber die Parallelen liegen offen da: Wieder ist es der Staat, der aus Kindern kleine Bürger im Alarmzustand machen will. Wieder geht es darum, den Ausnahmezustand als Normalität zu verankern.
Interessant ist, was es nicht gab: In der alten Bundesrepublik gehörten Zivilschutzproben nicht zum schulischen Repertoire. Zwar wurde über den Kalten Krieg gesprochen, über NATO, Atomraketen, Wettrüsten – aber der Gedanke, Kindern systematisch das Verhalten im Angriffsfall beizubringen, galt als Tabu. Zu groß war das Misstrauen gegenüber staatlicher Panikpädagogik. Die Demokratie traute ihren Bürgern offenbar mehr Eigenverantwortung zu – und ihren Kindern mehr Unversehrtheit.
Heute wirkt das anders. Die neue politische Klasse lebt in einem ständigen Krisenmodus – und reicht ihn weiter, bis in die Klassenzimmer. Schon während der Corona-Zeit hat man die Kinder systematisch mit Angst konfrontiert: Maskenpflicht, Distanzregeln, abgesperrte Schulhöfe – statt Vertrauen gab es Maßnahmen. Statt Trost: Drohkulissen. Die Pandemie war da nur der Anfang. Nun kommen Energiekrisen, Extremwetter, Kriegsbedrohung. Und die Schule wird zur Generalprobe der gesellschaftlichen Daueranspannung.
Doch was soll das eigentlich bewirken? Werden Kinder robuster, wenn sie lernen, wie man sich bei einem Blackout verhält? Oder ziehen wir sie damit nicht noch weiter hinein in eine kollektive Alarmkultur, in der Angst nicht mehr die Ausnahme, sondern der Bildungsauftrag ist?
Gerade eine Generation, die in der sensibelsten Phase ihrer Kindheit Masken tragen, Distanz halten und auf Nähe verzichten musste, sollte jetzt nicht erneut in staatlich gelenkte Stressszenarien gedrängt werden. Sie braucht Sicherheit – aber die innere, nicht die simulierte.
Man kann es „Vorsorge“ nennen. Oder man nennt es beim Namen: eine weitere Grenzverschiebung dessen, was wir Kindern zumuten – und ein stiller Rückfall in eine Denkweise, von der wir glaubten, sie längst überwunden zu haben.
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Bild: Shuttesrtock
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