Ein Satz kann vieles sein: Vision, Versprechen, Provokation. Oder einfach dämlich und mit dem Willen beseelt, in den letzten Tagen im Amt noch verbrannte Erde zu hinterlassen.
Die scheidende grüne Außenministerin Annalena Baerbock sagte vor wenigen Tagen in Damaskus bei der Wiedereröffnung der deutschen Botschaft am Ende ihrer Rede auf Englisch (übersetzt):
„Deutschland ist ein Land mit keiner sehr starken Geburtenrate. Deshalb brauchen wir Migranten. Sonst wird unser Land in Zukunft nicht mehr funktionieren.“
Wie ist es möglich, dass eine deutsche Außenministerin zehn Jahre nach dem Beginn der illegalen Massenzuwanderung – und zehn Jahre nach Göring-Eckardts ideologisch gefärbter Euphorie : „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch, und ich sage euch, ich freu mich drauf“ – die Deutschen ausgerechnet in Damaskus auf diese Weise verhöhnt?
Unser Land funktioniert nicht mehr ohne weitere syrische potenzielle Bürgergeldempfänger? Das erinnert an die oft wiederholte falsche Behauptung, die türkischen Gastarbeiter seien der Grund für das deutsche Wirtschaftswunder gewesen. Und nein, auch die Trümmerfrauen hatten keinen Migrationshintergrund, selbst wenn sie aus den deutschen Ostgebieten geflüchtet waren.
Die Aussage von Annalena Baerbock hält weder den Fakten noch den sozialen Realitäten oder den rechtlichen Grenzen stand. Die Noch-Außenministerin spricht von Migranten, als seien sie der Schlüssel zu Deutschlands Überleben – ein Land mit einer Geburtenrate von 1,38 Kindern pro Frau und einem behaupteten Fachkräftemangel von 1,8 Millionen Stellen, von IT-Spezialisten bis Pflegekräften.
Aber wer soll diese Lücke füllen, und wer ist am besten dafür geeignet? Ist es zu naiv, zunächst einmal anzunehmen, dass die eigene Regierung alles daransetzt, die besten und kulturell kompatibelsten Ausländer als Fachkräfte anzuwerben? Denn das wäre der natürlichste Weg.
Natürlich können das auch Menschen aus Krisenregionen sein; möglicherweise wäre die Win-Win-Situation hier sogar noch ausgeprägter. Doch wir wissen spätestens 2025 – aber eigentlich schon viel länger –, dass die Migranten, die seit 2015 aus Syrien und Afghanistan kamen, nicht in dieses Bild passen.
Offizielle Statistiken des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeichnen ein gemischtes Bild. So heißt es in einer Analyse von 2020:
„Das Bildungsniveau der Geflüchteten ist beim Zuzug nach Deutschland zwar deutlich höher als das durchschnittliche Niveau in den Herkunftsländern (u. a. Guichard 2020), aber im Vergleich zur in Deutschland geborenen Bevölkerung gibt es ein deutliches Bildungsgefälle.“
Dieses Gefälle ist bei der Berufsausbildung noch ausgeprägter. Selbst dort, wo die Zahlen vielversprechender klingen, gilt es zu bedenken, dass diese Angaben freiwillig sind, oft ohne Nachweise.
Die Wahrheit zeigt sich viel mehr dort, wo Selbstauskünfte scheitern: etwa beim „MySkills“-Programm der Bundesagentur für Arbeit. Entwickelt, um berufliche Kompetenzen zu testen, wurde es Ende 2022 eingestellt, nachdem nur etwas mehr als 10.000 Personen getestet wurden und viele keine Fähigkeiten nachweisen konnten. Selbst mit comicartigen Zeichnungen, die komplexe Fragen umgingen, blieben die Ergebnisse mager – ein Zeichen für hohen Analphabetismus.
So schreibt etwa die österreichische „Die Presse“:
„Unter den 2022 anerkannten Flüchtlingen oder subsidiär Schutzberechtigten mit Alphabetisierungsbedarf waren 49 Prozent primäre Analphabeten und 51 Prozent Zweitschriftlernende. Statistisch gesehen waren die Flüchtlinge mit Alphabetisierungsbedarf im Jahr 2022 am häufigsten männlich (84 Prozent) und aus Syrien (86 Prozent).“
Diese Menschen sind keine Fachkräfte, sondern eine Gruppe, die Jahre intensiver Bildung bräuchte, um einfache Tätigkeiten zu meistern. Baerbocks implizites Versprechen eines schnellen Nutzens zerbricht an dieser Realität.
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Die soziale Herkunft vertieft zudem die Diskrepanz. Entgegen anderslautender Behauptungen stammen viele Migranten eben doch aus der Unterschicht, darauf deuten der geringe Bildungsgrad und fehlende Berufserfahrungen hin. Viele kommen, weil sie in ihren Heimatländern besonders schlechte Perspektiven haben.
In Afghanistan war Bildung nie flächendeckend:
„Knapp ein Drittel der Kinder zwischen fünf und 14 Jahren sind von Kinderarbeit betroffen. Über 60 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten.“
Klar ist: Die illegale Massenzuwanderung selektiert keine gut ausgebildeten Facharbeiter, sondern die Verzweifelten. In Deutschland zeigt sich das im Arbeitsmarkt: Diejenigen Syrer und Afghanen, die überhaupt erwerbstätig sind, arbeiten oft in prekären Helferjobs – Logistik, Reinigung, Pflegehilfe. Ihre Jugend ist ein Bonus, doch ohne Bildung bleibt auch diese brachliegen; Ausbildung verursacht Kosten und verlangt Zeit.
Baerbocks Vision ignoriert diese Schieflage: Die Unterschicht dominiert, und sie bringt nicht jene Qualifikationen, die Deutschland sucht.
Aber warum überhaupt Syrien? Baerbock sprach in Damaskus, als wolle sie das Land als Partner positionieren. Doch nach 14 Jahren Bürgerkrieg ist Syrien ein Trümmerfeld: Viele der mutmaßlichen Fachkräfte sind geflohen oder tot, ein überwiegender Teil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Schulen und Universitäten liegen in Trümmern. Auch Assads Sturz im Dezember 2024 ändert daran wenig – die verbleibende Bevölkerung ist größtenteils ungebildet, eine Unterschicht ohne Perspektive.
Die Idee, hier Arbeitskräfte zu rekrutieren, wirkt absurd. Baerbocks Verweis auf deutsche Schulen weltweit mag eine Vision sein – für eine Generation, die erst ausgebildet werden müsste. Wenn Deutschlands Bedarf jedoch akut ist, gibt es bessere Quellen, wie etwa die Ukraine mit einem hohen Prozentsatz an Abschlussträgern oder Länder mit einer hohen Zahl an IT-Experten, wie Indien, wenn man sie denn erreichen kann. Syrien als seit 2015 massiv überreiztes Reservoir ist ein Trugbild.
Nein, Baerbocks Motive liegen nicht in der Ökonomie, sondern in der Ideologie. Migration als Solidarität mit den Ärmsten der Welt oder, böser noch: der unbedingte Wille, Deutschland als Nationalstaat der Deutschen zu zerstören?
Baerbock sprach in Syrien auch von Gerechtigkeit, Wiederaufbau und Frauenrechten. Die Migranten-Aussage könnte ein humanitäres Signal gewesen sein, verpackt in wirtschaftliche Rhetorik. Aber Solidarität ist keine rechtliche Position und vom Asylgesetz nicht gedeckt. Artikel 16a des Grundgesetzes und das Asylgesetz schützen nur bei individueller Verfolgung – politisch, religiös, ethnisch. Wirtschaftliche Not oder humanitäre Gesten reichen nicht.
Für die Unterschicht, die keine Verfolgungsgründe nachweisen kann, bleibt das Aufenthaltsgesetz (§ 25 Abs. 3 AufenthG): humanitäre Aufenthalte, oft temporär, ohne Arbeitsmarktzugangsgarantie. Baerbocks pauschale Einladung hat schlicht keine rechtliche Grundlage. Sie umgeht die strengen Regeln von Asyl- und Einwanderungsrecht.
Selbst als humanitäres Projekt bleibt es fragil: Integrationskosten von Zehntausenden Euro pro Person übersteigen den Nutzen, während die Bundesagentur schon auf Ukrainer setzt. Solidarität mag edel sein, doch sie trägt kein Land.
Baerbocks Worte sind ein Versprechen, das sie nicht einlösen kann. Und wenn, dann weiterhin auf Kosten der einheimischen deutschen Bevölkerung. Baerbock übersieht, dass die meisten Migranten aus Syrien und Afghanistan weder Fachkräfte sind noch schnell dazu werden – schon gar nicht aus dem so furchtbar ausgebluteten Syrien. Die Bildungsangaben täuschen, die Unterschicht bremst, das Asylrecht setzt Schranken.
Vielleicht war es ein diplomatisches Manöver, ein Zeichen der Offenheit. Vielleicht ein humanitärer Impuls, der sich als Notwendigkeit tarnt. Doch als Antwort auf Deutschlands Zukunft – demografisch, wirtschaftlich, rechtlich – bleibt es ein Angriff auf unseren Wohlstand und unsere Art zu leben. Mindestens jedoch ein Luftschloss.
Die Zahlen lügen nicht, die Realität spricht Bände, das Gesetz lässt keinen Spielraum. Baerbocks Satz mag klingen, doch er hält der Wirklichkeit nicht stand – ein Echo, das in der Leere verhallt.
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Author:
Alexander Wallasch