Es lag nicht daran, dass es unwichtig gewesen wäre. Oder unklar. Es war klar – schmerzhaft klar.
Ein 16-jähriges Mädchen wird an einem niedersächsischen Bahnhof vor einen heranrasenden Zug gestoßen. Der mutmaßliche Täter: ein 31-jähriger Iraker. Illegal im Land. Abgelehnter Asylbewerber. Mehrfach polizeibekannt. Nicht abgeschoben.
Und trotzdem: Es blieb still. Auch bei mir. Nicht aus Feigheit. Nicht, weil ich wegsehen wollte. Sondern, weil ich dachte: Es wissen doch längst alle. Weil man sich irgendwann dabei ertappt, wie man sich einredet: Die Empörung ist da, der Fall ist klar, was soll ich da noch hinzufügen?
Und weil es zu viele Fälle sind, die sich gleichen wie schlechte Kopien. Immer wieder Warnzeichen. Immer wieder Behördenversagen. Immer wieder das gleiche Ende. Man stumpft nicht innerlich ab – aber man stumpft publizistisch ab. Man fragt sich: Noch ein Text? Noch eine Wutrede? Noch ein Einzelfall, der keiner ist?
Doch dann stieß ich heute auf einen Bericht mit der Überschrift: „Grund ist ‚Persönlichkeitsschutz‘. 16-Jährige vor Zug gestoßen: Ministerium hält Infos zu verdächtigem Iraker geheim.“
Das war der Moment, wo ich mir sagte: Schluss. Da kannst du nicht mehr den Mund halten. Denn wenn ein Staat in solchen Fällen die Akten schließt, statt die Karten auf den Tisch zu legen – dann ist nicht nur ein Mensch tot. Dann stirbt auch das Vertrauen.
Das Justizministerium schützt nicht den Rechtsstaat – sondern sein Versagen: Das SPD-geführte Haus kennt die Vorstrafen des Tatverdächtigen. Und verschweigt sie.
Drei Verfahren sind dokumentiert:
- 2022: Körperverletzung
- 2024: Exhibitionistische Handlungen
- 2025 (Mai): Nachstellung
Die zuständigen Stellen wissen das alles. Doch sie sagen: nichts. Und schieben dafür „Persönlichkeitsschutz“ vor – wo es in Wirklichkeit nur darum geht, das eigene Versagen zu deckeln. Hier handelt es sich um ein Schutzprogramm für Behörden – nicht für „Persönlichkeiten“. Wer sagt, der „Persönlichkeitsschutz“ des mutmaßlichen Täters wiege mehr als das Recht der Öffentlichkeit auf Aufklärung, mehr als das Bedürfnis der Angehörigen nach Antworten, und mehr als die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte – der macht sich in meinen Augen zum Komplizen.
Besonders erschreckend: Diese Prioritätensetzung ist kein Zufall. Sie ist Methode. Und sie folgt einer politischen Logik: Bloß keine Debatte entfachen, die falsche Fragen aufwirft. Bloß nicht eingestehen, dass jahrelang falsch gesteuert wurde. Bloß nicht infrage stellen, was angeblich alternativlos ist.
Und viele Medien?
Auch sie tragen ihren Teil zur Sprachlosigkeit bei. Nicht weil sie gar nicht berichten – das tun sie. Aber meist klinisch, distanziert, abgefedert. Der Fall wird durchformuliert, nicht durchdrungen. Kaum ein Kommentar fragt, wie es sein kann, dass ein solcher Täter überhaupt noch frei herumläuft.
Kaum ein Leitartikel rückt das Versagen der Behörden ins Zentrum – aus Angst, „den Falschen“ Argumente zu liefern. So entsteht ein Schweigen zweiter Ordnung: Nicht das totale Verschweigen – sondern das gezielte Abschwächen. Ein journalistisches Rückzugsgefecht, das sich Neutralität nennt – und in Wahrheit ein Pakt mit der Bequemlichkeit und der politischen Korrektheit ist.
Zuständigkeiten statt Verantwortung
Das Verhalten der Behörden liest sich wie aus einem Kafka-Roman. Die Anfrage wird vom Innenministerium an das Justizministerium weitergereicht. Dort heißt es: Wir sind nicht zuständig – und selbst wenn, dürften wir nichts sagen. Stattdessen wird auf einzelne Staatsanwaltschaften verwiesen. Im Landtag wird informiert – aber nur „vertraulich“. Was nach technokratischer Genauigkeit klingt, ist in Wahrheit ein großflächiges Vermeiden. Vermeiden von Verantwortung. Vermeiden von Transparenz. Vermeiden der Wahrheit.
Und genau das ist das eigentlich Erschütternde an Friedland. Nicht nur die Tat selbst – so grausam sie ist. Sondern das institutionelle Drumherum. Der reflexhafte Schutz des Apparats – nicht der Bürger.
Wem gilt die Solidarität – den Opfern oder den Tätern?
Ein Staat, der seine Grenzen nicht sichert, muss seine Bürger schützen. Ein Staat, der beides nicht tut, hat sein Mandat verwirkt. Friedland ist kein Einzelfall.
Es reiht sich ein in eine Kette von Verbrechen, bei denen Täter mit bekanntem Gefährdungspotenzial zuschlagen konnten, weil man sie gewähren ließ. Nicht abgeschoben. Nicht ernst genommen. Nicht aus dem Verkehr gezogen. Doch statt Selbstkritik und Konsequenzen erleben wir einen Schutzreflex – für alles, nur nicht für das Opfer. Es ist ein System, das Täter anonymisiert, aber Opfer entmenschlicht. Das Aufklärung verweigert – und sich dafür auf Paragrafen beruft. Das unter dem Deckmantel des Rechtsstaats das Gegenteil betreibt.
Was das mit uns macht
Wer solche Fälle verschweigt, weil er Angst hat, von den „Falschen“ zitiert zu werden – macht sich mitschuldig.
Wer Täter schützt, weil das in seine politische Agenda passt – ebenfalls. Friedland ist mehr als ein tragischer Vorfall. Es ist ein Fanal. Ein Symbol für ein Klima, in dem Institutionen lieber vertuschen als erklären. In dem Wahrheit zur Gefahr wird. Und Schweigen zur Tugend verklärt. Doch es kommt noch dicker: Wenn dieselben Politiker, die beim Thema Migration keine Grenzen kennen, plötzlich akribisch auf „Persönlichkeitsschutz“ pochen – dann ist das nicht nur Doppelmoral.
Es ist Verachtung. Verachtung gegenüber den Opfern. Verachtung gegenüber den Bürgern. Verachtung gegenüber der Realität. Diese Leute wollen jedem ihre Ideologie aufzwingen – aber keine Verantwortung übernehmen, wenn sie in Blut endet. Man kann nicht jedes Verbrechen verhindern. Aber man kann danach die Wahrheit sagen. Man kann Verantwortung übernehmen. Oder man kann – wie das Justizministerium – sagen „Persönlichkeitsschutz“. Und hoffen, dass der nächste Fall nicht so laut schreit.
Liana ist tot. Der Täter lebt. Und der Staat schützt: nicht die Toten. Sondern sein Versagen.
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