• 15. Juni 2025

Jenseits der Maulhelden: Nachdenken über Israel und Iran

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Juni 15, 2025
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Es ist keine besonders große Überraschung, dass es nicht bei einer nadelstichartigen israelischen Militäraktion bleibt. Zwar war das Ziel der israelischen Führung zunächst, Standorte des Atomprogramms zu zerstören und Fachleute des Atomprogramms sowie der iranischen Führung zu liquidieren.

Was jetzt allerdings passiert, ist die Zerstörung militärischer Anlagen des Iran, die unmittelbare Vergeltungsschläge gegen Israel verhindern sollen, so wie sie in der Nacht mit Raketenbeschuss nahe Tel Aviv erfolgten und Todesopfer unter israelischen Zivilisten forderten.

Die Eskalation ist vorbestimmt, auf einen Angriff folgt der Gegenangriff, die Logik des Krieges meldet sich zu Wort. Die Israelis richten viel erfolgreicheren Schaden im Iran an, aber die Mullah-Regierung holt auf.

Wir wissen nichts Konkretes über die Fortschritte der iranischen Führung in Richtung Atombombe. Die Debatte ist nicht neu, seit vielen Jahren bemüht sich die internationale Gemeinschaft darum, eine friedliche Nutzung der Kernenergie zu erreichen mit mäßigem Erfolg.

Noch vor wenigen Tagen titelte der „Spiegel“: „So nah ist Iran der Bombe“. Das Hamburger Magazin befand:

„Iran und die USA ringen um ein neues Atomabkommen. Doch die Zeit wird knapp. Ohne einen neuen Deal könnte Israel schon bald angreifen.“

Der Artikel bestätigt ebenfalls, dass US-Präsident Trump lieber der Dealmaker Richtung Iran ist, als dass er einen Feldzug gegen die Mullahs begleiten will. Seit April gab es fünf Verhandlungsrunden, mal in der omanischen Hauptstadt Muskat, mal in Rom, angeführt von Irans Außenminister Abbas Araghchi und Trumps Sondergesandten Witkoff.

Und die Amerikaner sollen den Iranern bereits 3,67 Prozent Urananreicherung für die friedliche Nutzung von Kernenergie zugestanden haben. Laut Spiegel sollen die Iraner sogar darüber nachgedacht haben, das Angebot anzunehmen.

Dann erfolgte die Umkehr der USA; Trump erklärte, es gebe keinerlei Zusagen zu Anreicherungen. War der Präsident zu diesem Zeitpunkt schon darüber informiert, dass die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Alarmierendes berichtete?

Diesem Bericht zufolge verfügte der Iran über fast 409 Kilogramm an Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent. Aber was soll der Leser mit solchen Angaben anfangen? Wieder der Spiegel ordnet ein, was das bedeutet:

„Etwa 42 Kilogramm würden für eine Atomwaffe ausreichen, falls das Uran auf 90 Prozent angereichert würde, heißt es in diplomatischen Kreisen. Für Atomwaffen wird eine spezielle Art von Uranatomen, sogenanntes Uran-235, benötigt. Dieses kann in Zentrifugen von schwererem Uran-238 getrennt werden. Mit jedem Zentrifugieren wird der Anteil an Uran-235 etwas höher. Technisch gesehen ist Iran Fachleuten zufolge nur noch einen Schritt von waffenfähigem Uran entfernt.“

2011 berichtete die „Los Angeles Times“, der Iran brauche nur noch sechs Monate, um waffenfähiges Uran anzureichern. Der britische „The Guardian“ berichtete damals sogar, dass es möglicherweise bereits Atomwaffentests im Iran gegeben habe – vor 14 Jahren.

Die entscheidende Frage bleibt, was der Iran mit einer Atombombe zu tun gedenkt. Die Liste der Länder mit Atombomben beschränkt sich keineswegs auf Demokratien. Es gibt keinen Führerschein für Atombomben. Fünf Staaten sind offiziell als Atommächte anerkannt: die USA, Russland, China, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Daneben gibt es vier weitere Länder, die über Atomwaffen verfügen, jedoch nicht offiziell als Atommächte gelten: Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.

Vereinfacht gesagt: Israel kann seinen Angriff und die Fortführung damit rechtfertigen, dass es eine konkrete Eskalation gegeben hat, die darauf hindeutet, dass die Bedrohungslage für Israel vor dem Überraschungsangriff exorbitant angestiegen ist. Davon kann allerdings nicht die Rede sein. Es ist vielmehr so, dass der Iran noch nie zuvor so angreifbar war.

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Wenn die Israelis also die Gunst der Stunde genutzt haben, dann muss der Plan schon früher existiert haben, aber die Durchführung zu risikoreich gewesen sein.
Fakt ist: Die genannten Argumente, den Iran anzugreifen, gibt es bereits seit Jahren.

• Feindselige Rhetorik von Führungsfiguren, die Israel als Bedrohung oder „Tumor“ darstellen.
• Unterstützung von Gruppen wie Hisbollah und Hamas, die Israel aktiv bekämpfen.
• Das Atomprogramm, das als potenzielle Bedrohung für Israel
• Gelegentliche militärische Aktionen, die jedoch begrenzt und nicht auf totale Zerstörung ausgerichtet sind.

Die Unterstützung des Irans für Hamas und Hisbollah ist gut dokumentiert, wobei der Fokus auf finanzieller, logistischer und strategischer Hilfe liegt.
Belege für Irans Unterstützung:

• Finanzierung: Bis zu 30 Millionen US-Dollar monatlich für Hamas, Hunderte Millionen jährlich für Hisbollah.
• Waffen: Tausende Raketen, Kleinwaffen und Schulungen durch Revolutionsgarden.
• Koordination: Berichte über Planungstreffen für den 7. Oktober, enge Zusammenarbeit in der „Achse des Widerstands“.
• Offizielle Quellen: Bestätigungen durch US-Außenministerium, israelische Behörden, Bundeskanzler Scholz und teilweise Hamas/Hisbollah selbst.

Man könnte einwenden, die Raketen haben in der Vergangenheit kaum Schaden in Israel angerichtet. Unterschiedliche Quellen nennen unterschiedliche Zahlen. Grundsätzlich gilt: Der israelische Iron Dome ist als Verteidigungswaffe zwar effektiv, aber auch teuer. Eine Abfangrakete soll 50.000–100.000 US-Dollar kosten, während Hamas-Raketen oft nur wenige Hundert Dollar kosten. Dies belastet Israels Wirtschaft und Militär erheblich.

Auch ist damit die Frage nicht beantwortet, inwiefern es ein Staat überhaupt hinnehmen muss, auf diese Weise täglich von seinen Nachbarn angegriffen zu werden. Es wird ja nicht dadurch legitim, dass die Verteidigung steht.

Das „dauernde Feuerwerk“ von Hamas und Hisbollah dient nicht primär der Zerstörung Israels, sondern verfolgt mehrere Ziele:

• Psychologische Belastung der israelischen Bevölkerung.
• Politische und symbolische Stärke in der Region und gegenüber Anhängern.
• Strategische Zermürbung Israels durch Ressourcenbindung und Provokation.
• Asymmetrische Kriegsführung mit geringem Aufwand für maximale Störung.

All das ist nicht von der Hand zu weisen. Hinzu kommt, dass der Einfluss der Vereinten Nationen und weiterer internationaler Kräfte immer geringer wird. Die Israelis haben es jetzt selbst in die Hand genommen. Nach der flächendeckenden Zerstörung weiterer Teile des Gaza-Streifens und seiner militärischen und zivilen Infrastruktur war die Ausgangssituation so günstig wie selten zuvor. Denn der lange Arm des Iran war hier abgeschlagen, ebenso wie die Vertreibung von Assad eine weitere potenzielle Bedrohung für Israel ausgeschaltet hat.

Israel hat zugeschlagen, weil die Situation günstig war. Und es ging der israelischen Führung um die Zerstörung des Atomprogramms und es geht ihr aktuell um die Zerstörung der militärischen Rückschlagmöglichkeiten.

Art. 2 Abs. 4 UN-Charta verbietet zwar jede Gewaltanwendung gegen die territoriale Integrität eines Staates. Aber das interessiert offenbar kaum noch jemanden, der etwas mit seinen Nachbarn abzumachen hat. Der israelische Angriff – andere nennen es Selbstverteidigung – gegen den Iran mag im Land erheblichen Schaden angerichtet haben. Der Schaden auf der internationalen Bühne ist hier noch gar nicht vermessen.

Kritiker mögen es hier exemplarisch finden, dass ausgerechnet die grüne Ex-Außenministerin Annalena Baerbock aktuell den Vorsitz der Generalversammlung der Vereinten Nationen innehat.

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Author:
Alexander Wallasch

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