• 9. Juni 2025

In einer symbolträchtigen Aktion wollen Greta Thunberg und ihre Mitstreiter Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen.

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Juni 9, 2025

Die israelische Marine ist darauf vorbereitet, das Solidaritätsschiff von Greta Thunberg und weiteren Aktivisten auf dem Weg nach Gaza zu stoppen. Es werde erwartet, dass das Schiff «Madleen» des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition im Verlauf der Nacht Israels territoriale Gewässer erreichen könnte, berichtete der israelische Kan-Sender. Das Marine-Kommando Schajetet 13 habe für eine gewaltlose Übernahme des Schiffs trainiert. 

Das Schiff könnte dann in den israelischen Hafen von Aschdod geschleppt und die Aktivisten an Bord festgenommen werden, berichtete Kan weiter. Dies war in der Vergangenheit bereits mehrfach geschehen, die Aktivisten wurden dann über den internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv abgeschoben. 

Scharfe Warnung des Verteidigungsministers

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte die Armee angewiesen, die Ankunft des Schiffs zu verhindern und dabei «jedes notwendige Mittel zu ergreifen». In einer scharf formulierten Mitteilung von Katz hieß es zudem: «Der antisemitischen Greta und ihren Freunden, den Hamas-Propagandisten, sage ich ganz klar: Ihr solltet umkehren – denn ihr werdet Gaza nicht erreichen.» Israel hatte auch in früheren Fällen Aktivisten keine Genehmigung erteilt, mit ihren Schiffen im Gazastreifen anzulegen.

Tagelange Fahrt durch das östliche Mittelmeer

Thunberg und elf weitere Aktivistinnen und Aktivisten waren am Sonntag vor einer Woche auf Sizilien in See gestochen, um mit dem Schiff «Madleen» des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition dringend benötigte Hilfsgüter wie Babynahrung und medizinische Güter nach Gaza zu bringen. Zugleich wollten sie mit der Aktion internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Lage vor Ort richten. Nach ihrer tagelangen Fahrt durch das östliche Mittelmeer wollten sie planmäßig eigentlich am Montagmorgen an der Küste Gazas eintreffen. 

Thunberg ist mit ihrem rigorosen Kampf für mehr Klimaschutz weltbekannt geworden. Die mittlerweile 22-jährige Schwedin setzt sich seit längerem aber vor allem für die Belange der palästinensischen Bevölkerung ein. Ohne soziale Gerechtigkeit könne es auch keine Klimagerechtigkeit geben, monierte sie. 

Harte Kritik Thunbergs an Israel

Thunberg wirft Israel dabei immer wieder vor, einen Völkermord an den Palästinensern zu begehen. Kritiker halten ihr dagegen vor, bei ihren Anschuldigungen gegenüber Israel das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 außer Acht zu lassen, das den Gaza-Krieg ausgelöst hat. Dabei waren rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Gut ein Fünftel von ihnen ist bis jetzt nicht freigekommen. 

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor 20 Monaten wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.800 Palästinenser im Gazastreifen getötet und verheerende Schäden angerichtet. 

Israel hat die Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern in den Gazastreifen im Zuge ihres Krieges gegen die islamistische Hamas fast drei Monate lang blockiert, diese Blockade zuletzt aber etwas gelockert. Die israelische Regierung will die Hamas nach eigenen Angaben unter Druck setzen, damit sie die von ihr festgehaltenen Geiseln freilässt.

Immer wieder Versuche, die Gaza-Blockade zu durchbrechen

Nach der gewaltsamen Übernahme der Kontrolle im Gazastreifen durch die Terrororganisation Hamas im Jahre 2007 hatte Israel eine Blockade des Küstenstreifens verschärft. Die von Ägypten mitgetragene Maßnahme wird mit Sicherheitserwägungen begründet. Die Hamas hat sich Israels Zerstörung auf die Fahne geschrieben.

Immer wieder haben Aktivisten versucht, die Blockade auf See zu durchbrechen. Bei einer solchen Aktion im Jahre 2010 hatten israelische Soldaten das türkische Schiff «Mavi Marmara» gestürmt, wobei zehn türkische Staatsbürger ums Leben kamen.

Stiftung verteilt Gaza-Hilfsgüter erstmals direkt mit Lastwagen

Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) verteilte erstmals mit Lastwagen Lebensmittel außerhalb der Verteilzentren direkt an Palästinenser. Die Stiftung teilte mit, mit Hilfe palästinensischer Ortskräfte seien im Norden von Rafah mehr als 10.000 Pakete mit Hilfsgütern direkt an die Bevölkerung ausgegeben worden. Außerdem seien wie gehabt Lebensmittel in festen Zentren verteilt worden. Seit Beginn der Aktion seien damit durch GHF mehr als zehn Millionen Mahlzeiten an die Zivilbevölkerung verteilt worden. 

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete derweil, 13 Menschen seien unweit eines solchen Zentrums in der Nähe von Rafah getötet worden. Die israelische Armee erklärte, mehrere Verdächtige hätten sich in der Nacht zum Sonntag den Truppen genähert. Nach der Anweisung, sich zu distanzieren, hätten die Soldaten Warnschüsse abgegeben.

Zuletzt gab es mehrfach Berichte über Tote durch israelischen Beschuss in der Nähe von Verteilungszentren der umstrittenen Stiftung. Danach wollte die GHF die Sicherheit dort verbessern. Man arbeite daran, die Verteilung so sicher wie möglich zu gestalten, hieß es in der Mitteilung. Alle Palästinenser, die zu den Zentren unterwegs seien, würden aus Sicherheitsgründen dazu aufgefordert, den von der Armee festgelegten Routen zu folgen, hieß es.

Armee: Leiche von Hamas-Führer Mohammed al-Sinwar identifiziert

Die Leiche des Hamas-Militärchefs Mohammed al-Sinwar wurde nach Angaben der israelischen Armee unterdessen identifiziert. Die sterblichen Überreste seien in einem unterirdischen Tunnel unter dem Europäischen Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens gefunden worden, hieß es in einer Mitteilung. 

Der Hamas-Anführer sei zusammen mit dem Kommandeur der Rafah-Brigade, Mohammed Sabaneh, bei einem Angriff am 13. Mai getötet worden. Sie hätten sich in einem unterirdischen Kommando- und Kontrollzentrum der islamistischen Hamas versteckt gehalten. 

In dem Tunnel seien verschiedene Gegenstände gefunden worden, die den beiden Männern gehört hätten, hieß es in der Mitteilung der Armee ohne weitere Details. «Die Leichen weiterer Terroristen wurden während des Einsatzes entdeckt, ihre Identitäten werden gegenwärtig untersucht.» 

Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuletzt im Parlament gesagt, Mohammed al-Sinwar sei tot. Es handelte sich dabei um den Bruder des einstigen, ebenfalls getöteten Hamas-Anführers Jihia al-Sinwar. Nachdem das israelische Militär den Hamas-Militärchef Mohammed Deif im vergangenen Jahr getötet hatte, wurde al-Sinwar zum neuen Chef des bewaffneten Hamas-Arms, der sogenannten Kassam-Brigaden.

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Author: [email protected]

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