Es ist Winter. Leider noch ohne Schnee und trockene Minustemperaturen. Bei wenigen Graden unter null, trockener Luft und hörbar knirschenden Schritten auf verschneitem Boden fühle ich mich wohler. Viel wohler als mit diesem über Wochen andauernden, feucht-nassem Miesepeterwetter.
In den letzten Tagen war einiges zu tun. Der Garten muss weiterhin winterfest gemacht werden. Noch immer werden Bäume und Strauchwerk beschnitten, Laub geharkt, Boden für Kartoffeln und Gemüse umgegraben. Laub, organische Reste und nützliche Küchenreste bereichern den Kompost. Letztens gab es in der Nacht einen Sturm. Dessen Auswirkungen sind noch nicht gänzlich beseitigt. Dann erst die Garage. Da schaut es aus wie im einem Hinterhof eines Wohnkomplexes in Duisburg-Neumühl. Nein, ich übertreibe. Jedenfalls, was die Garage angeht.
Jeder Wintermorgen, bis in den April hinein, gleicht zu Beginn dem anderen. Früh aufgestanden, in die kalte Küche und Kaffee aufgesetzt. Dann die Mausefallen in den Räumen kontrollieren. Alleine auf meinem Schreibtisch habe ich zwei Schnappfallen und eine Lebendfalle aufgestellt. Seit Tagen hinterlässt eine vorwitzige Maus ihre Exkremente auf dem Schreibtisch. Sogar die Tastatur wurde nicht von ihr ausgelassen. Ich hoffe, dass die Maus, die ich heute Morgen mit Genickbruch in einer Falle unter dem Ordnerregal entdeckte, die Verursacherin war.
Ein Blick auf das Zimmerthermometer. 12 Grad. Normal für diese Jahreszeit. Sodann kümmere ich mich um den Ofen. Der muss nun angefeuert werden. Das Holz für den neuen Tag habe ich am Abend zuvor schon hinter dem Ofen aufgestapelt. Während sich die für das Anfeuern klein gehackten Holzstücke knisternd entzünden, macht sich die alte Espressomaschine hörbar aus der Küche bemerkbar.
Die Milch steht in Großmutters kleinem Topf daneben. Kurz vor dem Überkochen. Wie so oft habe ich mit ihr gerade noch Glück gehabt. Ich nehme schnell den Schneebesen zur Hand, drehe diesen in beiden Händen, bis die Milch aufschäumt und Kaffee rein. Dazu ein halber Löffel unraffinierten Rohrzucker. Selbstredend Bio und von glücklichen Arbeitern aus weit entfernten Ländern Fair produziert. Man gönnt sich ja sonst nix Gutes.
Also schnell noch ein paar selbstgemachte Kekse in die Hand und zum Schreibtisch aufgemacht. Dort noch kurz ein paar kleine, schwarz-braune Knubbel von der Tastatur gewischt, Keks in den Mund und …
Wenn Ihr bis hierhin mitgelesen habt, so fragt ihr Euch wahrscheinlich, worüber schreibt der eigentlich? Wenn ich ehrlich bin, mag ich dieser Tage ungern über politische, gesellschaftliche und andere mich bewegende Themen schreiben. Ich frage mich, was das überhaupt noch bringt. Mich mit Dingen zu beschäftigen, die mich aufregen, verärgern, verängstigen, unruhig schlafen lassen. Es verändert ja nicht wirklich etwas.
Zudem verbreite ich mit meinen dystopischen, teils und leider zutreffenden Beschreibungen wenig gute Laune. Vermiese Euch, seien wir ehrlich, mit meinem Geschreibsel Eure Laune. Das kann es ja nicht sein. Bringt mir nichts ein und Euch nicht weiter.
Und so dachte ich, na gut, dann schreibe ich darüber, wie mein Tag im Dezember beginnt. Was es zu tun gibt. Das tut nicht weh. Mir nicht, dem Leser nicht, den politisch Entscheidenden nicht. Und wer über Mäuseköttel auf seinem Schreibtisch schreibt, braucht sich über ungebetenen Besuch am Morgen wenig Gedanken machen, da bleibt der Bademantel am Haken hängen.
In der Vorweihnachtszeit mag ich mir keine trüben Gedanken machen über das Leid, das Chaos auf Erden und diesem politischen Dilettantismus im vergehenden, eigenen Land. Bringt nichts mehr.
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„Sie“ werden noch die letzten hochmodernen Atomkraftwerke zerstören, die (mit Milliardenaufwand) wieder in Betrieb genommen werden könnten. Und warum? Weil es ihrer Agenda entspricht. Und so werden „sie“ weiterhin überteuerten Strom aus überalterten Atomkraftwerken aus Frankreich oder Tschechien einkaufen müssen. Über das extrem verteuerte Frackinggas aus Übersee will ich gar nicht sprechen.
Ich war als junger Mann auch gegen Atomkraftwerke und habe in den siebziger und achtziger Jahren auch gegen die Endlager demonstriert. Doch hätte ich mir damals nicht denken können, dass einmal ein Parteiensystem nicht nur die atomare, sondern auch andere, existenziell für das Land nötige Energieerzeuger, z.B. Kohlekraftwerke abstellt, gar in die Luft sprengt ohne die stabile und günstige Versorgung für Land, Wirtschaft und Bevölkerung zu garantieren.
Wie die Wahl von Mario Voigt, dem Wahlverlierer der Thüringer CDU. Er wurde im ersten Wahlgang mit den Stimmen anderer Parteien zum Ministerpräsidenten gemacht. Welch ein Sieg für ihre Demokratie. Welch ein Verlust für die unsere. Worüber gerade auch viel geschrieben wird, ist der lange Bart von Stephan Kramer. Der ist interessanterweise Präsident des Amtes für Verfassungsschutz in Thüringen. Und er scheint vielen nicht zu gefallen. Sein langer Bart. Mir hatte ein Leserkommentar gefallen, den ich über die Wahl Voigts las.
„Den klaren Wahlverlierer zum Ministerpräsidenten zu machen ist ungefähr so, als wenn man die deutsche Fußballmeisterschaft der Bayern dadurch verhindert, indem die Punkte von Dortmund, Wolfsburg, Freiburg und St. Pauli addiert werden.“
Na, ob St. Pauli die Liga hält, ist abzuwarten.
Abzuwarten sind auch die Strompreise im nächsten Jahr. Ich habe Anfang der Woche eine neue Abschlagsforderung erhalten. Der Stromanbieter hat den Arbeitspreis und den Grundpreis erhöht. Schon wieder. Diesmal und alles zusammen um fast zwanzig Prozent. Dabei habe ich den Stromverbrauch um zehn Prozent reduziert. Das verhält sich mit dem Strompreis wohl ähnlich wie mit meinem bevorzugten Glas Rollmöpse vom Billigmarkt: Der Preis wurde vor Wochen um fast fünfzig Prozent erhöht. Der Fischbestandteil im Glas ist um ein Fünftel reduziert worden. Schnäppchenpreise.
Preiserhöhungen, ob nun bei Strom oder Lebensmitteln, fallen anscheinend noch immer nicht genug Menschen auf. Im Supermarkt schaue ich inzwischen gern einmal in die Körbe anderer Menschen. Da ich auf dem Land lebe, kennt man sich. Bei einigen stapeln sich die feinen Sachen und sie werden bunter. Bei anderen werden die Dinge im Korb weniger und farbloser. Und schaue ich in die Gesichter, sind es nicht allein die Sachen im Einkaufswagen. Manche Leute sieht man gar nicht mehr. Man liest ihre Namen in der Zeitung. Ein letztes Mal.
Tja. In Anbetracht der Veränderungen im vergehenden Land stumpft der Mensch ab. Ich nehme mich da nicht aus. Die neue Stromrechnung, Mäuseköttel, kein Rollmops mehr zum Katerfrühstück. Wieder Mäuseköttel. Das letzte Paar Winterstiefel ist untragbar geworden und das neue unerschwinglich. Wieder Mäuseköttel. Annalena Baerbock, Habeck, Scholz, Merz oder Voigt. Auch nur Mäuseköttel.
So gilt es jeden neuen Tag zu überstehen und den kommenden vorzubereiten. Was der übernächste bringt, das weiß der Herrgott allein. Ich wünsche allen Lesern einen frohen, warmen morgigen dritten Advent.
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Author:
Alexander Wallasch