Sie sieht aus wie eine Prophylaxe-Assistentin mit Medienkompetenztraining, trägt den Ernst einer UN-Beobachterin im Gesicht – und warnt in einem Video des NDR mit didaktischer Präzision vor den gefährlichsten Symbolen unserer Zeit: 🐑 🤡 🥛 🥝. Ja, Sie haben richtig gelesen. Schaf, Clown, Milch und Kiwi.
Diese Emojis, so die Sprecherin, „wirken auf den ersten Blick harmlos – können aber für extremistische Botschaften stehen“. Das Schaf etwa stehe für das Wort „Schlafschaf“ – also für Menschen, die noch an Politik und Medien glauben. Der Clown: Symbol für Politiker, die nicht ins Weltbild passen. Die Milch? Ein Zeichen weißer Überlegenheit, wegen „Laktosetoleranz bei Nordischen“. Und die Kiwi? Irgendwas mit Zweigeschlechtlichkeit. Genauer wisse man es auch nicht.
Der NDR warnt vor dem Schaf, Clown, Milch und Kiwi Emoji. #OerrBlog pic.twitter.com/dqWnxFfG1U
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) June 6, 2025
So erklärt es die öffentlich-rechtliche Aufklärerin, mit einem Tonfall, als ginge es um Anthrax im Wasserwerk. Und niemand lacht. Das ist vielleicht das Schlimmste.
Was wie Satire klingt, ist bitterer Ernst – produziert und verbreitet von einer Institution, die angeblich gegen Fake News kämpft. Dabei wirken solche Inhalte inzwischen selbst wie ein Fall für die Faktenfinder.
Doch diese öffentlich-rechtliche Emoji-Paranoia ist kein Einzelfall. Sie passt nur zu gut in eine Zeit, in der der neue Antifaschismus nicht mehr gegen reale Nazis kämpft – sondern gegen Zahlen, Wörter, Schilder, Fangesänge und Frühstückssymbole.
Nehmen wir Hertha BSC, wo ein harmloser Fanruf – „Ha Ho He – und fette Beute“ – als potenziell NS-gefährdend eingestuft wurde. Der Verein distanzierte sich mit staatsmännischer Emphase und löschte Kommentare. Abgrenzung ist im neuen Deutschland das, was in der DDR der „Klassenstandpunkt“ war.
👉 Nazis überall? Absurde Sprachzensur erreicht Hertha BSC
Oder die Metzgerei in Halle, die ein Schnitzel für 8,88 Euro anbot – und plötzlich im Visier linker Twitter-Moralisten stand, weil 88 für „Heil Hitler“ stehen könne. Dass der Betrieb Auszubildende aus Vietnam beschäftigt und Flüchtlinge integriert? Zweitrangig. Die Zahl war entscheidend.
👉 8,88 Euro für ein Schnitzel – und schon sind Sie ein Nazi
Es geht nicht mehr um Aufklärung – es geht um Aufladung. Wer heute ein Karussell betreibt, dessen Arme sich aus der Luft betrachtet unglücklich kreuzen, riskiert den Shitstorm und die gesellschaftliche Ächtung. Wer ein Trikot mit zwei Vieren trägt, wird zum Symbolträger der SS. Wer Milch trinkt, steht womöglich schon mit einem Fuß im „Nordischen Mythos“.
Wir erleben eine Art semantischen Wahn, eine Psychose der Projektion: Was früher das dritte Auge im Dreieck war, ist heute die 88 im Menüplan. Alles kann codiert sein, alles ist verdächtig, alles braucht Kontextualisierung, am besten durch einen mit Zwangsgebühren finanzierten Emoji-Kompetenzzirkel.
Was dabei untergeht: Wer überall Nazis sieht, bagatellisiert echte. Und wer Symbole reinwäscht, macht die Begriffe schmutzig.
Was bleibt, ist ein Land im Zensurrausch, das sich am eigenen Gesinnungsrausch verschluckt.
Ein Land, in dem nicht mehr gefragt wird, was einer tut – sondern was er postet.
Und so sitzen wir da:
Verunsichert, überempathisch, emoji-kontaminiert.
Ein Volk, das vor Symbolen zittert – und sich einredet, das sei der Sieg der Zivilisation.
Deutschland, Du bist ein sehr lustiger Ort geworden.
Nur lacht keiner mehr.
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Bild: Screenshot X
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