Von Kai Rebmann
Susanne Schröter gehört zu Deutschlands bekanntesten Forscherinnen auf dem Gebiet der Islamismus-Forschung. Einem Feld also, das seit Jahren leider immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ihre Arbeit verrichtete die emeritierte Ethnologie-Professorin seit 2014 überwiegend am von ihr gegründeten Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) an der Goethe-Universität. Doch damit ist jetzt Schluss, Ende September stellt Schröter ihren Dienst ein – nicht ganz freiwillig, wie sie selbst einräumen muss.
In einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA schreibt die Forscherin: „Innerhalb der Universität hatten woke Professoren und Studenten ein Klima der Einschüchterung geschaffen, das ein weiteres Arbeiten zunehmend erschwerte. Aus diesem Grund habe ich mich als Leiterin des Forschungszentrums entschieden, keine Verlängerung meiner Forschungsprofessur zu beantragen.“
Schröter spricht in diesem Zusammenhang ausdrücklich von Mobbing-Kampagnen sowohl gegen ihre Person als auch das FFGI. Den Forschungsstandort Deutschland sieht sie massiv gefährdet, wie sie weiter ausführt. Ihr Fall in Frankfurt sei demnach wohl „besonders drastisch“ und stehe stellvertretend „für ein grundsätzliches Problem (auch) anderer Universitäten“, an denen die Freiheit der Wissenschaft zunehmend eingeschränkt werde: „Islamismuskritik, kritische Migrationsforschung oder die Kritik an der Transideologie sind kaum noch möglich, weil sie sofort erhebliche Aggressionen woker Professoren, Mitarbeiter, Studenten und mit ihnen verbundener außeruniversitärer Aktivisten hervorrufen.“
Migrationskonferenz im April 2023 wird zum Kipppunkt
Wo Schröter zwei vermeintlich verschiedene Dinge miteinander vermischt – die Bedrohung durch den Islamismus und die Transideologie –, ist das Gegenteil der Fall. Die Ziele beider Strömungen gehen nur allzu oft Hand in Hand, wie nicht zuletzt die seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 wachsende antisemitische Stimmung nicht nur in Deutschland zeigt.
Ein weiteres Beispiel nennt Schröter mit der sogenannten „postkolonialen Theorie“ in ihrem Beitrag selbst. Dabei handele es sich „um eine Reihe von Ideologiepaketen, die nur durch ihre gemeinsame Feindschaft gegen den Westen zusammengehalten werden. Man unterscheidet zwischen Tätern, die stets mit den Merkmalen weiß, oft auch männlich und heterosexuell beschrieben werden – und Opfern, zu denen ‚People of Color‘ und Muslime gehören“. Mit anderen Worten: Jede Kritik, ganz egal, wie berechtigt oder sogar absolut notwendig sie – hier: im Zusammenhang mit dem Islamismus – auch erscheinen mag, gilt in diesen Kreisen schon per se als rassistisch.
Das bekamen Susanne Schröter und das von ihr geleitete FFGI spätestens ab April 2023 mit zunehmender Härte zu spüren. Gemeinsam mit Tübingens in dieser Hinsicht nicht minder umstrittenen Oberbürgermeister Boris Palmer nahm die Forscherin damals an einer Konferenz teil, die die ungesteuerte Migration nach Europa und Deutschland zum Thema hatte. Die Folge war eine Welle der Empörung und nicht zuletzt ein von hunderten Wissenschaftlern unterschriebener offener Brief, in dem Schröter und dem FFGI Rassismus unterstellt wurde. Ein Vorwurf, den die Leiterin des Zentrums nie wieder wirklich los wurde – und der jetzt zum 30. September 2025 in der Schließung der Einrichtung gipfelt.
Goethe-Universität beruft Mexiko-Expertin als Nachfolgerin
Dass eine Verlängerung der bis eben zu diesem Datum befristeten Forschungsprofessur seitens der Goethe-Universität nicht gewünscht ist, machte diese in den vergangenen zweieinhalb Jahren gleich mehrfach deutlich. Einer öffentlichen Distanzierung von Schröter nach deren Auftritt mit Palmer folgte vielfach die Klarstellung, dass das FFGI nicht zur Organisationsstruktur der Uni gehöre, man damit also quasi nichts zu tun habe.
Sozusagen als eine Art Kompromiss, um wenigstens den Fortbestand des FFGI zu sichern, habe die Ethnologin der Universitätsleitung eigener Aussage zufolge eine „sehr geeignete Person“ für ihre Nachfolge vorgeschlagen. Doch auch dazu wird es nicht kommen, da der in wenigen Tagen freiwerdende Lehrstuhl stattdessen lieber mit einer Mexiko-Expertin besetzt werden wird. Statt kritischer Auseinandersetzung mit einer ganz realen Bedrohung des Alltags in Deutschland setzt die Hochschule am Main künftig also lieber auf eher abstrakte Mittelamerika-Studien.
Derartige Verschiebungen von Schwerpunkten eines Lehrstuhles seien „im Universitätsbetrieb fast immer der Fall“, wenn der bisherige Inhaber emeritiere, versucht die Goethe-Universität diesen durchaus bemerkenswerten Schritt gegenüber der NZZ zu rechtfertigen.
Susanne Schröter bezeichnet diese Entscheidung als „dramatisch“ und warnt davor, dass durch die Zensur von kritischer Islamismus-Forschung an deutschen Universitäten „dringend benötigtes Wissen in der Gesellschaft“ verloren gehe: „In einer Situation, in der wir nahezu täglich mit den Folgen eines erstarkenden Islamismus konfrontiert werden, mit religiösem Mobbing in Schulen, einem zunehmenden Antisemitismus, mit Parallelgesellschaften und Clankriminalität, mit Messergewalt und sexuellen Übergriffen im öffentlichen Raum, ist das fehlende Wissen fatal.“ Als lobendes Beispiel nennt die emeritierte Professorin Österreich, wo es eine Dokumentationsstelle für politischen Islam mit festangestellten Wissenschaftlern gebe.
In Deutschland hingegen, und das muss das Fazit der Schließung des FFGI an der Goethe-Universität sein, traut sich an den verantwortlichen Stellen offenbar niemand, das Offensichtliche zu sehen oder gar auszusprechen: Wer glaubt, Islamismus habe nichts mit dem Islam zu tun, der lebt gleichwohl in der Annahme, Alkoholismus habe nichts mit Alkohol zu tun!
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Todamo / Shutterstock.com
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