Wie man aus der Vergangenheit weiß, ist so etwas nur die halbe Miete. Denn es kommt zu einem wesentlichen Teil auch auf die Moderatoren an, die so ein Duell in eine Richtung kippen lassen können bzw. es in der Vergangenheit oft genug haben kippen lassen, wenn nur ein AfD-Kandidat nicht mehr vermeidbar war – Anlog dazu die seltenen Auftritte von AfD-Kandidaten in Talkshows.
Der Eindruck der so entstehen soll ist klar: Wenn wir das Böse bzw., die Böse schon einladen, dann soll sie sich freuen, dass sie überhaupt dabei sein darf. Denn Rest kartätschen wir dann schon von der Platte, ganz egal, ob Alice Weidel auf der Beliebtheitsskala der Kanzlerkandidaten ganz oben mitmischt – merkt eh keiner, wenn wir die einfach ausblenden.
„Welt-TV“ hatte sich zuletzt Weidel vs. Wagenknecht und Höcke vs. Voigt getraut. Entsprechend war die Ausrichtung der Moderation. Wenn sich das Pendel ins Blaue neigte, wurde blitzschnell interveniert. Aber so einfach ist es dann doch nicht: Denn die Zuschauer sind ja nicht nur blöd. Viele Menschen registrieren sehr genau, wenn jemand ungerecht behandelt wird.
Tatsächlich spielt der Gerechtigkeitssinn in einer eigenen Liga und ist in der Regel keine Frage von Bildung oder ideologischer Prägung.
Zu den Fragenden: Moderiert wird das erste große Duell von den Journalistinnen Maischberger für die ARD und Illner für das ZDF. Was soll dabei herauskommen?
Eine zweite Ausgabe des Duells für RTL, ntv und „Stern“ moderieren Pinar Atalay und Günther Jauch. Die zwei sind ebefalls Pflänzchen der Öffentlich-Rechtlichen.
Günther Jauch und Pinar Atalay sollen Merz und Scholz im zweiten Durchgang empfangen. Aber was soll dabei herauskommen? Der eine oder andere wird sich erinnern, was passiert, wenn es ein Mainstream-Journalist mal anders machen will und ein stückweit ausschert, wie es Moderator Claus Strunz 2017 probierte und dafür von den empörten Regierungsmedien postwendend hingerichtet wurde.
Kritische Fragen sind nicht erwünscht. Das haben Maischberger und Illner über ein Jahrzehnt zur Perfektion getrieben und das wissen auch Jauch und Atalay genau. Beide waren selbst ÖR-Mitarbeiter und Vorzeigepropagandisten des Mainstreams gewesen.
Also warum werden hier eigentlich nicht ein Roland Tichy oder Julian Reichelt gebeten? Weitere Namen fallen ein, von Hendryk M. Broder bis zu Spiegel-Bestsellerautor-Platz-1 Joachim Steinhöfel. Letzterer weiß am Besten, wie man jemanden in die Zange nimmt und sich festbeißt. Und RTL-Fernseherfahrung hat Steinhöfel ebenfalls reichlich.
Darauf angefragt schreibt Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel:
„Mir fallen spontan sehr viele Journalisten oder Publizisten oder Politikwissenschaftler ein, die die Debatten als Moderatoren aus der trivialen und ermüdenden Journalismussimulation befreien könnten, die uns die öffentlich-rechtlichen Sender und deren Protagonisten wöchentlich in ihren Talk-Shows zumuten. Hartes, dabei höfliches Befragen ist aber nicht gewünscht, es soll weiter eine für die Politiker berechenbare Game-Show bleiben.“
Bleibt noch eine zweite angekündigte Duellpaarung zwischen Dr. Weidel versus Robert Habeck. Hier sind die Grünen furchtbar empört. Und die neue Habeck-BILD führt die Feder und jammert, das der grüne Kandidat jetzt am vermeintlichen Katzentisch mit Alice Weidel sitzen muss. Man kann sich diese grüne Empörung gut vorstellen: Da arbeitet man jahrelang unermüdlich daran, die Öffentlich-Rechtlichen ideologisch zu unterwandern und wird dafür nicht belohnt.
Käsig-amüsant übrigens bei BILD, dass von jedem Kandidaten das Alter genannt wird und man also bei Merz und Scholz auf Rentner trifft, während Weidel mit 45 Jahren in der – na klar – Blüte ihrer Jahre steht. Weil aber der vom ÖR und Springer als Jugendlicher inszenierte Habeck mit seinen 55 auch schon gräulich angehustet ist, lässt BILD Habecks Alter – 55, leicht zu googeln – einfach weg, mutmaßlich, damit Dr. Weidel neben den drei älteren Herren nicht schon altersmäßig wie die Zukunft Deutschlands aussieht:
„Gleich vier Kanzlerkandidaten treten bei der Bundestagswahl 2025 an: Olaf Scholz (66, SPD), Friedrich Merz (69, CDU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (45, AfD) wollen die nächste Bundesregierung anführen.“
Was BILD da macht ist lupenreine grüne Propaganda: Das Blatt schreibt in seinem Intro, die Öffentlich-Rechtlichen planten das TV-Duell ohne Habeck. Das allerdings ist schlicht gelogen, denn es gibt nicht „das“ TV-Duell, sondern eine weitere Paarung ist geplant.
Wer zuletzt mitverfolgt hat, wie die Öffentlich-Rechtlichen und Alt-Medien Robert Habeck bzw. die Grünen propagandistisch über die Zehnprozenthürde gehoben haben, der erinnert sich wieder an den medial so schmuddeligen Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021, als die Grünen in einer gigantischen Medien-Polit-Kampagne zur Kanzlerkandidatur von Annalena Baerbock steil in Richtung zwanzig Prozent gehoben wurden.
Die politische Macht – und die Bereitschaft, sie auch einzusetzen – der von ihren Kritikern als „Systemmedien“ beschimpften Alt-Medien war in dem Moment für jeden offen sichtbar, die Maskerade endgültig gefallen. Davon beflügelt soll das Gleiche nun mit Habeck passieren? Auch Springer liefert prompt ab. Aber ausgerechnet die seit Jahren schwer in der Kritik stehenden Öffentlich-Rechtlichen scheren an einer neuralgischen Stelle – den wichtigen TV-Duellen – plötzlich aus. Die grüne Blase tobt.
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Erinnert werden muss auch an jenen Skandal, als 2021 aus dem Duell erstmals eine Dreier-Runde mit Annalena Baerbock wurde und die grüne Minifraktion (8,9 Prozent) mit am Tisch der großen tafelte, während die fast doppelt so starke AfD Hausverbot bekam. Als „Triell“ wurde diese dreiste Propaganda 2021 von den Medien liebkost. Zugutehalten könnte man allenfalls, dass die AfD damals keine Kanzlerkandidatin benannt hatte.
Vier Jahre später große Empörung von BILD bis Tagesspiegel, letzterer titelt: „Duell statt Triell: ARD und ZDF planen TV-Duell ohne Habeck“. Berichtet wird, dass sich Scholz und Merz am 9. Februar in einer 90-minütigen Sendung gegenüberstehen.
Den Vogel abgeschossen mindestens in Sachen Selbstentlarvung hat sicherlich Katharina Dröge, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, die so wütend war, dass sie daran erinnerte, wie man es doch noch 2021 hingetrickst hatte und wie sehr man die Öffentlich-Rechtlichen damals an den Eiern hatte. Und die jetzt gar nicht verstehen kann, dass das 2024 plötzlich alles anders sein soll:
„Sagt mal @DasErste und @ZDF ist das wirklich ernst gemeint? Nur SPD & CDU einzuladen? Mit freundlicher Unterstützung zurück zur GroKo? Oder was für ein Land soll das abbilden? Zur Erinnerung: So sahen die Umfragen im Frühjahr 21 aus, als drei eingeladen wurden… #Duell“
Dazu reicht Frau Dröge dann freundlicherweise an, was eine polit-mediale Propagandashow zu einem Wahlkampf großartiges erreicht hat: Damals wurde die grüne Mini-Fraktion (8,9 Prozent) von den ÖR- und Mainstreammedien über die Kanzlerkandidatin Baerbock auf über zwanzig Prozent aufgeblasen wie ein
Soufflé unter einer doppelten Menge an Treibstoff. Das Ergebnis ist bekannt: Vor der Wahl 2024 sind die Grünen wieder auf ihre Kernklientel von maximal zehn Prozent zusammengefallen – also Zeit für die nächste Großkampagne.
Am Montag verkündeten ARD und ZDF zwei separate TV-Duelle: Eines zwischen Noch-Kanzler Scholz und Unions-Kandidat Merz (9. Februar, 20.15 Uhr), ein weiteres mit Habeck und Weidel (Datum steht noch nicht fest).
Die Grünen und ihre Entourage in den Medien sollten sich gut vorbereiten und die Backen nicht zu dick aufblasen. Denn wer einmal mit der Hand in den Süßigkeiten erwischt wird, der darf nicht glauben, dass jetzt und für alle Zeit das große Lutschen begonnen hat. Man ist einmal mit der Propaganda durchgekommen. Mehr nicht.
Noch etwas kommt hinzu: Insbesondere den Öffentlich-Rechtlichen blies zuletzt ein harter Wind ins Gesicht. Die Erfolge der AfD haben die Gefahr heraufbeschworen, dass diesen per Zwangsgebühren finanzierten Propagandamaschinen tatsächlich mal der Hahn zugedreht werden könnte. Der MDR musste schon lernen, wie dass ist, wenn man plötzlich auf dem heißen Stuhl sitzt – gerade noch mal davongekommen.
Aber was ist das Rezept der öffentlich-rechtlichen Propagandisten mit ihrem fast ausnahmslos grün-roten Nachwuchs? Sie nehmen sich ein Beispiel an der Trickserei von Springer. Die „Welt“ hat es zur Perfektion getrieben: Ein paar gezielt eingestreute Querköpfe als Alibi, auf die man sich bei Kritik immer berufen und eine Ausgewogenheit suggerieren kann. Die Tagesthemen haben dafür zuletzt ebenfalls ihren Hausquerkopf eingespielt.
Aber nichtsdestotrotz muss Alice Weidel sich noch überlegen, ob sie dieses Duell annehmen will. Schon im Duell mit Wagenknecht war klar, dass auch eine Wagenknecht schmutzig spielt, wenn‘s darauf ankommt. Man kann sogar sagen, Habeck und Wagenknecht sind die Lieblinge der öffentlich-rechtlichen Medien. Und was man auch von Robert Habeck nicht erwarten kann, ist Fairness.
Die Drecksarbeit werden die Moderatoren übernehmen und Habeck wird dazu den Kopf ein wenig schief legen, als wäre wieder Stuhlkreis im Klimakterium. Dann wird Habeck seinen Sack aufmachen und den Springteufel aus Thüringen herausholen und ein bisschen Kindertheater vorspielen.
Wohl kaum jemand würde auch nur einen Cent darauf wetten, dass Höcke in diesem Duell NICHT zitiert und Gaulands „Vogelschiss der Geschichte“ nicht erneut hochgeladen wird. Was man Dr. Weidel allerdings nicht nehmen kann, so sehr man auch die Diffamierungsmaschine anschmeißt, ist ihr Alleinstellungsmerkmal: Die oppositionelle Rolle der AfD.
Inhaltlich hat die AfD als einzige Oppositionspartei in Deutschland die Mehrheit der Menschen auf ihrer Seite: Von der Ukrainefrage bis zur Migrations- und Energiepolitik. Den Etablierten bleibt also gar nicht weiter über. Sie sind dazu verurteilt, immer weiter Propaganda zu betreiben und diese Opposition zu diffamieren. Gemessen am Zuspruch für die Union scheint das Konzept zu funktionieren. Aber der stete Tropfen höhlt den Stein, mögen sich AfD und Dr. Weidel denken.
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Author:
Alexander Wallasch