Von Ekaterina Quehl
Deutsche Freibäder. Wer kennt sie nicht. Kaum ist die Saison eröffnet, so kommen schon die ersten Meldungen über junge Männer, die ihre Gruppendynamik mit „Konfliktpotenzial“ an Orten der Erholung und Familienfreude ausleben möchten.
Wer ausschließlich große Medien liest, dem sei versichert, dass dieses Problem völlig überzogen wurde. Freibäder standen als harmonische Oasen stets unter Kontrolle. Gab es dennoch vereinzelte Tumulte, so lag es am Klimawandel. Und überhaupt: Junge Männer wollen doch nur ihre Party feiern. Am besten schenkt man der Problematik gar keine Aufmerksamkeit mehr. Denn: Was ich nicht sehe, gibt es nicht.
Wen die Realität trotzdem noch interessiert (verrücktes Hobby), kann gern Beiträge aus den letzten Jahren auf unserer Seite lesen (hier, hier, hier und hier). Hier nur ein paar Beispiele aus vergangenen zwei Sommern:
Im Berliner Columbiabad wurde es den Mitarbeitern irgendwann zu viel und sie haben sich wegen psychischer Überlastung kollektiv „krank“ gemeldet. Grund: Eine fröhliche, unaufhörliche Party, die die Belegschaft irgendwann nicht mehr in der Lage war zu beenden. In einem Brandbrief schilderten sie ihren neuen Arbeitsalltag: gezielte Regelverstöße, Pöbeleien, Spuck-Attacken, handgreifliche Gäste.
Nur wenige Kilometer weiter, im Sommerbad „Insulaner“, haben etwa 100 junge Männer auch eine Party gefeiert. Mit Messern. Die Polizei rückte mit 13 Funkwagen und einer Hundertschaft an.
Diese Szenen sind keine Ausreißer. Sie sind der neue Sommerstandard. Schon 2022 sagte Berlins oberster Bademeister Peter Harzheim, er würde mit seinen Enkeln kein Freibad mehr betreten. Und er meinte nicht, weil das Wasser kalt ist. Mitarbeiter retten sich in Bademeistertürme, weil „Badegäste“ mit Schlagstöcken und Reizgas anrücken. Als Zielscheibe bleiben Frauen, Mädchen und Minderheiten.
Nun haben aber einige deutsche Freibäder das Problem in ihre eigenen Hände genommen und eine Lösung dafür gefunden. Die ist so einfach wie wirkungsvoll: Zutrittsverbot für Männer.
„Die ersten Schwimmbäder zeigen Einfühlungsvermögen und Verständnis und stellen eine ganz bestimmte Regel auf. Nach dieser gibt es nun ein Zutrittsverbot für Männer“, schreibt karlsruher-insider.de. So dürfen beispielsweise Männer das Schwimmbad Leonberg in Baden-Württemberg von 18 bis 20 Uhr nicht betreten. „In dieser Zeit dürfen nur Frauen, Mädchen und Kinder bis zehn Jahre das Schwimmbad nutzen.“
Schwimmbäder böten heutzutage längst mehr als bloß das einsame Bahnenschwimmen, berichtet das Blatt. Restaurants, Wellnessbereiche und Saunen gehörten inzwischen häufig zum Standard und lüden Gäste zum Verweilen ein. „Gerade eine Gruppe wird dabei jedoch regelmäßig mit einem Problem konfrontiert.“
Mit anderen Worten: Gebe es diese tollen Angebote in Freibädern nicht und nur die Schwimmbahnen, so würden die – sicher vom Klimawandel – betroffenen Männer schlicht ihre Bahnen ziehen und keine Frauen und Mädchen belästigen und keine Randale anrichten. Die sprachliche Akrobatik des Blattes geht noch weiter:
„Hintergrund dieses Projektes ist die beunruhigende Tatsache, dass Frauen auch in Schwimmbädern immer öfter Opfer von Übergriffen werden. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Handgreiflichkeiten, sondern auch um abfällige und anzügliche Kommentare sowie um unangenehme Blicke.“
„Anzügliche Kommentare und unangenehme Blicke“ gehören also jetzt offiziell zum Deutschen Neusprech wie Partyszene, vom Klimawandel überforderte junge Männer und australische Austauschstudenten.
„Bäder setzen mit Regel ein Zeichen gegen ein großes Problem“, schreibt karlsruher-insider.de.
Genau. Warum sollte man sich mit dem eigentlichen Problem beschäftigen, wenn man ein Zeichen setzen kann. Es wird sicher genau so gut funktionieren wie Messerverbotszonen gegen Messergewalt oder stichfeste Westen gegen Schusswaffen.
Ob das Zeichen Wunder bewirkt, bleibt offen. Klar ist jedoch: Immer mehr Freibäder suchen eigene Wege, um mit einer Realität umzugehen, die politisch und medial negiert, manipuliert und verdrängt wird. Dabei sind wir von ihr – um es mit den Worten von Robert Habeck zu sagen – „umzingelt“. Und solange wir Fakten umbenennen, Gefahren abwerten und symbolische Zeichen setzen, statt Probleme zu lösen, bleibt das Sicherheitsgefühl in Deutschland 2025 Luxusware. Aber vielleicht genügt es ja – bis das Wasser kippt.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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