vor allem, wenn Noroviren mitfahren.
Noroviren, Caliciviridae, gehören zu denen, die die meisten von uns zum Kotzen finden, wenn sie ihnen begegnen, nicht nur führen Noroviren zu Erbrechen, sie haben auch Durchfall als reguläres Begleitprogramm ihrer Infektion, zuweilen, aber seltener Fieber und Kopfschmerzen. Fieber und Kopfschmerzen sind auch nicht unbedingt notwendig, wenn man die Hauptleistung von Noroviren betrachtet.
Noroviren gehören zu den Hochgeschwindigkeitsviren: kurze Inkubationszeit von 15 bis 48 Stunden, schnelle akute Phase, rund drei Tage und dann ist für diejenigen, die nicht aufgrund von Dehydration das Zeitliche gesegnet haben, alles überstanden – bis zum nächsten Mal, denn das Norovirus ist eines der Viren, die schnell und häufig mutieren. Sie nisten sich in den Därmen ihrer Opfer ein: Hervorragende Bedingungen zur Replikation. RNA-Viren wie Caliciviridae mutieren oft fehlerhaft, kopiereren ihre eigene RNA falsch, Ergebnis: Mutation. Hinzu kommt eine eingebaute Fehlerquelle im Capsid, die periodische Veränderungen vorherrschender Varianten von Noroviren herbeiführt, schon um die Immunabwehr der Organismen, die Noroviren zum Ziel ausgesucht haben, zu umgehen. Und weil das alles noch nicht reicht, gehören Norovrien nicht nur zu den Viren, bei denen schon geringe Mengen „Virus“ ausreichen, 60 bis 100 Partikel reichen in der Regel, um einen Wirt zu befallen, sie gehören auch zu den Viren mit einer der höchsten Replikationsraten.
Warum es bislang niemandem gelungen ist, einen Impfstoffe gegen Noroviren zu entwickeln, haben Sie gerade in geraffter Form gelesen.
Die Weitergabe von Noroviren erfolgt über die Fäkal-Orale-Route, zumeist über Erbrochenes (Rückstände oder Aerosole, die beim Erbrechen freigesetzt werden) oder Rückstände auf Oberflächen, denn Noroviren gehören zu den Überlebenskünstlern. Man kann sie einfrieren und bis zu 60 Grad Celsius erhitzen und sie überleben dennoch bis zu 14 Tage auf Oberflächen. Kurz: Das beste Mittel gegen Noroviren ist HYGIENE.
Und die besten Bedingungen für Noroviren, die herrschen auf Kreuzfahrtschiffen.
Erstaunlich nur auf den ersten Blick, denn der Versuch, einen abgeschotteten Kasten, auf dem bis zu 6.000 Personen zusammengepfercht sind, hygienisch zu halten, der kommt wahrscheinlich dem Versuch gleich, ein Feld gegen einen Heuschreckenschwarm zu verteidigen.
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Und damit Sie wissen, worauf Sie sich bei einer Kreuzfahrt einlassen, haben wir im Folgenden ein Aufstellung der Norovirus-Ausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen, die im Verlauf eines Jahres (von September 2024 bis September 2025) im Vessel Sanitation Program (VSP) des US-amerikanischen CDC gemeldet wurden. Die Aufstellung betrifft ausschließlich Kreuzfahrten, die einen US-amerikanischen Hafen angelaufen sind. Ein Ausbruch liegt dann vor, wenn 3% der Passagiere oder der Crew Opfer eines Norovirus geworden sind. Wir hätten auch gerne Daten für Europäischeh Häfen präsentiert. Aber es gibt keine Datenbank, in der diese Daten vorgehalten werden.
Monat | Jahr | Schiff | Passagiere | Besatzung |
September | 2024 | Radiance of the Seas | 180/2172 (8.3%) | 3/894 (0.3%) |
2024 | Arcadia | 128/1959 (5.6%) | 19/799 (2.4%) | |
November | 2024 | Coral Princess | 69/1822 (3.8%) | 22/907 (2.4%) |
Dezember | 2024 | Zuiderdam | 87/1923 (4.5%) | 4/757 (0.5%) |
Ruby Princess | 103/3001 (3.4%) | 12/1142 (1.0%) | ||
Rotterdam | 127/2192 (5.8%) | 16/953 (1.7%) | ||
Queen Mary | 138/2430 (5.7%) | 12/1237 (1.0%) | ||
Queen Mary | 346/2565 (13.5%) | 71/1233 (5.8%) | ||
Oceanic Nautica | 18/639 (2.8%) | 20/398 (5.0%) | ||
Eurodam | 109/2139 (5.1%) | 13/832 (1.6%) | ||
Januar | 2025 | Silver Ray | 51/681 (7.5 %) | 5/532 (0.9%) |
Voldendam | 93/1369 (6.8%) | 11/1569 (1.9%) | ||
Viking Mars | 62/887 (7.2%) | 9/465 (1.9%) | ||
Coral Princess | 128/1894 (6.8%) | 20/885 (2.3%) | ||
Februar | 2025 | Radiance of the Seas | 160/2164 (7.4%) | 8/910 (0.9%) |
Rotterdam | 166/2614 (6.4%) | 19/969 (2.0%) | ||
Eurodam | 162/2057 (7.9%) | 17/834 (2.0%) | ||
Coral Princess | 69/1906 (3.6%) | 13/895 (1.5%) | ||
März | 2025 | Rotterdam | 89/2670 (3.3%) | 4/970 (0.4%) |
Queen Mary | 266/2538 (10.5%) | 19/1232 (1.5%) | ||
Seabourne Encore | 13/355 (10.4%) | 6/260 (2.3%) | ||
April | 2025 | Viking Polaris | 37/355 (10.4%) | 2/37 (5.4%) |
Zuiderdam | 56/1149 (4.9%) | 14/751 (1.9%) | ||
Eurodam | 148/2038 (7.3%) | 22/830 (2.7%) | ||
Mai | 2025 | Seven Seas Explorer | 22/666 (3.0%) | 2/545 (0.4%) |
Juli | 2025 | Navigator of the Seas | 134/3914 (3.4%) | 7/1266 (0.6%) |
September | 2025 | Serenade of the Seas | 94/1874 (5.0%) | 4/833 (0.5%) |
Bis zu 13% der Passagiere einer Kreuzfahrt haben im Zeitraum von September 2024 bis September 2025 Noroviren bewirtet und die eigene Kreuzfahrt damit über Bord gekippt. Nicht gerade wenig … Aber natürlich muss man die Anzahl der Ausbrüche und der betroffenen Passagiere mit der Gesamtzahl der Passagiere und Kreuzfahrten ins Verhältnis setzen und landet dann bei einem Risiko von 1% bis 3%, die Kreuzfahrt auf der Toilette zu verbringen.
Bei manchen Schiffen scheint man eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Durchfall und Erbrechen, nicht von Seekrankheit, sondern von Noroviren verursacht, mitzubuchen. Die Wahrscheinlichkeit, mindestens drei Tage unter Deck zu verbringen, steigt mit der Größe des Kreuzfahrtschiffes: Je mehr Passagiere, desto höher der Thrill, und sie steigt mit der Länge der Kreuzfahrt, wie Jenkins et al. (2021) im Rahmen einer Analyse der Daten, die im VSP eingegangen sind, herausgefunden haben:
Für diejenigen, die auf einem Kreuzfahrtschiff von Noroviren überfallen werden, bedeutet dies Quarantäne bis zum Ende der Kreuzfahrt, denn Noroviren gehören zu den Viren, die auch nach Beendigung der akuten Phase weiter und bis zu 14 Tagen übertragen werden können.
Wer das Pech hat, seine Kreuzfahrt durch eine Zusatzbuchung zu ergänzen, der bekommt KEIN Geld zurück, denn Erkrankungen gelten als allgemeine Reiserisiken, für die die Veranstalter keine Verantwortung übernehmen, auch dann nicht, wenn die Veranstaltungsorte optimale Nährböden für bestimmte Viren sind …
Das Risiko, das von Noroviren ausgeht, ist übrigens für Angehörige der Blutgruppe 0 höher als für den Rest. Warum, weiß niemand zu sagen, aber die Studien, die eine höhere Infektionsrate von Blutgruppe-0 Angehörigen zeigen, sind mittlerweile recht zahlreich.
Einen Überblick dazu findet man bei:
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Author: Michael Klein
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