Die Bild hat sich jetzt dafür entschieden, informelle Besuche der ausgewiesen China-Expertin und AfD-Parteichefin Alice Weidel beim ehemaligen chinesischen Botschafter Wu Ken (64) dafür zu missbrauchen. Wu Ken war fünf Jahre lang als chinesischer Botschafter in Deutschland. Im Juli 2024 wurde der Diplomat abgelöst.
Die Bildzeitung will es als eine Art „Geheimtreffen“ im Potsdam-Correctiv-Stil aufbauen, scheitert aber mit jedem Satz an einem Minimum an Glaubwürdigkeit.
Die Dreistigkeit der Veröffentlichung ist wirklich bemerkenswert. Weniger bemerkenswert ist, dass Leitmedien wie der Spiegel und andere die konstruierte Anti-AfD-Kampagne begierig aufgreifen.
Es beginnt schon damit, dass „Bild“ eingesteht, dass die Treffen gar kein Geheimnis sind und jedermann in deutschen Diplomatenkreisen bekannt. So bekannt, wie die Tatsache, dass das Auswärtige Amt kaum mehrere Mitarbeiter haben dürfte, die profundere Kenntnisse des Landes, der Sprache und der Gebräuche haben. Dr. Weidel lebte und arbeitete vor ihrer politischen Karriere fünf Jahre in Peking und Shanghai.
„Brisant“ findet es die Bildzeitung, dass Frau Weidel den Botschafter in seiner Residenz besucht habe. Was für eine Räuberpistole das Springerblatt daraus macht, erinnert an die jüngsten Düsterkapitel des Correctiv-Bauchklatschers. Sätze, wie aus einem drittklassigen B-Movie ohne Kung-Fu-Szenen:
„Am Klingelschild steht kein Name. Das Anwesen gehört einer Privatperson. Es wird mit Kameras überwacht, hat einen massiven Zaun. Daran ein Schild, das vor einem Wachhund warnt. Nach BILD-Informationen gibt es mehrere Rottweiler. Am Hauseingang hängen zwei rote chinesische Laternen.“
Ein Rottweiler und zwei chinesische Laternen! Die allerdings hängen vor jedem der gefühlt hunderttausend Chinarestaurants, mit einem Unterschied, der Rottweiler wird auf der Karte als Rindfleisch süß-sauer serviert, Ironie off.
Die Botschaft erklärt auf Nachfrage gegenüber „Bild“, man lege großen Wert auf den „normalen Austausch mit Parteien in Deutschland, insbesondere den Parteien im Bundestag“. Das Ziel sei, „das gegenseitige Verständnis zu fördern sowie die chinesisch-deutsche Freundschaft und die für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zu stärken“.
„Brisant“ und „Pikant“ – „Bild“ serviert auf Bestellung auch im Bringservice.
Und dann kommen vor allem jene zu Wort, die ein besonderes Eigeninteresse daran haben, die AfD wenige Tage vor der Wahl zu schädigen. Und hier insbesondere Alice Weidel, aktuell von allen Kanzlerkandidaten diejenige mit dem mit Abstand besten Kontakt ins Weiße Haus.
Der Reihe ihres Auftretens nach in der „Bild“-Schmierenkomödie:
Roderich Kiesewetter, der – neben Norbert Röttgen – wichtigste Antreiber der CDU für Waffenlieferungen in die Ukraine, raunt über Weidels Termine, diese seien ein „sehr ungewöhnlicher Vorgang“. Und er unkt auf besonders rufschädigende Art und Weise, „dass hier eine direkte oder indirekte Einflussnahme durch China auf die Vorsitzende einer Partei stattfindet“.
„Bild“ scheut sich nicht einmal, den schlimmsten AfD-Hasser der SPD, Ralf Stegner (65), aufzurufen, der dann belegfrei – woher auch? – behaupten darf: „Viele AfD-Leute haben enge Kontakte zum autoritären Regime in China.“
Aber weil das offenbar auch für die „Bild“ kein Skandal ist, lässt sie den Antifa-Sympathisanten Ralf Stegner über die AfD erklären: „Sie hätten so ein Regime am liebsten auch in Deutschland.“
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Das ist unterste Schublade und lässt einen staunend zurück. Staunend, dass Springer diesen diffamierenden Mist aus wahlkampftaktischen Gründen – anders ist es ja kaum erklärbar – einfach unkommentiert stehen lässt.
Und dann folgen die in Zement gegossenen knallharten Investigativ-Recherche-Ergebnisse der „Bild“. Achtung, der ganze Skandal jetzt in einem Beweissatz der „Bild“:
„Fest steht: Die AfD hat eine Chefin, die sich früh für China begeisterte.“
Ganz klar, Alice Weidel muss eine Mata-Hari sein. Und das schon seit frühester Kindheit!
Der nächste „Bild“-Beweis dafür:
„Schon mit 14 Jahren lernte sie mithilfe einer Kassette die ersten Worte Mandarin.“
Das allerdings wäre allenfalls ein Fall für das Jugendamt, möchte man voller Mitgefühl für das arme Mädchen anfügen. Wer mit 14 Mandarinen büffelt, der muss ein Orangeat sein oder so ähnlich. Aber „Bild“ musste ja irgendetwas in den Leerraum unter ihre Geheimtreffen-Schlagzeile schreiben.
Und weil das alles so abgrundtief dreckig ist, findet „Bild“ schon nichts mehr dabei, auch noch einem Verstorbenen Dreck hinterher zu schmeißen:
Weidels Doktorvater Peter Oberender (†73) sei einer der „besten China-Experten Deutschlands im Bereich Wirtschaft“ gewesen. Das will „Bild“ in einem „Nachruf aus Shanghai“ gelesen haben. Und?
Die Geheimtreffen-Krimi-Klamotte als Wahlkampfgroteske: Was will die Bild damit andeuten? Etwa das Weidels Doktorvater sie angeworben hat? Da kann man doch der so beschmutzen Familie des Professors nur noch ein Bedauern ausdrücken.
Und dann der finale Schuss ins Grab hinunter (Pikant, brisant, interessant):
„Interessant: Der Professor war Gründungsmitglied der Wahlalternative 2013, einem Vorläufer der AfD, dem sich auch Weidel anschloss. Damit begann ihre politische Karriere, die ihr heute in China den Ruf einer ,Eisernen Lady‘ einbringt.“
So, jetzt achten Sie bitte mal drauf, wie sich etwa „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt dazu aufstellt, er arbeitet ebenfalls unter dem Dach von Springer. Aber vielleicht hat er gerade keine Zeit, er ist ja gemeinsam mit Ex-Bild-Chef Julian Reichelt – immer noch gut vernetzt zur „Bild“ – mit der Medienkampagne für Friedrich Merz beschäftigt.
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Author:
Alexander Wallasch