Bonn (ots)
Zwischen einen und drei fingerbreit Wasser. Viel mehr bleibt Farah in Somaliland nicht, um ihre Kinder durch den Tag zu bringen. Der Brunnen ist versiegt, die letzte Ziege verendet. Seit sich einige Geberländer aus der humanitären Hilfe zurückziehen, fehlt es in vielen Regionen an dem Nötigsten: an Nahrung, sauberem Wasser, medizinischer Versorgung. Auch in Farahs Camp ist die Unterstützung versiegt. Bis vor Kurzem floss hier noch kostenloses Trinkwasser aus einem CARE-Wassertank. Jetzt ist der Tank leer, weil das Projekt mangels Finanzierung eingestellt werden musste. Was bleibt, ist ein rostiger Wasserhahn und die tägliche Angst ums Überleben.
Während die Not wächst, richtet sich der Blick auf Länder wie Deutschland, auf Staaten, die sich bislang als verlässliche Partner gezeigt haben. Doch der neue Haushaltsentwurf zeigt: Auch Deutschland zieht sich zunehmend zurück.
Der heute vom Kabinett beschlossene Entwurf für den Bundeshaushalt 2026 sendet ein fatales Signal: Die humanitäre Hilfe soll auf dem drastisch gekürzten Niveau des Vorjahres bleiben – das entspricht einem Rückgang von über 50 Prozent gegenüber 2024, einem Rekordtief. Auch die Mittel des Entwicklungsministeriums sinken erneut. Stark betroffen sind auch Programme zur Stärkung von Zivilgesellschaft und zum Wiederaufbau nach Krisen.
„Dieser Sparkurs auf dem Rücken der Ärmsten ist verantwortungslos und zynisch“, sagt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Statt Führung zu zeigen, reiht sich die Bundesregierung ein in den globalen Trend der Abschottung und Selbstbezogenheit. Wer in einer Welt voller Krisen ausgerechnet bei den Menschen in Not den Rotstift ansetzt, entzieht sich seiner internationalen Verantwortung und schwächt damit auch Deutschlands Glaubwürdigkeit als verlässlicher Partner.“
Dabei sind Hilfen für Menschen in Not keine Almosen. Sie sind eine Investition in globale Stabilität, Krisenprävention und verlässliche Partnerschaften. Wenn die deutsche Regierung jetzt weiter kürzt, gefährdet sie nicht nur das Überleben der Schwächsten, sie riskiert auch Vertrauen, Zusammenarbeit und politische Gestaltungsspielräume in einer zunehmend fragilen Weltordnung.
CARE fordert den Bundestag eindringlich auf, diesen Kurs zu stoppen und seiner Verantwortung gerecht zu werden. Die Mittel für humanitäre Hilfe müssen dringend angehoben und mindestens auf das Niveau von 2024 zurückgeführt werden. Auch die Entwicklungszusammenarbeit darf nicht weiter geschwächt werden, insbesondere nicht auf Kosten zivilgesellschaftlicher Organisationen und Strukturen, die in vielen Kontexten die letzte Lebensader für Menschen in Not sind. Deutschland muss beweisen, dass es in Zeiten globaler Krisen nicht wegsieht, sondern handelt.
„Die Menschen, mit denen CARE weltweit arbeitet, brauchen keine Sonntagsreden. Sie brauchen Zugang zu Wasser, Nahrung, medizinischer Hilfe und Schutz. Dieser Haushalt verweigert genau das. Er ist ein politisches Armutszeugnis und wird nicht nur bestehende Krisen verschärfen, sondern auch neue hervorrufen“, betont Zentel. „Wer heute spart, zahlt morgen den Preis. In Form von Instabilität, Flucht, Hunger und wachsendem Misstrauen gegenüber internationaler Politik. Es liegt nun am Bundestag, Verantwortung zu zeigen, dass Deutschland zu seinen humanitären und entwicklungspolitischen Verpflichtungen steht und dass internationale Solidarität nicht zur Verhandlungsmasse gemacht werden darf.“
Lesen Sie Farahs ganze Geschichte hier: Somaliland: Zwei fingerbreit Wasser zum Überleben – CARE
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