Von Kai Rebmann
In Rumänien kostet 1 Mbit 1 Cent, in Polen und der Slowakei sind es 3 Cent und in Frankreich, Italien, Spanien sowie 10 weiteren EU-Ländern immer noch weniger als 10 Cent. Deutsche Nutzer hingegen zahlen für stationäres Internet nicht selten Preise um einen Euro pro Mbit und damit fast dreimal so viel wie in Belgien oder Österreich (jeweils 35 Cent), die mit weitem Abstand zusammen auf Platz 2 folgen. Der EU-Durchschnitt liegt bei 18 Cent pro Mbit.
Jörg Schamberg von Verivox betont mit Blick auf eine Analyse des britischen Vergleichsportals Bestbroadbanddeals, dass das in Tarifen enthaltene Datenvolumen bei diesen Preisvergleichen nicht das ausschlaggebende Merkmal sei, da dieses in den meisten Pakten ohnehin unbegrenzt enthalten sei. Vielmehr komme es bei Tarifen für stationäres Internet auf die Geschwindigkeit der Datenübertragung an, sprich den Preis pro Bit.
Aber warum haben Privatnutzer in Deutschland einen so exorbitanten Preisnachteil gegenüber ihren Nachbarn in Europa? Der Experte nennt hierfür unter anderem die aus Verbrauchersicht „unzureichende Wettbewerbssituation“. Der deutsche Markt wurde zwar schon im Jahr 1998 liberalisiert, dennoch hängen viele Anbieter nach wie vor „am Tropf der Deutschen Telekom“, da sie festgelegte Preise für sogenannte Vorleistungsprodukte bezahlen müssen.
Hinzu kommen strukturelle Versäumnisse wie das zu lange Festhalten an der DSL-Technik, mit deren Ende in der Bundesrepublik laut Schamberg nicht vor 2030 zu rechnen ist. Auch hier sind andere Länder schon mehrere Schritte weiter, wie etwa Portugal und Schweden, wo es praktisch bereits eine Glasfaser-Vollversorgung gebe, wie Schamberg erklärt. Der Verivox-Mann befürchtet, dass „Deutschland auch beim zukunftsweisenden Umstieg von Kupfer- auf Glasfaserleitungen den Anschluss zu verpassen droht.“
Marktmacht der Deutschen Telekom blockiert Preissenkungen
Der Experte fordert von der neuen Bundesregierung deshalb ein „dringendes Gegensteuern“ in Gestalt von Kampagnen für das Glasfaser, das in Deutschland noch immer unter einem Imageproblem leide. Für die Tatsache, dass viele Haushalte hierzulande immer noch auf DSL-Internet setzen, begründet Schamberg ebenfalls mit der Vormachtstellung der Deutschen Telekom, die er zwar als „Ex-Monopolisten“ bezeichnet, was de facto aber immer noch der Realität zu entsprechen scheint.
Der Bund gehört mit einem Anteil von 13,83 Prozent zusammen mit der KfW-Bank (14,0 Prozent) nach wie vor zu den größten Einzelaktionären der Deutschen Telekom – und gleichzeitig ganz maßgeblich für die oben beschriebenen strukturellen Versäumnisse und die „unzureichende Wettbewerbssituation“ verantwortlich. Die Rechnung zahlen im wahrsten Sinne des Wortes die Bürger in Form der mit weitem Abstand höchsten Tarife der gesamten EU.
Auch der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) bekam die ganz praktischen Auswirkungen der berüchtigten deutschen Bremse in Gestalt von Regulierungswut und Bürokratie bereits zu spüren. So blieb den Wettbewerbern der Telekom etwa der Zugang zu den bereits vorhandenen und größtenteils unterirdisch verlaufenden Leerrohren jahrelang verwehrt. Dies änderte sich erst im Juli 2024 mit vier Verfügungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur Regulierung für die Unternehmen Glasfaser NordWest GmbH und Glasfaser Plus GmbH.
VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer sagte dazu in einer Mitteilung unter anderem: „Besser spät als nie. Zwei Jahre hat sich die Regulierungsbehörde Zeit gelassen und den Markt auf ein starkes Signal pro Wettbewerb warten lassen. Wir begrüßen eine richtige Entscheidung der BNetzA, für die es allerhöchste Zeit wurde. Zugang zu elementaren Vorleistungen bei den verbundenen Unternehmen Glasfaser NordWest und Glasfaser Plus, die effektive Nutzbarkeit von großflächig verfügbaren Kapazitäten in den Leerrohren sowie strenge Nichtdiskriminierungsverpflichtungen, die durch umfangreiche Monitoring- und Transparenzverpflichtungen abgesichert werden, sind zur Aufrechterhaltung des unter Druck stehenden Wettbewerbs einer weiter ihre Marktmacht ausspielenden Telekom ungemein wichtig.“
Ein wenig erinnert das Ganze an die Deutsche Bahn. Auch in diesem Bereich verhindert die Quasi-Monopolstellung eines Unternehmens – in diesem Fall eines bundeseigenen Konzerns – einen funktionierenden Wettbewerb zum Wohle der Verbraucher, die deshalb mangelhafte Qualität zu im internationalen Vergleich überteuerten Preisen in Kauf nehmen müssen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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