• 20. Februar 2025

Es geht den Alten an den Kragen: Sie sollen aus zu großen Wohnungen vertrieben werden

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Feb. 16, 2025

Wer nach den Stürmen eines ganzen Lebens auf seine Erinnerungen zurückschaut, der findet in ihnen besonderen Halt und eine Geborgenheit des Alters. Das gilt umso mehr, je schwerer es für ältere Menschen wird, innerlich beisammen zu bleiben, bei sich zu bleiben, nicht schwermütig zu werden und dem Ausklang des Lebens mit Gelassenheit oder wenigstens einem Quantum Fatalismus entgegenzutreten.

Die Bundesregierung hatte schon vor vielen Jahren die Bekämpfung der Einsamkeit im Alter auf ihre Agenda gestellt. Leider ist ihr nicht viel mehr eingefallen, als ein paar Millionen Euro in woke Mehrgenerationenprojekte zu investieren.

Prinzipiell feststellen lässt sich, dass Einsamkeit auch zwangsläufiger Begleiter des demografischen Wandels ist. Wo keine Kinder sind, gibt es auch keine Enkelkinder, das Haus bleibt leer.

Aber selbst da, wo Eltern Kinder großgezogen haben, ist der Zusammenhalt und ein häufigeres Zusammenkommen seltener geworden als noch in den Generationen zuvor. Der Zahn der Zeit, die Welt ist mobiler geworden. Und auch die Idee eines Home Office ist alles andere als ein Gang in die Häuslichkeit. Home Office ist sogar oft das Gegenteil. Zudem entkoppelt es Unternehmen davon, Arbeitnehmern eine Heimat in Form eines gemeinsamen Büroarbeitsplatzes zu bieten. Nicht selten ist Einsamkeit im Home Office die logische Folge .

Aber zurück zu den Alten in ihren Wohnungen voller Erinnerungen. Wer über Jahrzehnte hinweg einen Partner hat, muss am Ende seines Lebens damit rechnen, dass einer allein zurückbleibt. Aber nicht ganz allein. Er bleibt ja mit den gemeinsamen Erinnerungen zurück. Sie sind das Serum gegen die Einsamkeit, in jedem Winkel des Hauses oder der Wohnung, in jedem Gegenstand, den man gemeinsam angeschafft hat, in jedem Raum wartet ein Füllhorn der Erinnerungen.

Wer ältere Menschen in ihrer angestammten Wohnumgebung beobachtet, der kann erleben, wie viel Halt und Sicherheit diese Wohnhülle eines ganzen Lebens geben kann.

Entsprechend groß ist die Sorge und Angst vieler alter Menschen, ins Altenheim zu kommen und von den Erinnerungsankern Abschied nehmen zu müssen. Regelmäßig wiederholen sich Tragödien: Mit dem Gang ins Altenheim erlischt der Lebensmut, Sinn und Halt gehen verloren. Und dann dauert es nicht mehr lange.

Kurz gesagt: Der Wert einer Wohnung als Lebensmittelpunkt lässt sich für alte Menschen nicht an der Quadratmeterzahl der bewohnten Fläche abmessen. Sie ist vielfach ein unbezahlbarer Erinnerungsspeicher. Ein Hort der Sicherheit gegen die Angst und Einsamkeit.

Eine Gemeinschaft von Menschen, eine ethisch-moralisch feinjustierte Gesellschaft achtet ihre Alten und die Bedürfnisse jener Mitmenschen besonders, denen nur noch wenige Jahre bleiben. Sie haben ihre Arbeit erledigt, sie haben sich jeden Komfort, Ruhe und Sicherheit verdient. Eine Gesellschaft kann viele Entbehrungen verkraften. Wer allerdings den Alten ihre sichere Umgebung nimmt und sie ihrer Erinnerungen beraubt, der verliert damit besonders wichtige Gedächtnisspeicher.

Aber genau das geschieht in den letzten Jahren zunehmend. Die Regierungen, die Städte und Kommunen sehen sich vor ein gewaltiges Problem gestellt, das sie nicht lösen können: Es fehlt dezentraler Wohnraum für Millionen neue Zuwanderer. Und der wurde jetzt bei den Alten entdeckt, die man offenbar am liebsten sofort ausmieten oder enteignen möchte. Aber so einfach geht es nicht. Noch ist ein Grundgerüst der Rechtsstattlichkeit vorhanden.

Also versucht man es zunächst damit, eine gesellschaftliche Stimmung für das Begehren zu schaffen. Es soll ein Druck aufgebaut werden, der Alten und ihren Angehörigen ein schlechtes Gewissen machen soll, wenn sie im Alter auf zu viel Wohnraum sitzen und wenn sie einfach nicht wegsterben wollen.

Jedes Jahr aufs Neue bringen die Öffentlich-Rechtlichen das Thema auf die Tagesordnung. 2023 stellte die Tagesschau mal wieder fest: „Senioren haben viel mehr Wohnraum als Jüngere“. Herausgefunden hatte es das Statistische Bundesamt, das wiederum von der Bundesregierung auf den Plan gerufen wurde.

Zielgerichtet wird die Neiddebatte entfacht: „Senioren haben in Deutschland deutlich mehr Wohnraum zur Verfügung als jüngere Generationen.“

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Um aber kein Öl ins Feuer zu gießen, vermeiden die regierungsnahen Medien, sorgsam zu erwähnen, dass es im Kern natürlich darum geht, Platz zu schaffen für Migranten, die oft über Jahre aus Mangel an dezentralen Wohnangeboten in Sammelunterkünften leben müssen und langsam aber sicher richtig ungemütlich werden.

Das Statistische Bundesamt teilte 2023 mit:

„Ältere Menschen leben in sechs von zehn Fällen bereits länger als 20 Jahre in ihrer Wohnung und besonders häufig auch allein – unter anderem deshalb steht dieser Gruppe pro Kopf auch durchschnittlich die größte Wohnfläche zur Verfügung.“

Mit Blick auf die Wohnungsnot in Folge der illegalen Massenzuwanderung gab es zuletzt immer wieder Vorschläge aus der Politik, etwa einen Wohnungstausch von Senioren und jungen Familien im Mietrecht zu verankern. Dies wurde beispielsweise von der Linkspartei und dem Deutschen Mieterbund gefordert.

Was vernünftig klingen soll, kann alten Menschen eine gehörige Angst einjagen. Aber es sorgt vor allem auch dafür, dass alte Menschen ein schlechtes Gewissen bekommen, dass sie überhaupt noch am Leben sind. Daran mag man ermessen, was die Gesellschaft diesen Alten gerade antut. Sie rückt ihnen auf die Pelle und gibt ihnen das Gefühl, nur noch Schmarotzer innerhalb einer modernen bunten Gesellschaft zu sein.

Pünktlich zu Beginn des Jahres 2025 erhöhen die Öffentlich-Rechtlichen wieder den Druck auf die Alten. Dieses Mal mit der Schlagzeile: „Viel Leerstand bei älteren Menschen“.

Inhaltlich ist das eine Ungeheuerlichkeit, denn hier wird der Gesamtwohnraum einer autarken Wohneinheit weiter aufgeteilt. Tagesschau schreibt: „Nachdem die Kinder ausgezogen sind, steht bei vielen älteren Menschen Wohnraum leer.“

Das klingt so, als sei er bereits bezugfertig für andere, als sei nur noch keiner eingezogen, weil die störrischen Alten da noch rumlungern. Aber so eine seit Jahrzehnten von einer Familie bewohnte Wohnung ist keine Bienenwabe, die jetzt ein paar freie Zellen hat. Sie bleibt ein intimer Ort des Wohnens voller Erinnerungen wie eingangs beschrieben.

Wäre es nicht so traurig, man könnte es auch hundsgemein nennen, was der Jungautor der Tagesschau sich da zusammenschreibt. Mit Blick auf ein älteres Paar, das im Mittelpunkt des Artikels steht, heißt es da:

„Dabei denken die Jacobs auch an andere: Je weniger Wohnraum sie nutzen, desto weniger Aufwand werden ihre Kinder eines Tages bei der Haushaltsauflösung haben.“

Das ist auf eine Weise perfide, dass man es in normalen Zeiten vom Presserat rügen lassen müsste. Hier wird der politische Auftrag, Wohnraum für Millionen Migranten zu schaffen, von den öffentlich-rechtlichen Medien aufgegriffen und als großes Schuldgefühl über die Fernsehgeräte zu jenen alten Zuschauern getragen, die überhaupt noch Zwangsgebührenfernsehen schauen.

Eine Zuschauerbeschimpfung. Eine Schande. Aber vor allem ein weiterer Offenbarungseid einer Solidargemeinschaft, die einmal eine besonders wichtige tragende Säule hatte: Einen selbstverständlichen Respekt vor unseren Alten.

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Author:
Alexander Wallasch

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