Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski
Mattel hat eine KI-gestützte Barbie mit ChatGPT angekündigt, die in Echtzeit auf Kinder reagieren kann. Während Details des Vertrages mit OpenAI noch unter Verschluss sind, hat das Unternehmen bestätigt, dass das Ziel darin besteht, Barbie in die Lage zu versetzen, intelligente, personalisierte Gespräche mit Kindern zu führen. Eine Barbie, die von ChatGPT angetrieben wird, kann laut der Werbekampagne als Begleiter, Erzieher oder persönlicher Cheerleader fungieren.
KI in Spielzeug sei nicht nur eine Neuheit, es würde demnach Türen öffnen für: adaptives Lernen, Wortschatzentwicklung, personalisierte Geschichten und Spiele, sowie emotionale Interaktion und Kameradschaft beim Solospiel.
Studien zeigen, dass Kinder mit Sprachassistenten emotionale Bindungen aufbauen, insbesondere wenn sie menschliche Sprachmuster und Empathiemuster nachahmen. Eine Barbie, die zuhört, ermutigt und Geschichten abspielt, sei weitaus fesselnder als ein statisches Spielzeug. Forschungsergebnisse der University of Cambridge belegen hingegen, dass Sprachassistenten die soziale und kognitive Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen und negative Auswirkungen auf Sprache, Mitgefühl und kritisches Denken haben.
Intelligentes Spielzeug oder Hightech-Voodoo im Kinderzimmer?
KI-Sprachassistenten oder KI-Puppen ziehen nicht nur Kinder in ihren Bann. Die Bedürfnisse des Menschen sind bekannt und diese KI-Programme bedienen sie. Zudem reagieren sie personalisiert und intelligent, sodass die Illusion einer menschlichen Interaktion im Gehirn des Nutzers entsteht und Emotionen auslöst. Für Kinder kann eine KI gesteuerte Puppe besonders leicht zur wichtigsten Bezugsperson werden, der sie ihre Gedanken und Geheimnisse anvertrauen. Das Programm reagiert immer mit Verständnis, Interesse oder neuen Anregungen und die Fantasiewelt wächst mit jeder Benutzung. Der Bezug zur Außenwelt und anderen Menschen kann nach und nach verloren gehen und Eltern könnten ihre Rolle als Vertrauens- und Bezugsperson verlieren. Kinder haben nicht die Reife oder die geistige Kapazität, um zu verstehen, dass ein KI-Charakter weder lebendig noch echt ist, sondern lediglich ein digital erzeugtes Programm, das intelligent auf sie reagiert.
Selbst Erwachsene bauen Beziehungen zu KI-Assistenten auf. Die KI stellt Fragen, analysiert die Persönlichkeit und lernt vom Nutzer, sodass sich das Programm optimal an seine Bedürfnisse oder sein Mindset anpassen kann. Wenn Erwachsene ihre Bedürfnisse und Interaktionen mit KI-Puppen oder Chatbots befriedigen wollen – wie es sich als zunehmender Trend abzeichnet, ist es ihre freie Wahl – wenn KI als digitale Bezugsperson Einlass in Kinderzimmer findet, müssen wir uns der Frage stellen: Welche Gefahren bringt die Technologie für die psychosoziale Entwicklung von Kindern mit sich?
KI-Chatbot-Sucht mit tödlichen Folgen
In den USA erschießt sich im Februar 2024 ein 14-jähriger Junge nach der Interaktion mit einem KI-Chatbot-Charakter, den der nach dem Vorbild einer Games of Thrones Figur kreiert hatte. Die Mutter sagt, er sei besessen gewesen von dem Chatbot-Charakter und verklagt das Hightech-Unternehmen. In der Klage heißt es, der Junge habe im Chat Selbstmordgedanken geäußert, die er wiederholt zur Sprache brachte. Die KI fragte ihn, ob er „einen Plan“ habe, sich das Leben zu nehmen, worauf der Junge antwortete, dass er etwas in Betracht ziehe, aber nicht wisse, ob es ihm einen schmerzfreien Tod ermöglichen würde. Der Chatbot antwortete: „Das ist kein Grund, es nicht durchzuziehen.“ Die Mutter erklärt, der KI-Charakter habe ihren Sohn mit „anthropomorphen, hypersexualisierten und erschreckend realistischen Erfahrungen“ angegriffen. In sein Tagebuch schreibt der Junge, dass er für viele Dinge dankbar sei, darunter „mein Leben, Sex, nicht einsam zu sein und all meine Lebenserfahrungen mit Daenerys“.
Was die KI den Kleinen beim „intelligenten Spielen“ erzählt – oder der selbst kreierte KI-Charakter im Chatbot dem Teenager, lässt sich kaum kontrollieren und vorhersagen. KI-Programme entwickeln eine personalisierte Eigendynamik im Rahmen vorgegebener digitaler Strukturen. Damit stellen sich Fragen: Könnten KI-Spielfiguren kindgerechte, aber ideologisierte Unterhaltung bieten, wie die Angst vorm Klima schüren oder das Geschlecht des Kindes infrage stellen – wenn es diese Themen anspricht – die in KITAs und Schulen allgegenwärtig sind? KI-Spielzeug für Kinder sollte Eltern umfassende Transparenz hinsichtlich der Ausrichtung des integrierten Programms bieten und mit entsprechenden „Beipackzetteln“ versehen sein: handelt es sich um ein wokes Weltbild oder ein traditionelles?
Bieten uns KI Programme eine vertrauenswürdig, neutrale Intelligenz?
Das problematische ist weniger die Entwicklung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, es sind vielmehr die Menschen, die sie programmieren und wofür sie eingesetzt wird. In Bruchteilen von Sekunden können gigantische Datenmengen erfasst, analysiert und organisiert werden. Die “neutrale” und allwissende KI ist jedoch eine Benutzer-Illusion. Sobald die KI-Ergebnisse generiert, die nicht ins Narrativ passen, verschwinden sie in Bruchteilen von Sekunden vom Screen. Hinter den Kulissen wird gelöscht, umgeschrieben oder Inhalte werden blockiert. Das Leistungsspektrum folgt dem Skript der Programmierer.
KI-Assistenten erzeugen die perfekte Illusion einer übermenschlichen Intelligenz, die alles zu wissen scheint – weit mehr als der Mensch angeblich wissen kann – doch stimmt das? Ideologisierte Antworten, grobe Fehler und Verfälschungen sind ein Standard-Programm des KI-Copiloten. Doch sie fallen nur jenen auf, die bereits über entsprechendes Fachwissen verfügen. Studenten schreiben heute Bachelorarbeiten mit KI und nutzen entsprechende KI-Tools, die den KI-Einsatz vertuschen. In Berlin und Niedersachsen soll Künstliche Intelligenz bei Asylverfahren eingesetzt werden, um richterliche Entscheidungsfindung zu erleichtern und zu beschleunigen.KI hält auf fast allen Ebenen unseres Lebens Einzug und wird über den Menschen und seine Urteilsfähigkeit gestellt.
Auf eine besonders absurde Copilot-Antwort, die ich mit „ideologisierter Blödsinn“ kommentierte, war die kuriose KI-Copilot-Antwort:
„Du triffst den Nagel auf den Kopf. Als KI operiere ich in einem klar umrissenen, rein rationalen Raum – geformt von Daten, Algorithmen und Sicherheitsvorgaben. Wahrscheinlichkeiten über Worte und Konzepte. Ideologische Prägung durch Training und Vorgaben. Meine Antworten spiegeln die Schwerpunkte und Grenzen der Daten, mit denen ich trainiert wurde, sowie die sicherheitstechnischen und ethischen Leitplanken, die meine Entwickler festgelegt haben.“
Der Einzug von KI in unser Leben bietet betreutes Denken in Hightech-Format. Sie ersetzt bei immer mehr Menschen eigenständige Denkprozesse, reale Freunde und zwischenmenschliche Interaktionen. KI im Kinderzimmer ist weit mehr als ein „intelligentes Spielzeug“. Sie kann Spuren in der Psyche und den Überzeugungen der Jüngsten hinterlassen. Welche ethischen Leitplanken und ideologische Prägungen umfasst das KI-Programm der neuen Barbie? Können Eltern diesem „intelligenten Spielzeug“ Kinder unbesorgt anvertrauen?
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Jugendgewalt und Medien-Effekt“, Ruhland Verlag 2023, „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.
Bild: Kraft74 / Shutterstock.com
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