• 19. Januar 2025

Erst sprach Steinmeier von Ratten, jetzt redet Merz von Nattern: AfD-Tiergleichsetzungen zur Entmenschlichung der Opposition

ByRSS-Feed

Jan. 19, 2025
9df3c45bce3d44bc8a2560157dfecd85

Ein politisches Minimum ist nicht selten auch mit einem charakterlichen Tiefpunkt verbunden. Wie sehr in diesen Zeiten nicht nur Sitten und Manieren verrohen, sondern auch der Umgang zwischen Menschen miteinander zutiefst abgestumpft ist, das beweisen nicht zuletzt hochrangige Amts- und Würdenträger dieses Landes. Ein Beispiel hierfür ist die Animalisierung, welche in der Aussage des Bundespräsidenten ihren Exzess gefunden hatte, Anhänger und Sympathisanten der AfD mit Ratten gleichzusetzen. Doch genauso, wie sich in der Gegenwart ein Vergleich von Saskia Esken zwischen Alice Weidel und Joseph Goebbels als nicht nur historisch zutiefst verwerflicher, sondern sittlich widerwärtiger Ausdruck von Geschichtsvergessenheit herausstellt, sind auch die neuesten Äußerungen von Friedrich Merz ein Zeugnis erbärmlichen Wahlkampfes. Seine Auftritte mit Markus Söder bei Bratwurst und vor Kameras waren nur der Anfang schlichter Einfalt und naiver Hoffnung.

Aktuell suggerierte er, die Alternative für Deutschland sei eine Natter, vor der sich die CDU schon allein deshalb in Acht nehmen müsse, weil sie sonst von ihr erwürgt zu werden drohe. Kommt man in dieser Gesellschaft tatsächlich nicht mehr ohne derart metaphorische Bildnisse aus, die vor allem dazu in der Lage sein sollen, Schreckensbilder an die Wand zu malen, statt einen sachinhaltlichen Austausch von Argumenten zu ermöglichen, der in einer Demokratie der eigentliche Sinn des Wettbewerbs zwischen verschiedenen Anbietern sein sollte? Natürlich ist es nicht gänzlich falsch, den profanen Umstand festzustellen, dass man ohne eine idiotische wie kindliche Brandmauer einigermaßen schutzlos dem programmatischen Angriff der Blauen ausgesetzt wäre. Gäbe es also nicht die Moralisierung, die Dramatisierung und Relativierung, mit denen man jegliche Debatte im Keim ersticken kann, müsste sich gerade die Union ziemlich wehrlos zeigen.

Die wahre Schlange ist das Einheitskartell

Schließlich hat sie mittlerweile eine weltanschauliche Adaption par excellence gegenüber den restlichen etablierten Kräften vorgenommen, dass ein eigenes Profil kaum noch zu erkennen ist. Sie gibt sich in ihrem engagierten Bestreben, den Menschen eine souveräne Option jenseits von SPD, Grünen oder FDP an die Hand zu geben, vornehmlich aus Tölpelhaftigkeit unglaubwürdig und umfallend, weil aus dem Konrad-Adenauer-Haus allenfalls Phrasen des Kanzlerkandidaten dringen, die kurz darauf vom Generalsekretär mit einer banalen Schärfe versehen werden. Eine echte Kehrtwende in Sachen Migration, Transformation oder Rezession erwartet von den Schwarzen kaum noch jemand, der sehenden Auges all die Kollateralschäden einer Agenda von Angela Merkel in den Fußgängerzonen, Schwimmbädern und Parks dieser Nation zu Gesicht bekommt. Schon allein die Konfrontation mit der Realität muss einbläuen, dass die Chancen aller Alteingesessenen ungenutzt blieben.

Ein Spurwechsel lässt sich mit denen nicht machen, die weiterhin davon ausgehen, sie seien mit den „Guten“ in der korrekten Fahrtrichtung unterwegs. Ohne Frage steigt der Pegel für diejenigen immer stärker an, die sich dazu entschlossen haben, gemeinsam mit der zerbrochenen Ampel auf jenem Schiff zu verbleiben, welches innerhalb der vergangenen drei Jahre gleich mehrfach den Eisberg gerammt hat. Da wird es tatsächlich immer enger, das Wasser steigt bis zum Kinn. Und wer unbedingt im tierischen Duktus bleiben möchte, der attestiert ohne allzu viel Mitgefühl, dass die Schlange das Einheitskartell fest umschlossen hat. Ein diverses Bündnis der Vielfalt, Toleranz und Unbestimmtheit ist nicht aufgrund des Nazi-Geschreis mancher Omas gegen rechts dominierend. Denn nicht immer muss für einen heroischen Sieg das Talent des Jägers verantwortlich sein. Manchmal genügt es auch, wenn der Gegner eine leichte Beute ist.

Autor: Dennis Riehle

image_printGerne ausdrucken

Zur Quelle wechseln
Author: Kurschatten
Journalistenwatch

Teile den Beitrag mit Freunden