• 3. Juli 2025

Hauptstadtkongress 2025: Gendermedizin muss interdisziplinär gelebt werden

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Juli 2, 2025
Hauptstadtkongress 2025: Gendermedizin muss interdisziplinär gelebt werden

Berlin (ots)

Auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress diskutierten Expertinnen und Experten aus Medizin und Sozialversicherung in der Session „Gendermedizin“ über die aktuellen politischen und medizinischen Entwicklungen in der Frauen- und Männergesundheit. Sie forderten ein stärkeres Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnostik und Therapie sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Das Prinzip „One Size Fits All“ wird den spezifischen Bedürfnissen in der Medizin nicht immer gerecht. Gerade in der Gesundheitsversorgung wächst das Bewusstsein um die Bedeutung und den Nutzen einer gendersensiblen Medizin. In seinem Grußwort betonte Dr. Georg Kippels, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, die wachsende Bedeutung der Gendermedizin in der Gesundheitspolitik. Er forderte eine wesentlich stärkere Berücksichtigung von hormonell beeinflussten Gesundheitszuständen wie Menopause, Endometriose oder Lipödem im Versorgungssystem und eine Konzentration auf Prävention zur Gesunderhaltung der Menschen.

Frauengesundheit im Blick – interdisziplinärer Ansatz

Dr. med. Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, betonte die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit, die auch Hausärztinnen und Hausärzte sowie Internistinnen und Internisten in die Aufklärung und Behandlung der Menopause einbezieht. „Ich glaube, die Politik muss an diesen Stellschrauben drehen und sie muss vielleicht Interdisziplinarität auch fördern“, so Dr. Schaudig.

Denn die unzureichende Versorgung von Frauen in den Wechseljahren hat weitreichende Folgen: „Knapp 20 Prozent(1) der Frauen entscheiden sich, aufgrund von Wechseljahrsymptomen vorzeitig in den Ruhestand zu gehen – das ist schockierend“, sagte Dr. Schaudig. Die Beeinträchtigungen durch Wechseljahressymptome führen zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von geschätzt 9,4 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland.(2)

Generell würden kardiovaskuläre Risiken bei Frauen unterschätzt, Symptome – etwa bei einem Herzinfarkt – falsch gedeutet, da sie nicht dem gängigen männlichen Schema entsprechen, erklärte Prof. Dr. Michael Becker, Chefarzt für Kardiologie (Rhein-Maas-Klinikum GmbH, Würselen) in seinem Impulsvortrag. „Auch im Jahr 2025 werden Frauen immer noch medizinisch schlechter behandelt und sterben häufiger an Herzerkrankungen.“, so Becker weiter, „es geht nicht nur darum, dass die Frauen leiden, sondern es geht darum, dass sie Schaden nehmen und wirklich früher sterben.“

Patientinnen mit Herzbeschwerden erhalten häufig fälschlicherweise psychische Diagnosen (z. B. Panikattacken), statt das einer kardiologischen Ursache nachgegangen wird. Dies unterstreicht das Versagen eines nicht-interdisziplinären Ansatzes in der Diagnostik. Er fordert, dass Ärztinnen und Ärzte wissen, worauf sie bei geschlechtsspezifischen Unterschieden achten müssen.

Unterschiede in der Gesundheitsversorgung

Die anschließende Diskussion konzentrierte sich auf die bestehenden Defizite in der geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung und die daraus resultierenden Folgen.

PD Dr. Tobias Jäger (Urologische Praxisklinik Essen), stellte fest: Obwohl 80 % der 40-bis 50-jährigen Männer über Prostatakrebsfrüherkennung informiert sind, gehen nur 25 % zur Untersuchung. Ein oft genannter Grund ist die Tastuntersuchung. „Die Alternative ist eine Blutabnahme, der PSA-Wert, der Prostatawert, wie man so im Volksmund sagt“, sagte Dr. Jäger auf dem Hauptstadtkongress, „der steht mittlerweile auch in den wissenschaftlichen Leitlinien an obererster Stelle.“ Dr. Jäger betont, dass nicht nur Medien und Fachgesellschaften, sondern auch die Politik eine Verantwortung dafür tragen, die Aufklärung und Integration von Männern in die Früherkennung zu verbessern. Er schlägt vor, die Abgabe bestimmter Medikamente, wie Präparate zur Behandlung von Erektionsstörungen, rezeptfrei über Apotheken zu ermöglichen.

Stefanie Bosch, BKK Dachverband, sprach sich dafür aus, Betriebsärztinnen und Betriebsärzten mehr Befugnisse zu erteilen (z. B. Überweisungen, Verordnungen), um den Zugang zu medizinischer Versorgung zu erleichtern, insbesondere für Männer. Bosch äußerte den Wunsch nach Primärversorgungszentren, „wo im Grunde auch Professionen, auch bereichsübergreifend, miteinander arbeiten“. Bosch unterstrich, dass eine gute Versorgung „auch bezahlbar sein muss“.

Juliana Kley, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), wünscht sich, dass geschlechtergerechte Medizin als Querschnittsfach im Medizinstudium verankert wird. Damit die nächste Generation von Ärztinnen und Ärzten von Anfang an für geschlechterbedingte Unterschiede sensibilisiert wird.

Gendersensible Medizin als Schlüssel für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung

Die Diskussionsteilnehmerinnen und Diskussionsteilnehmer betonten die immense Bedeutung der Forschung für eine geschlechtersensible Medizin. Sie unterstrichen zudem die Bedeutung der Interdisziplinarität.

Dr. Schaudig hob hervor, dass sich die Deutsche Menopause Gesellschaft als eigenständige, interdisziplinäre Fachgesellschaft versteht und aktiv die Fortbildung von Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner zum Thema Menopause fördert.

PD Dr. Tobias Jäger unterstrich den interdisziplinären Ansatz, beispielsweise bei Testosteronmangel oder Erektionsstörungen, die oft Begleitsymptome von Adipositas oder Typ-2-Diabetes sind, und somit das gemeinsame Mitdenken aller Fachkolleginnen und Fachkollegen erfordern.

Die Expertinnen und Experten identifizierten konkrete Ansatzpunkte für politische Maßnahmen, um eine gendersensible Gesundheitsversorgung flächendeckend zu etablieren, wie z. B. Honorar für Beratung. Eine angemessene Honorierung medizinischer Beratungsleistungen, insbesondere für umfassende Gespräche zur Menopause oder zur Prävention, ist unerlässlich, um Ärztinnen und Ärzte die notwendige Zeit und Motivation zu geben. Weitere Forderungen sind die Stärkung der Primärversorgung, mehr Kompetenzen für Betriebsärztinnen und Betriebsärzte, Regulierung des Medikamentenzugangs und sie Erstellung eines umfassenden Berichts zur gesundheitlichen Situation von Männern durch die Bundesregierung, analog zum Frauenbericht, zur Schaffung von öffentlichem Bewusstsein und politischen Handlungsfeldern.

Die Diskussion machte deutlich, dass die gendersensible Medizin eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die über den ärztlichen Bereich hinaus Akteurinnen und Akteure aus Politik, Bildung, Wirtschaft und Forschung einbeziehen muss. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann eine optimale und gerechte Gesundheitsversorgung für alle Geschlechter erreicht werden.

Hinweis: Besins Healthcare Germany ist VIP-Partner des Hauptstadtkongresses 2025

Quellen:

1. Prof. Dr. Andrea Rumler, Julia Memmert, HWR Berlin. Forschungsprojekt MenoSupport. Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Befragung zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz. https://www.ifaf-berlin.de/projekte/menosupport/#ergebnisse, die genannten knapp 20 Prozent beziehen sich auf die Befragungsergebnisse in der Altersgruppe > 55 Jahre, zuletzt abgerufen am 26.06.2025.

2. Pressemitteilung 46/2024. Deutsche Volkswirtschaft leidet unter den Wechseljahren. Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. https://ots.de/OqtZ0c

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