Von Kai Rebmann
Wie richtig und wichtig die von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verfügten Zurückweisungen an der Grenze sind, zeigt ganz aktuell der Blick nach Spanien. Dort steht die sozialistische Minderheitsregierung unter Pedro Sánchez (PSOE) im Begriff, eine neue Flüchtlingswelle in Gang zu setzen, die eher früher als später den ganzen Kontinent fluten könnte – und neue Pull-Faktoren für die illegale Migration aus Afrika nach Europa schafft.
Bisher galt: Wer sich als Flüchtling drei Jahre illegal in Spanien aufgehalten hat, erhielt eine offizielle Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Doch damit soll jetzt Schluss sein, nur eben nicht so, wie man sich das als gesetzestreuer Bürger wünschen würde. Statt Illegale (endlich) konsequent abzuschieben, strebt die Regierung Sánchez eine Legalisierung im Eilverfahren an, genauer gesagt nach zwei Jahren des ununterbrochenen illegalen Aufenthalts. Bis zu einer Million illegaler Migranten könnten sich so schon bald – und quasi über Nacht – in Spanien und in der „logischen“ Konsequenz auch in der EU aufhalten.
Die geradezu absurd anmutende Theorie dahinter: Sánchez und Co gehen davon aus – oder sie tun jedenfalls so – dass die Migranten in ihrem Gastland nach zwei Jahren sozial und gesellschaftlich bereits so sehr verwurzelt seien, dass eine Abschiebung offenbar eine unverhältnismäßige, wenn nicht gar unzumutbare Härte darstelle. Die Wahrheit ist freilich eine andere: Wirklich gut verwurzelt sind viele der Neubürger in den Sozialsystemen, nicht aber in den jeweiligen Gesellschaften…
Mit Migranten-Trick – Sánchez rechnet sich den Arbeitsmarkt schön
Natürlich wissen aber auch die Sozialisten, dass dieses „Argument“ alleine nur die wenigsten ihrer Landsleute von der aktiven Legalisierung eines an sich illegalen Vorgangs zu überzeugen vermag. Und dabei wandelt die Zentralregierung in Madrid rhetorisch auf den Spuren von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU). Wie vor 10 Jahren in Deutschland sollen es jetzt in Spanien die berühmt-berüchtigten „Fachkräfte“ sein, die den zumeist kurzen Weg übers Mittelmeer aus Nordafrika auf den Kontinent der Sehnsüchte wagen und letztlich auch schaffen.
Die offizielle Version geht so: Spanien gehörte im vergangenen Jahr zu den Ländern mit dem größten Wirtschaftswachstum in ganz Europa. Ermöglicht sei dies nicht zuletzt durch die Migranten, so der Tenor. Nahezu jeder zweite in Spanien neu geschaffene Arbeitsplatz sei durch einen Neubürger besetzt worden. Ohne weitere Zuwanderung in den kommenden Jahren drohe Spanien ein (erneuter) wirtschaftlicher Absturz aus dem Mittelfeld auf die Abstiegsplätze in Europa.
Die Wahrheit indes ist eine andere: Gerade in der Generation der 16- bis 25-Jährigen ist mehr als jeder vierte Spanier ohne Job. Die Jugendarbeitslosigkeit lag im April 2025 bei 25,6 Prozent, der EU-Schnitt liegt bei 14,4 Prozent. Nur in Finnland (27,2 Prozent) sind die Perspektiven für Schulabgänger innerhalb der EU noch düsterer. Auch über alle Altersklassen hinweg verzeichnete Spanien im Frühjahr mit 10,9 Prozent eine der höchsten Arbeitslosenquoten innerhalb der EU (EU-Schnitt 6,2 Prozent).
Der gesetzliche Mindestlohn (Salario Mínimo Interprofesional, SMI) liegt in Spanien seit dem 1. Januar 2025 bei 1.184 Euro im Monat oder 39,47 Euro pro Tag, zuzüglich der obligatorischen Bonuszahlen von je einem Monatsgehalt im Juli und Dezember also bei 16.576 Euro im Jahr, brutto wohlgemerkt. Und es sind eben diese SMI-Jobs, in die alle Migranten in den vergangenen Jahren vermittelt wurden und immer noch werden – und nicht die vergleichsweise gut bezahlten Jobs in der Mittel- und Oberschicht. Das gehört zur Wahrheit dazu, wird von der Zentralregierung in Madrid aber tunlichst verschwiegen, weil es natürlich ein gänzlich anderes Bild auf die eigene Wirtschafts- und Migrationspolitik werfen würde. Aus der vermeintlichen Erfolgsgeschichte wird so schnell eine bloße Erzählung.
Hunderttausende fordern Neuwahlen
In Spanien werden unterdessen Rufe nach einem Ende der Minderheitsregierung und vorgezogenen Neuwahlen immer lauter. Auch am vergangenen Wochenende fanden allen voran in Madrid und angetrieben durch die konservative Partido Popular (PP), wieder Hunderttausende den Weg auf die Straßen, um ihrem Unmut auf die Minderheitsregierung um Pedro Sánchez, den viele nur noch „den Paten“ nennen, Luft zu machen. Vordergründig geht es zwar um Korruptionsvorwürfe und die „Vertreibung der Mafia“ (O-Ton José Luis Martínez Almeida, PP-Bürgermeister von Madrid), aber auch die zunehmende Angst vor einem Rückfall in die großen Krisenzeiten der späten 00er- bzw. frühen 10er-Jahre schlägt bei den Demonstranten immer wieder durch.
Was aber bedeutet die Asylreform auf der Iberischen Halbinsel für uns? Spanien erscheint zunächst weit weg und der migrationsfreundliche Kurs der Sozialisten ist grundsätzlich auch kein großes Geheimnis. Doch spätestens beim zweiten Blick wird klar, dass diese neuerliche Aufweichung ganz unmittelbare Folgen für den Rest Europas und insbesondere Deutschland als nach wie beliebtestes Ziel illegaler Migranten mit sich bringen wird. Kamen diese bisher vor allem aus östlicher bis südöstlicher Richtung zu uns, droht sich jetzt eine neue Route aus dem Südwesten aufzutun.
Mit einer schnellen Änderung der Zustände in Spanien ist jedoch nicht zu rechnen. Denn das Land steckt in einem ähnlichen – und selbst gestellten – Dilemma wie viele seiner Nachbarn in Europa, ausdrücklich inklusive Deutschland. Für wirklich stabile politische Verhältnisse wäre die PP, in etwa das spanische Pendant zu CDU/CSU, auf Koalitionen – mindestens aber eine Zusammenarbeit mit regionalen Kleinparteien und (!) der Vox angewiesen. Letztere wiederum ist in etwa das spanische Pendant zur AfD und im dortigen Politbetrieb „aller demokratischen Parteien“ ebenso „gut“ gelitten wie die AfD hierzulande.
Statt einem Kurswechsel stehen die Zeichen in Madrid also auf einem Weiter so – mit ganz direkten Folgen auch für uns in Deutschland. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die in Spanien per Federstrich legalisierten Migranten weiter nordwärts ziehen, um sich dann eher früher als später in anderen, deutlich lukrativeren Sozialsystemen zu „verwurzeln“, namentlich aller Voraussicht nach dem deutschen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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