Genf/Hannover (ots)
Während ihres Antrittsbesuchs beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf betonte die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, die Bedeutung der ökumenischen Bewegung: „Gerade in Zeiten globaler Krisen brauchen wir internationale und ökumenische Organisationen wie den ÖRK mehr denn je. Nur im gemeinsamen Handeln können wir den Herausforderungen der Klimakrise, des Rassismus und der weltweit eskalierenden Gewalt und Kriege wirksam begegnen.“ Die Gemeinschaft der 356 Mitgliedskirchen des ÖRK sei entscheidend für die Diskussionen über Glauben und Ordnung und für die Stärkung globaler christlicher Perspektiven. Der dreitägige Austausch zwischen der EKD-Delegation und der ÖRK-Leitung, der am Montag begann, konzentriert sich auf die Vertiefung der ökumenischen Zusammenarbeit in Fragen wie Frieden, Sicherheit und Bildung.
Der Generalsekretär des ÖRK, Rev. Prof. Dr. Jerry Pillay, betonte: „In diesen schwierigen Zeiten zahlreicher globaler Krisen ist es unerlässlich, dass Christinnen und Christen sowie Menschen guten Willens gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung und die Einheit aller Menschen und der gesamten Schöpfung arbeiten. Der ÖRK ist dankbar für die vielen Mitgliedskirchen, ökumenischen Partner und Organisationen, die mit uns zusammenarbeiten, um eine bessere und friedliche Welt zu schaffen, die in dieser Zeit von Gewalt, Kriegen und einer Klimakatastrophe so dringend gebraucht wird. Unter diesen Partnern befindet sich auch die EKD, mit der wir seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft, Unterstützung und unerschütterliches Engagement für die Arbeit des ÖRK pflegen. Dieser Besuch im Ökumenischen Zentrum durch die neue EKD-Leitung, der bereits Anfang dieses Jahres geplant wurde, ist ein weiteres starkes Zeichen für das anhaltende Engagement der EKD für die Arbeit und das Zeugnis des ÖRK in der Welt.“
Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs wird begleitet von Ratsmitglied Stefan Werner und dem Auslandsbischof der EKD, Bischof Frank Kopania. Neben Generalsekretär Pillay nimmt auch der Moderator des ÖRK, Heinrich Bedford-Strohm, an den Gesprächen teil.
In den gestrigen Gesprächen über Peacebuilding ging es auch um die Erklärung, die das Zentralkomitee des ÖRK im Juni 2025 zu Palästina und Israel veröffentlicht hat. „Wir teilen die Sorge um die Menschen in der Region und das gemeinsame Ringen um Wege zum Frieden“, betonte die EKD-Ratsvorsitzende Fehrs. Zugleich machte die EKD-Delegation erneut deutlich, dass sie die Verwendung des Begriffs „Apartheid“ aus sachlichen wie auch aus dialogischen Gründen ablehnt. „Unser Ziel ist es, den Dialog zu eröffnen und die noch bestehenden fragilen Gesprächsfäden nicht abreißen zu lassen. Worte, die Gräben vertiefen, gefährden dieses Ziel“, so die Ratsvorsitzende. Sie verurteilte erneut die Brutalität der Hamas und deren Mitverantwortung für die unmenschliche Situation in Gaza. Im Einklang mit ihrem Fokus auf Dialog werde die EKD den engen Austausch mit dem ÖRK konsequent fortsetzen und vertiefen.
Der Generalsekretär des ÖRK, Rev. Prof. Dr. Jerry Pillay, drückte seine Wertschätzung gegenüber der EKD dafür aus, dass sie ihre Ablehnung der Verwendung des Begriffs „Apartheid“ als angemessene Beschreibung Israels und seines Verhältnisses zu Palästina klar zum Ausdruck gebracht habe – sowie für den freundlichen Geist, in dem dieses Thema besprochen werden konnte. Er betonte, dass die Erklärung des Zentralkomitees in dieser Angelegenheit durch den Kampf des palästinensischen Volkes für Freiheit und Anerkennung motiviert und von den einschlägigen Grundsätzen und Bestimmungen des Völkerrechts geleitet sei – insbesondere der Advisory Opinion des Internationalen Gerichtshofs vom Juli 2024. Er bekräftigte, dass dies keine leichte Entscheidung für den ÖRK gewesen sei, die jedoch durch die katastrophale Lage in Gaza, die die dringende Notwendigkeit der Einhaltung des Völkerrechts deutlich gemacht habe, notwendig geworden sei und nach intensiven Gesprächen und Gebet getroffen wurde.
Bischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Moderator des Zentralkomitees des ÖRK, räumte ein, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, ob der Begriff „Apartheid“ geeignet sei, die Situation der Palästinenser unter israelischer Besatzung zu beschreiben. „Doch die Diskussion darüber darf uns nicht davon ablenken, auf die Hungersnot zu blicken, die gerade jetzt in Gaza herrscht und täglich weitere Opfer fordert – insbesondere unter Kindern, die am verletzlichsten sind“, sagte er. „Jeder politische Schritt in dieser Situation kann nur ein Ziel haben: Das furchtbare Leiden auf allen Seiten muss beendet werden, und die Tür zu einem friedlichen Zusammenleben von Israelis und Palästinensern muss geöffnet werden“, fügte er hinzu.
Das Programm in Genf umfasst außerdem einen gemeinsamen Besuch bei den Vereinten Nationen, dem Lutherischen Weltbund und der ACT Alliance sowie ein Treffen mit der deutschen Botschafterin Nikola Gillhoff. Die EKD-Delegation wird zudem die Ausbildungsstätte des ÖRK, das Ökumenische Institut Bossey, besuchen, in dem Studierende aus aller Welt und aus verschiedenen konfessionellen Traditionen als Lebens- und Lerngemeinschaft zusammenkommen.
Genf/Hannover, 6. August 2025
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