Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski
Das chinesische Start-up-Unternehmen Kaiwa Technology hat die Entwicklung eines Roboters bekanntgegeben, der mit einer künstlichen Gebärmutter ausgestattet ist. Die Technologie soll Schwangerschaften vollständig außerhalb des menschlichen Körpers durchführen – was als Ektogenese bezeichnet wird.
Erste Prototypen sind für 2026 geplant und sollen etwa 13.900 Euro kosten. Rassehunde können bei renommierten Züchtern bis zu 20.000 Euro kosten. Der Preis für ein designtes Menschen-Baby ist verdächtig günstig: Werden damit die Kosten für die ersten experimentellen Versuche gedeckt – oder soll der Preis die unreflektierte Nutzung der Technologie forcieren? Wir wissen es nicht, doch erfahrungsgemäß sind Industrieprodukte aus speziellen Gründen entweder günstig oder umsonst (siehe Pharmaindustrie und Pornoindustrie).
Der Roboter soll Befruchtung, Schwangerschaft und auch die Geburt übernehmen. Die künstliche Gebärmutter versorgt den Fötus via KI-Steuerung mit Nährstoffen, reguliert die Temperatur und den Gasaustausch. Es ist ein Szenario wie aus „The Matrix“, in denen Embryonen in gläsernen Kokons herangezüchtet werden. Die Körper der bewusstlosen Menschen sind an das System der Maschinen angeschlossen und werden über Schläuche mit einer Nährstofflösung versorgt – ein Neural-Link speist ihrem Gehirn eine Realitäts-Simulation ein, die sie glauben lässt, ein normales freies Leben zu führen.
Angepriesen und legitimiert wird der technologische Fortschritt – der die industrielle Produktion menschlichen Lebens ermöglicht und damit gegen die Würde des Menschen verstößt – mit guten Absichten: Unfruchtbaren Paaren soll der Kinderwunsch zu einem erschwinglichen Preis erfüllt werden. Seit Jahrzehnten können sich Paare – ohne fruchtbare Eizellen oder Spermien – bereits den Kinderwunsch erfüllen. Zwar ist nicht jedes Verfahren künstlicher Befruchtung in jedem Land erlaubt, wie die Leihmutterschaft – doch möglich sind diese Verfahren und sie werden weltweit genutzt.
Retortenbabys, die im Reagenzglas gezeugt und in den Uterus der Frau eingepflanzt werden, könnten nun durch Bioengineering und KI-Maschinen abgelöst werden. Bioingenieure bestimmen gemeinsam mit dem Kunden das Design des Wunschkindes, wählen Gene aus und selektieren sie. Angepriesen und legitimiert wird die künstliche Erschaffung menschlichen Lebens mit dem pseudo-humanitären Ziel, dass schwere Erberkrankungen ausgeschlossenen werden könnten. (Könnte auch die Lebenszeit des künstlich erschaffenen Menschen vorherbestimmt werden?).
Kritiker warnen, dass die technologische Herstellung des Menschen, basierend auf Embryokultur, künstlicher Plazenta und Echtzeit-Bildgebung, nicht nur zum Verlust der mütterlichen Bindung führt, sondern eine ethische Grenzüberschreitung mit unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen darstellt. Befürworter verweisen dennoch auf die kostengünstige Chance für unfruchtbare Paare und die Entlastung für Frauen, die körperlich keine Schwangerschaft austragen können.
Gebärroboter zur industriellen Menschen-Produktion?
Die künstliche Gebärmutter, kombiniert mit KI, Bioengineering4 und Robotik, könnte auch den Weg ebnen für die maschinelle Reproduktion des Menschen. Bioingenieure entwickeln Embryonen und das Heranreifen wird zu einem technischen Prozess, kontrolliert durch Sensoren, Algorithmen und automatisierte Systeme. Die biologische Mutterrolle weicht einer biotechnologischen Infrastruktur – und realisiert mit der Entkopplung von Fortpflanzung und Körper eine transhumanistische Vision.
Bioingenieure als neue Schöpfergötter?
Babys können von Genetikern und Bioingenieuren bereits gezielt designt werden: Intelligenz, Aussehen und Krankheitsresistenz. Die Grenze zwischen natürlicher Evolution und technischer Optimierung verschwimmt. Designerbabys werden auf Wunsch produzierbar – wie Produkte mit Spezifikationen. KI wird zum Geburtshelfer und Lebensgestalter: KI-Systeme treffen die Auswahl genetischer Merkmale und überwachen und steuern die Entwicklung im Gebärroboter. KI könnte sogar Entscheidungen über ethische Grenzen treffen: Welche Embryonen sind „lebenswert“? Die Rolle der KI geht damit über Assistenz hinaus: Sie wird zum Mitschöpfer menschlichen Lebens. Gebärmaschinen könnten in den nächsten Jahrzehnten in Serienproduktion gehen und „Fabriken“ für Menschen-Babys wären möglich. Die Geburt eines Kindes wäre standardisiert und potenziell kommerzialisiert.
Bioingenieure, KI-Entwickler und Hardware-Ingenieure könnten so zu einer neuen Klasse von Lebensarchitekten verschmelzen, die die Bedingungen des Lebens kontrollieren und gestalten. Effizienz wird über Ethik gestellt, der Auftraggeber und KI entscheiden, welche Eigenschaften der Mensch haben darf oder soll. Die Entwicklung würde zu einer Konzentration der Macht über das menschliche Leben führen: Wer kontrolliert die Technologie langfristig – Staaten, Konzerne oder Eliten? Was bedeutet Menschsein, erschaffen von einem Bioingenieur?
Bei technologisch produzierten Auftrags-Babys könnte die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind eher wie die Beziehung zu einem Projekt als zu einer eigenständigen Persönlichkeit sein. Technologisch erzeugte Menschen könnten zukünftig als „optimiert“ gelten – mit potenziellen Privilegien. Design würde menschliche Vielfalt ersetzen – mit Folgen für Kreativität, Kultur und soziale Dynamik. Identitätskrisen für designte Menschen sind vorprogrammiert: Wer bin ich, wenn ich nicht geboren, sondern „gebaut“ wurde? Sie könnten mit existenziellen Fragen ringen, ähnlich wie Klone oder Androiden in der Science-Fiction.
Sind wir auf dem Weg in eine entmenschlichte Zukunft? Was bedeutet es für den Fötus ohne den Herzschlag der Mutter, die Empfindung ihrer Gefühle und die wärmende Geborgenheit in einem lebenden und im Normalfall liebenden Körper heranzureifen?
Ohne spürbare, körperliche Nähe und Verbundenheit mit der Mutter während der Schwangerschaft werden natürliche menschliche Bindungsmechanismen tiefgreifend und irreversibel gestört, mit gravierenden Folgen für die Entwicklung von Empathie, Vertrauen und sozialen Beziehungen des designten Menschen.
Embryonalentwicklung
Ab der dritten Entwicklungswoche beginnt beim menschlichen Embryo die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem. Entlang des Rückenmarks bildet sich aus der Neuralplatte ein Rohr aus Nervengewebe, das Neuralrohr. Das ZNS entwickelt sich in einem sehr frühen Stadium, bevor die meisten Frauen um die Schwangerschaft wissen. Schon ab der 8. Woche beginnt die elektrische Aktivität im Gehirn, die es dem Baby ermöglicht, erste (spontane) Bewegungen zu koordinieren und die Mutter wahrzunehmen. Die Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns werden im Embryo durch die Wahrnehmung und Verbindung mit der Mutter stimuliert. Das Zerebrum, das zuständig ist für Denken, Fühlen und bewusste Handlungen, beginnt seine Funktion im letzten Drittel der Schwangerschaft. (Voll ausgereift ist das menschliche Gehirn erst im Alter von etwa 25 Jahren.).
Wenn Leben produziert wird, stellen sich Fragen: Wer darf leben? Wer entscheidet über Qualität, Würde und Wert eines Menschen? Der Science-Fiction Klassiker „Bladerunner“ hat diese Fragen um künstlich erschaffenes Leben bereits 1982 thematisiert. Die dystopische Vision ist nun keine bloße Fiktion mehr, sondern ein realer Pfad, den die Menschheit im (naiven) Glauben an Fortschritt durch Technologie beschreiten könnte – mit gewaltigen Risiken und wenig realem Nutzen für den Menschen an sich. Technologischer Fortschritt wurde bisher eher selten für das Wohl des Menschen eingesetzt, sondern dient vor allem der Gewinnmaximierung der Industrien.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Jugendgewalt und Medien-Effekt“, Ruhland Verlag 2023, „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.
Bild: Shutterstock
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