Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Hallt die Rede des amerikanischen Vizepräsidenten JD Vance am 14.02.2025 auf der Münchner Sicherheitskonferenz in Ihnen auch noch nach? Also in mir sicher, und wie ich an den Reaktionen aus der etablierten Politik und auch aus meinem Freundeskreis sehe, bin ich da wohl nicht allein.
Unsere politische Elite – Steinmeier, Scholz, Strack-Zimmermann – ist empört.
Gut so! Denn genau sie sind die Adressaten der gestrigen Rede. Alle hatten erwartet, Vance werde über den Ukraine-Krieg und den Friedensplan von Präsident Donald Trump sprechen, wahrscheinlich verstärkte Anforderungen an die Europäer bei Verteidigung und Wiederaufbau der Ukraine fordern, vielleicht sogar Interna aus Trumps Telefonat mit Putin ausplaudern. Etwas Erwartbares also…
Aber JD Vance ging ans Eingemachte, er wagte Unerhörtes, er forderte Meinungsfreiheit ein, Demokratie, die jeden mit einbezieht, der ein Mandat der Bürger bei Wahlen bekommt. Und – ganz skandalös – er wagte über Gott zu sprechen und staatliche Restriktionen gegen Abtreibungsgegner. Und weil es bewegend war, hier dieses Passus, das in der Mainstreampresse nicht erwähnt wird:
„Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde Adam Smith Conner, ein 51-jähriger Physiotherapeut und Veteran der Armee, von der britischen Regierung wegen des abscheulichen Verbrechens angeklagt, 50 Meter von einer Abtreibungsklinik entfernt gestanden und drei Minuten lang still gebetet zu haben, ohne jemanden zu behindern oder mit jemandem zu interagieren, sondern einfach nur still für sich zu beten. Nachdem ihn die britische Polizei entdeckt hatte und wissen wollte, wofür er betete, antwortete Adam einfach, dass er für seinen ungeborenen Sohn bete.
Er und seine ehemalige Freundin hatten vor Jahren abgetrieben. Die Polizisten zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt. Adam wurde für schuldig befunden, gegen das neue Pufferzonen-Gesetz der Regierung verstoßen zu haben, das stilles Gebet und andere Handlungen, die die Entscheidung einer Person beeinflussen könnten, innerhalb von 200 Metern um eine Abtreibungseinrichtung kriminalisiert. Er wurde dazu verurteilt, der Staatsanwaltschaft Tausende Pfund an Gerichtskosten zu zahlen.“
Welcher deutsche Politiker redet über solche Themen?
Wer gibt dem Unrecht einen Namen? Wer fordert knallhart, Fehlentwicklungen zu korrigieren?
JD Vance versicherte, dass die Vereinigten Staaten und das freie Europa die gleichen Werte teilen. Auch heute noch. Aber – und er sparte nicht mit Selbstkritik am eigenen Land – in den Staaten des Westens sei die Freiheit „auf dem Rückzug“.
Nach seiner Überzeugung mache es unsere Gesellschaften nur stärker, wenn den Bürgern erlaubt sei, „ihre Meinung zu sagen“.
Und der US-Vize kritisierte die Veranstalter der Münchner Sicherheitskonferenz, die ihn eingeladen hat, weil sie „Abgeordneten populistischer Parteien sowohl der Linken als auch der Rechten die Teilnahme an diesen Gesprächen untersagt haben“. Vance weiter: „Wenn politische Führer einen wichtigen Teil der Wählerschaft vertreten, ist es unsere Pflicht, zumindest in einen Dialog mit ihnen zu treten!“ Auch wenn man nicht mit allem oder auch nur mit irgendwas einverstanden ist, „was diese Leute sagen“.
Die Rede des US-Vizepräsidenten gestern habe ich empfunden, als wenn jemand in einem miefigen Zimmer, die Fenster weit aufreißt, um frische Luft hineinzulassen. Befreiend war das und natürlich, die Reaktion des politischen Juste Milieus bestätigt, wie treffend Vance die Dinge beschrieben hat, die hier seit Jahren so furchtbar schieflaufen. Dass die Unions-Anführer Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU), beides hundertprozentig Transatlantiker, nicht wagen, Vance öffentlich zuzustimmen und dem Gejaule des Mainstreams zu widerstehen, hat mich – ehrlich gesagt – enttäuscht. Zeigt es doch, dass auch sie noch nicht wirklich verstanden haben, was das heißt, dass ein neuer Sheriff in der Stadt ist.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal kelle-aktuell.de erschienen.
Bild: Maxim Elramsisy / Shutterstock
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