Voller Inbrunst haben wir es noch nie gesungen. Doch auch mit dem Inhalt unseres Deutschlandliedes hadern wir gerade in der Gegenwart ganz offensichtlich. So fehlt zunehmend der Glaube an das Recht, welches doch beispielsweise Ausdruck in einer unabhängigen und vor allem unpolitischen Justiz finden sollte. Auch mit der Freiheit ist es nicht weit her, seit die aktuelle Regierung versucht, unsere Meinung zu adaptieren.
Von Dennis Riehle
Besonders eklatant mangelt es jedoch an der Einigkeit. Da sprechen die Einen von „ihrer“ Demokratie, als ob die Volksherrschaft nicht eine Errungenschaft einer gesamten Gemeinschaft und all der in ihren Gefügen existierenden Menschen wäre. Man hetzt gegen die Wähler der AfD, brandmarkt sie in geschichtsrevisionistischer Weise als „Nazis“. Und die Agitation gegenüber denen, die mit Blick auf die Migration endlich wieder die geltenden Gesetze in die Tat umsetzen möchten, hat ein Höchstmaß an Denunziation erreicht. Verpönt scheint auch jeder, dem es an einer Wärmepumpe oder einem Elektroauto mangelt. Und gäbe es nicht schon so viele Gründe, weshalb sich unsere Gesellschaft immer mehr spaltet, entfremdet und polarisiert, so reißt in diesen Tagen ein neuer Graben auf – von dem zumindest ich mir nicht sicher bin, ob es ihn ausgerechnet in der derzeitigen Verfassung unseres ohnehin an allen Ecken und Enden angeschlagenen Miteinanders braucht.
Zweifelsohne hat Corona zu kaum heilbaren Wunden und Narben geführt. Doch ist es tatsächlich zielführend, wenn sich jetzt die Ungeimpften heroisierend geben, um nahezu schadenfroh über die Immunisierten das Schwert zu schwingen – getreu des Mottos: „Wir haben es doch schon immer gewusst!“? Man macht es sich für mein Dafürhalten ein Stück weit zu einfach, die Immunisierten als Feiglinge, Unkluge oder Warmduscher abzutun, denen es angeblich an Rückgrat fehlte, um dem Piks zu entsagen. Natürlich kann man im Nachhinein behaupten, es hätte nicht viel gebraucht, Informationen darüber zu bekommen, mit welch hochgefährlichem Risiko die Spritze einhergeht. An meinem persönlichen Beispiel lässt sich möglicherweise erahnen, dass ich mir die Entscheidung aber keinesfalls leicht gemacht habe. Behaftet mit zahlreichen Vorerkrankungen und bestehender Vulnerabilität, willigte ich keinesfalls aufgrund des sozialen Drucks in das Durchbrechen meiner körperlichen Unversehrtheit ein. Stattdessen waren es gleich vier ärztliche Meinungen, die ich einholte, um mir am Ende nicht aus Überzeugung, sondern in der auch durch die Medien geschaffenen Atmosphäre der Angst und Furcht vor der Schwere einer möglichen Infektion die Dröhnung zu geben.
Die Singularität dieser Pandemie brachte es mit sich, dass nahezu allerorten eine gewisse Überforderung mit einer Situation entstand, die wir so bisher nicht erlebt hatten. Viel Hektik und Stress, sich aneinander reihende Horrormeldungen auf den Bildschirmen und das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit ließen im Nachgang nicht jede Abwägung genügend gereift erscheinen. Man kann den Vorwurf machen, sich allzu blind auf das Votum von Medizinern verlassen zu haben. Ob es etwas mit mangelnder Klugheit oder fehlendem Intellekt zu tun hat, wie es manch ein zum Widerstandskämpfer aufschwingender Garant der Antivakzinisten unterstellt, will ich an dieser Stelle unkommentiert lassen. Nicht jeder von uns kann als ein Herbert Belter oder Heinz Brandt geboren sein, um sich selbst bei Drangsal und Tyrannei zu behaupten. Oppositionelle hinterlassen Eindruck, Respekt und Wertschätzung. Doch was versetzt sie in die Lage, ohne Kenntnis über die Lebensumstände des Anderen von Schwächlingen oder Umfallern zu sprechen, wenn sie ausgerechnet in jener Hochmütigkeit und Anmaßung über die Opfer von Post-Vac und Langzeitnebenwirkungen verhöhnend herziehen, mit der sie selbst durch die Mächtigen separiert wurden?
Ist es eine Art der Genugtuung, sich für erlittene Benachteiligung und Demütigung nunmehr an den Falschen zu rächen? Denn es sind wahrlich nicht unsere Nächsten, welche aus den verschiedensten Zwängen zu vermeintlichen Ja-Sagern gegenüber unausgegorenen Pharmazeutika wurden, die in der Aufarbeitung totalitärer Verhältnisse im Mittelpunkt stehen sollten. Wer auf Teufel komm raus eine plakative Trennlinie zwischen Gut und Böse ziehen möchte, der sollte seine Gräben entlang von Karl Lauterbach, Alena Buyx oder Christian Drosten eröffnen. Denn diese Charaktere stehen exemplarisch für skrupellose Demagogie und Agitation in dieser schwierigen Epoche unserer jüngeren Geschichte. Sie haben Schuld und Verantwortung auf sich geladen, indem sie zur Aufstachelung der Massen gegen die vermeintlich Abtrünnigen beitrugen – und ein rivalisierendes Denken schürten, das uns tatsächlich als Mahnung in die Köpfe eingebrannt bleiben sollte. Politiker, Wissenschaftler und Gesinnungsethiker zu einer gerechten Ahndung zu führen, die sie für das angerichtete Leid sühnen lässt, das wie ein schweres Trauma über denen liegt, die ohne jeglichen Zweifel zu den ärgsten Opfern dieser Despotie gehören, scheint das Gebot der Stunde. Lassen wir uns als einfache Bürger dabei nicht auseinanderdividieren, sondern setzen wir ein Zeichen des Zusammenhalts, um bei nächster Gelegenheit jedem neuen Versuch von Autokratie und Diktatur die Stirn zu bieten.
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Author: Gast Autor
Journalistenwatch